Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tante Dimity und der Fremde im Schnee

Tante Dimity und der Fremde im Schnee

Titel: Tante Dimity und der Fremde im Schnee
Autoren: Nancy Atherton
Vom Netzwerk:
umzubringen . Auf Anscombe Manor hat er es schon zuvor versucht , mehrere Male . Deshalb beschloss seine zweite Frau , das Haus zu verkaufen und mit der Familie nach London zu ziehen .
    Sie glaubte , dass ein Luftwechsel Sir Miles guttun würde , aber einem Mann , der auf selbstzerstörerischem Kurs ist , kann man nur bedingt helfen .
    Ich fuhr mit der Hand durch meine ohnehin schon arg zerzausten Locken und dachte nach.
    »Wussten die Kinder, warum die Familie nach London zog?«
    Felicity schon . Sie war alt genug , ihr erzählte man die Wahrheit , aber Christopher war noch zu jung .
    »Glaubst du, dass Kit jemals von den Selbstmordversuchen seines Vaters erfahren hat?«, fragte ich.
    Ich bezweifle , dass es Gesprächsthema bei Tisch war . Die Familie war sehr auf Sir Miles’
    Ruf bedacht . Aber als er mir seine furchtbaren
    » Memoiren « zeigte , wusste ich , dass er nicht mehr ganz richtig tickte .

    Ich richtete mich auf. »Wann hat er sie dir gezeigt?«
    Vor Jahren , noch bevor er Anscombe Manor verließ . Als er mir erzählte , dass er diese schrecklichen Bilder seinem Sohn vermachen wolle , hätte ich ihm beinahe eine Ohrfeige verpasst .
    Ich sah zu Reginald hinüber, und in dem flackernden Licht des Kaminfeuers schien es, als nickte er, als wollte er meine Befürchtungen bestätigen. »Wie war das Verhältnis zwischen Felicity und Christopher?«
    Sie erzählte jedem , der es hören wollte , wie sehr sie ihren kleinen Bruder vergöttere , aber mich hat sie nie becirct . Dieses Kind hasste sie von dem Tag an , an dem es geboren wurde .
    Christopher war ein Engel und Felicity … war keiner . Warum fragst du?
    Ich klammerte mich an der Armlehne des Sessels fest, zwischen Wut und Erleichterung schwankend. »Weil Felicity ihrem Bruder einen unglaublich grausamen Streich gespielt hat.«
    Während ich immer zorniger wurde, erzählte ich Tante Dimity von Lady Havorfords Anschuldigungen und wie niederschmetternd sie für Kit waren. Ich erzählte ihr von seinen Versöhnungsfahrten, von den Seelen, für die er gebetet, und von den Menschen, denen er unterwegs geholfen hatte. Dabei spürte ich sogar so etwas wie Mitleid für die Frau, deren Lügen ihn zu seiner Pilgerreise veranlasst hatten. Felicity Havorford hatte alles Geld der Welt, und Kit hatte nichts, aber ich wusste, wer von beiden reicher war.
    Dimity zeigte sich weniger nachsichtig als ich.
    Ich kann mir vorstellen , dass es Felicity mächtig gestunken hat , dass Kit sein Geld der Suppenkü che in Stepney übertrug .
    »Sie sagte, er habe sein Erbe an Fremde verschleudert, die es nicht verdient hätten.«
    Da hast du’s . Sie hasste Christopher , weil er das Geld der Familie entzog , nicht weil er angeblich seinen Vater ermordet hatte . Vielleicht zielte sie die ganze Zeit nur darauf ab , seine Schuldgefühle zu vertiefen , damit er sein ganzes Geld ihrem Sohn übertrug .
    »Aber sie ist doch schon so immens reich«, sagte ich.
    Würde mich nicht wundern , wenn sie bis zum Hals in Schulden steckt . Das war schon immer so .
    Verschwende kein Mitleid an Felicity Havorford , Lori . Es war abscheulich von ihr , diese bösen Lü gen zu verbreiten , und naiv von Kit , sie zu glauben . Ein paar hitzige Worte eines überemotionalen Teenagers treiben einen gestandenen Mann nicht in den Wahnsinn . Das hat der Krieg getan .

    »Das war auch meine Vermutung.«
    Da lagst du richtig . Sir Miles war eines jener zahlreichen Kriegsopfer , deren Maschinen man abgeschossen hat . Seine Wunden waren unsichtbar , aber dennoch tödlich , und er hat sie sich schon lange vor Christophers Geburt zugezogen .
    Und nun hat Felicity einmal mehr gezeigt , was für ein schlechter Mensch sie ist . Nicht einmal in der Stunde der Not will sie ihrem Bruder helfen .
    »Mach dir keine Sorgen um Kit«, sagte ich.
    »Julian und ich werden uns um ihn kümmern.
    Wir beide haben Kit sehr viel zu verdanken. Er hat Julian das Leben gerettet und …« Ich blickte in das Feuer und sah die Kerzen vor mir, die in der Sankt-Josephs-Kirche brannten. »Er hat auch mir geholfen.«
    Auf welche Weise?
    »Er hat mich gezwungen, mich mit Dingen auseinanderzusetzen, die ich verdrängen wollte.
    Ohne Kit wäre ich niemals nach Sankt Benedikt gekommen, und dann hätte ich nie begriffen, wie viel mich mit den Männern verbindet, die dort leben.«
    Er hat dich an die schweren Zeiten erinnert , die du durchgemacht hast . Nicht jeder heißt solche Erinnerungen willkommen .
    »Ich habe mich mit Händen und Füßen dagegen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher