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Tante Dimity und der Kreis des Teufels

Tante Dimity und der Kreis des Teufels

Titel: Tante Dimity und der Kreis des Teufels
Autoren: Nancy Atherton
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das Buch auf den Holztisch, wo er es mit einem weißen Geschirrtuch bedeckte.
    »Ich habe kein Tablett«, erklärte er, indem er das Geschirr daraufstellte, »also muss Ladlighters Illustrated History of the Ypres Salient einspringen.«
    »Ypres«, wiederholte ich, wobei ich mich bemühte, dieses schwere Wort auszusprechen.
    »Das war im Ersten Weltkrieg, nicht wahr?«
    »Sehr gut, Lori.« Adam war beeindruckt. »Es ist eine Stadt im Südwesten Belgiens. Die Soldaten nannten es Ypern, ja, es spielte eine bedeutende Rolle im Ersten Weltkrieg. Eine Viertelmillion Soldaten fielen dort.«
    »Schreibst du ein Buch über den Ersten Weltkrieg?«, fragte ich.
    »Ich schreibe über die Konsequenzen des Krieges.« Er brachte das improvisierte Tablett ans Bett und stellte es mir auf den Schoß. »Madam, es ist angerichtet.«
    Das Menü, bestehend aus einer wunderbaren, dunklen Rindfleischsuppe, wurde von einer dicken Scheibe Roggenbrot mit Butter und einem Becher süßen Tees mit reichlich Milch abgerundet. Meine Hände zitterten immer noch so stark, dass ich es kaum fertigbrachte, den Becher zum Mund zu führen, und nachdem Adam zugesehen hatte, wie ich einen Löffel voll Suppe auf sein Sweatshirt gekleckert hatte, fing er an, mich wie ein kleines Kind zu füttern. Als er mir den letzten Löffel Suppe gereicht hatte, hörten meine Hände auf zu zittern, und ich war in der Lage, den Tee ohne Hilfe zu trinken.
    Ich lehnte mich gegen die Kopfkissen zurück und sah zu, wie Adam das Geschirr spülte, die Öllampe löschte und sich einen dicken kobaltblauen Pullover überzog. Beim Anblick des Pullovers war ich etwas beruhigt. Adam Chase war nicht sehr groß, aber sein Körperbau war athletisch, und das warme Licht des Feuers auf seinen wohl trainierten Bauchmuskeln hatte mich stärker abgelenkt, als mir lieb war.
    Nachdem er das Feuer mit ein paar Kohlestü cken versorgt hatte, drehte er den Lehnsessel zu mir herum. »Ich schlage vor, du schläfst jetzt«, sagte er, indem er sich niederließ.
    »Willst du nicht wissen, was passiert ist?«, fragte ich.
    »Das hat eigentlich bis morgen Zeit, aber wenn du nicht warten kannst …«
    »Die Straße war völlig ausgewaschen«, unterbrach ich ihn. »Eben fahre ich noch am Berghang hoch, und im nächsten Moment hänge ich über dem … über dem Nichts. Ich konnte gerade noch aus dem Wagen springen, ehe er hinunter in den Nebel stürzte.« Ich seufzte tief.
    Bill hatte mir den kanariengelben Range Rover zu Weihnachten geschenkt, und jetzt war er in eine gottverlassene Schlucht gestürzt. Samt Reginald.
    »Weißt du noch, auf welcher Straße du warst?«, fragte Adam.
    »Ich bin mir nicht einmal sicher, ob es eine Straße war«, erwiderte ich. »Sie war unbefestigt, ungefähr fünf Zentimeter breit und führte fast senkrecht nach oben.«
    Adam spitzte die Lippen. »Du musst auf einer Straße im Militärgelände gewesen sein. Das passiert normalerweise nicht. Das Gebiet wird sorgfältig abgesperrt. Hast du die Warntafeln nicht gesehen?«
    »Ich konnte nicht mal die Straßenbegrenzung sehen«, erklärte ich. »Sind wir denn auf militärischem Gelände?«
    »Die Hochmoore sind eine Art Übungsgelände«, sagte Adam. »Das Militär veranstaltet in manchen Gebieten Artillerie-Übungen.«
    »Na ja«, ich lächelte etwas gequält, »das wird meinem Mann die Sache erleichtern, wenn er die Truppen ausschickt, um mich suchen zu lassen.«
    Adam lehnte sich in den Sessel zurück. »Jedenfalls dürfte es nicht schwer sein, Wyrdhurst zu finden.«
    »Was für ein Haus ist es?«, fragte ich.
    »Imposant«, sagte er nach einigem Nachdenken. »Und natürlich spukt es dort.«
    Ich lachte. »Gespenster mit rasselnden Ketten, die den Kopf unterm Arm tragen?«
    »Und nachts herumpoltern.« Adam schüttelte sich.
    »Schrecklich, nicht wahr, und das heutzutage!
    Aber man hat mir glaubhaft versichert, dass der Geist von Josiah Byrd dort nachts durch die Korridore wandelt.«
    »Wer hat dir das glaubhaft versichert?«, fragte ich zweifelnd.
    »Mein Automechaniker«, sagte Adam todernst, obwohl seine Augen dabei lachten. »Mr Garnett ist eine Autorität in der Geschichte von Wyrdhurst. Der alte Josiah, der Bauherr, muss ein ziemliches Ekel gewesen sein. Und wenn man Mr Garnett Glauben schenken darf, ist er es immer noch.«
    »Wenn Josiah Byrd Wyrdhurst Hall erbaut hat, muss er schon ewig lange tot sein«, wandte ich ein. »Du willst mir doch nicht weismachen, dass die Dorfbewohner immer noch Angst vor ihm haben?«
    »Das
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