Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tante Dimity und der Fremde im Schnee

Tante Dimity und der Fremde im Schnee

Titel: Tante Dimity und der Fremde im Schnee
Autoren: Nancy Atherton
Vom Netzwerk:
sagte ich zu Bill, als wir durch den Schnee auf den Eingang des Herrenhauses zustapften. »Die Jungen auch, wenn sie alt genug sind.«
    »Ich auf einem Pferd?«
    Bill sah mich mit gespieltem Entsetzen an.
    »Hinter meiner Lebensversicherung her, was?«
    Ich lachte. »Ich bin hinter jemand anderes Versicherung her. Ich erklär’s dir später.«
    Emma und Derek richteten ein Festmahl aus, das dem meiner Nachbarn in unserem Cottage in nichts nachstand. Der Speisesaal war mit Zweigen geschmückt und mit Kerzen erleuchtet, und als die Teilnehmer des Krippenspiels eintrafen, um ihren Triumph zu feiern, wurden sie mit Jubelrufen begrüßt. Bill und ich tranken Würzbierbowle, probierten den Plumpudding und mischten uns fröhlich unter die anderen Gäste.
    »Muss ich dir dafür danken, dass Weihnachten doch noch den Weg in unser Cottage gefunden hat?«, fragte ich, als wir uns verabschiedet und unser Haus erreicht hatten.
    »Ich kann nichts dafür«, antwortete Bill mit einem Blick auf die deformierten Rotkehlchen, die sich an das Spalier klammerten. »Vater ließ alle wissen, dass du nach Oxford gefahren warst, um Kit Smith zu helfen, und von diesem Zeitpunkt an übernahmen die Dorfbewohner das Kommando. Sie haben die ganze Nacht in der Küche gearbeitet und verbrachten den ganzen Vormittag damit, das Cottage zu verschandeln
    … ich meine natürlich zu verschönern.«
    »So hatte ich es nicht geplant.« Ich dachte an die Mühen und an die Güte, die hier am Werk gewesen waren, um all den Kitsch anzubringen.
    »Es ist viel schöner geworden.«
    Wir hakten einander unter und gingen den schneebedeckten Plattenweg entlang, und als wir vor der Haustür standen, sah ich meinen Ehemann an.
    »Bill, ich weiß, dass du darauf brennst, dass ich dir von meiner bemerkenswerten Reise erzähle, aber … da gibt es jemandem, mit dem ich zuerst reden muss.«
    Bill pochte auf seine Armbanduhr. »Ich gebe dir eine halbe Stunde«, sagte er. »Dann komme ich dich holen.« Er beugte sich herab und küsste mich sanft. »Richte Tante Dimity beste Grüße vom Weihnachtsmann aus.«

    Im Arbeitszimmer wartete Reginald auf mich.
    Mein rosafarbener Hase saß auf der Ottomane, von hinten durch den Schein des Kaminfeuers beleuchtet. Als ich den Raum betrat, warf er mir einen erwartungsvollen Blick zu. Ich stellte Kits Reisetasche neben ihm ab, holte Tante Dimitys blaues Tagebuch aus dem Regal und setzte mich in den großen Ledersessel.
    »Ich bin froh, dass du hier bist, Reg«, sagte ich. »Denn ich möchte dich mit jemandem bekannt machen.« Ich zog den Reißverschluss der Reisetasche auf und nahm das kleine braune Pferd heraus. Dann öffnete ich das blaue Buch und lehnte mich zurück. »Er heißt Lancaster. Ich bin mir ziemlich sicher, dass ihr Cousins seid.«
    Ich schaute auf die Seite des Tagebuchs, wo in Tante Dimitys altmodischer Handschrift ein einziges Wort auftauchte.
    Christopher .
    »Das stimmt«, sagte ich. »Kit Smith, der Landstreicher, ist Christopher Anscombe, der Junge, der früher über den Weg hinter Anscombe Manor zu dir geritten kam.«

    Wir haben ihn nicht Kit genannt , aber ich hätte es wissen sollen . Sir Miles Anscombe , der Pathfinder-Orden … ich hätte es wissen sollen .
    »Du hast einfach in eine völlig andere Richtung gedacht«, tröstete ich sie. »Du hast versucht, dich an einen Piloten zu erinnern, den du auf einem Stützpunkt oben in Lincolnshire kennengelernt hattest, nicht an einen kleinen Jungen von nebenan.«
    Was ist mit Christopher geschehen? Wie konnte aus diesem Goldjungen ein Landstreicher werden?
    Ich fuhr mit dem Daumen über die verfilzte Mähne von Lancaster, bevor ich ihn sachte neben Reginald stellte. »Es hängt mit seinem Vater zusammen.«
    Aber Sir Miles war ein …
    »Ein Held«, unterbrach ich sie. »Ja, ich weiß.
    Er war ein Held, der Schulen und Kirchen bombardiert hat, der Mütter und kleine Kinder und alte Männer getötet hat. Und er hat all das getan, weil er die Welt zu einem besseren Ort machen wollte, auch für seine Kinder. Aber er bekämpfte Böses mit Bösem, und am Ende glaubte er selbst, böse zu sein. Dimity …« Ich suchte nach Worten, es ihr schonend beizubringen, aber es gab keine schonenden Worte. »Sir Miles Anscombe beging vor vier Jahren Selbstmord.«

    Ein Seufzer schien durch den Raum zu schweben, das Kaminfeuer flackerte auf. Also hat er es schließlich doch geschafft .
    Ich starrte auf das Blatt. »W-was?«
    Sir Miles hat es schließlich doch geschafft , sich
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher