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Tante Dimity und der Fremde im Schnee

Tante Dimity und der Fremde im Schnee

Titel: Tante Dimity und der Fremde im Schnee
Autoren: Nancy Atherton
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gelesen haben.«
    »Ich habe Zeitungen damals für praktischere Dinge benutzt.« Er zwinkerte, dann verdüsterte sich sein Blick wieder. »Ich kann kaum glauben, dass sie nicht mehr da ist. Ich dachte, sie würde ewig leben, so wie die Pyms.«
    »Warum drängte es Sie so sehr, sie zu besuchen?«, fragte ich. »Das Wetter war scheußlich, und Sie waren krank …«
    »Ich war zu krank, um zu wissen, wie krank ich war.« Er strich mit den Fingern über die Bettdecke. »Aber Dimity gehörte von Anfang an zu meinem Plan. Ich wusste nicht recht, was ich tun sollte, wenn meine Reise beendet war. Ich hoffte, Dimity könnte mir helfen.«
    »Sie kamen, um sich von ihr einen Rat zu holen«, sagte ich.
    »Und um ihr zu danken. Denn wissen Sie, sie hat mir schon früher geholfen.« Seine Hände blieben jetzt ruhig liegen. »Als meine Mutter starb, sagte Dimity zu mir, dass man von Trauer etwas lernen könne. Man könne den Schmerz anderer Menschen besser verstehen und ihn vielleicht mildern. Damals war ich zu jung, um es zu verstehen, aber Jahre später erinnerte ich mich an ihre Worte. Sie waren wie ein Lichtstrahl, der mich durch die dunkelsten Tage meines Lebens leitete. Wäre Dimity nicht gewesen, hätte mich die Trauer vielleicht überwältigt. Stattdessen machte ich sie zu meiner Verbündeten, die mir half, anderen zu helfen.« Er verzog die Lippen zu einem traurigen Lächeln. »Ich habe ihr sogar ein Geschenk mitgebracht, um mich für ihren Rat zu bedanken.«
    Ich zog den Lederbeutel aus der Reisetasche und reichte ihn Kit. »Das war in Ihrer Manteltasche, als mein Mann und ich Sie fanden.«
    Kit öffnete den Beutel, doch anstatt den Inhalt auf der Bettdecke auszuleeren, zog er nur einen einzigen Orden heraus. »Das ist das Pathfinder-Abzeichen«, sagte er leise. »Ich wollte, dass Dimity es bekommt. Ich hätte ihr noch so gern gesagt, was ihre Worte mir bedeutet haben.«
    Ich umschloss den schmalen, goldenen Adler.
    »Ich bin sicher, sie hört Ihnen jetzt zu.«
    »Vielleicht haben Sie recht.« Kit zog die Bänder des Lederbeutels zusammen und legte ihn wieder in die Reisetasche. »Vielleicht finden Sie es albern, aber in den letzten Tagen hatte ich des Öfteren das Gefühl, dass sie in meiner Nähe ist.«
    Er lächelte verlegen. »Sie hat mich gescholten, hat gesagt, ich solle meine Freunde nicht länger beunruhigen und endlich aufwachen.«
    »Ich bin froh, dass sie zu Ihnen durchgedrungen ist«, sagte ich innerlich lächelnd. »Denn ich habe Ihnen ein paar Jobangebote mitgebracht.«
    Ich erzählte ihm von Mr Barlows Vorschlag und einem ganz neuen Plan, den ich zusammen mit den Harris ausgedacht hatte. »Emma und Derek brauchen jemanden, der sich um die Pferde kümmert, wenn der Frühling kommt«, sagte ich.
    »Bis dahin wird Derek Ihnen ein Zimmer eingerichtet haben, von dem aus man die Stallungen und den alten Obstgarten überblicken kann. Der Job gehört Ihnen, wenn Sie wollen.«
    »Es gibt keinen Ort, an dem ich lieber wäre als auf Anscombe Manor.« Er senkte die dunklen Wimpern. »Aber ich habe kein Recht mehr, dort zu leben.«
    »Doch«, entgegnete ich. »Das haben Sie.« Ich zog das blaue Tagebuch aus meiner Schultertasche und legte es in seine Hände. »Ich habe Ihnen … eine Botschaft von Dimity mitgebracht.

    Ich warte draußen, bis Sie sie gelesen haben.«
    Noch bevor er irgendwelche Fragen stellen konnte, ging ich aus dem Zimmer und blieb auf dem Flur vor seiner Tür stehen. Ich fragte mich, ob es richtig war, ihm das Geheimnis des blauen Buches anzuvertrauen. Ich hatte keine Angst, dass er es verraten könnte, sondern eher, dass es ihn umhauen würde, wenn Tante Dimitys Handschrift erschien. Beim ersten Mal wäre ich bei dem Anblick fast in Ohnmacht gefallen, und ich war damals in Topform.
    Aber ich sagte mir, dass dramatische Situationen dramatische Lösungen verlangen, und nur von Dimity konnte Kit die Antworten bekommen, die er so verzweifelt suchte.
    »Lori!« Julians Stimme hallte durch den Korridor, während er auf mich zueilte. Als er vor mir stand, atmete er schwer, und sein Gesicht war gerötet, als wäre er den ganzen Weg von Sankt Benedikt hierher gelaufen. »Ich wäre schon früher gekommen, aber ich bin bis über beide Ellenbogen in … ach, lassen wir das lieber. Wie geht es Kit?«, fügte er hinzu und schaute besorgt zur Tür.
    »Es geht ihm gut, aber er muss jetzt eine Weile allein sein«, sagte ich. »Ich habe ihm einige neue Informationen über seinen Vater mitgebracht, die er sicherlich
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