Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tamuli 1 - Die schimmernde Stadt

Tamuli 1 - Die schimmernde Stadt

Titel: Tamuli 1 - Die schimmernde Stadt
Autoren: David Eddings
Vom Netzwerk:
daß die wehmütige Erinnerung Sperber einen Stich gab. »Ich dachte, Talen würde mit Euch zurückkommen«, sagte Sperbers Knappe, während er Faran den Sattel abnahm.
    »Er ist erkältet. Seine Mutter – und deine – war dagegen, daß er sich bei diesem Wetter ins Freie begibt, und ich hatte wahrhaftig keine Lust, mich mit ihnen anzulegen.«
    »Kluge Entscheidung.« Khalad klatschte Faran abwesend auf die Nase, als der mächtige Fuchs ihn zu beißen versuchte. »Wie geht es ihnen?«
    »Euren Müttern? Gut. Aslade bemüht sich immer noch, Elys ein paar Pfunde anzufüttern, aber damit hat sie nicht viel Glück. Wie hast du erfahren, daß ich in der Stadt bin?«
    »Einer von Platimes Gaunern sah Euch durchs Tor kommen und gab sofort Bescheid.«
    »Das hätte ich eigentlich wissen müssen. Du hast doch nicht etwa meine Gemahlin aufgeweckt?«
    »Das würde ich nie, solange Mirtai vor ihrer Tür Wache hält! Gebt mir Euren nassen Umhang, Hoheit. Ich werde ihn in der Küche zum Trocknen aufhängen.«
    Sperber brummte und nahm den durchgeweichten Umhang ab.
    »Das Kettenhemd ebenfalls, Sperber«, fügte Khalad hinzu, »bevor es sich ganz in Rost auflöst.«
    Sperber nickte, öffnete den Schwertgürtel und plagte sich aus dem Kettenhemd. »Wie kommt ihr mit eurer Ausbildung voran?«
    Khalad brummelte etwas Unverständliches. »Ich habe noch nichts gelernt, was ich nicht bereits konnte. Unser Vater war ein viel besserer Lehrmeister als der beste Ausbilder des Ordenshauses. Eure Idee wird sich nicht verwirklichen lassen, Sperber. Die anderen Novizen sind allesamt Edelleute, und wenn meine Brüder und ich sie auf dem Übungsplatz besiegen, nehmen sie es krumm. Wir machen uns jedesmal Feinde, wenn wir uns nur umdrehen.« Er hob den Sattel von Farans Rücken und über eine Boxenabtrennung. Flüchtig legte er die Hand auf den Rücken des großen Fuchses, dann bückte er sich, hob eine Handvoll Stroh auf und begann ihn abzureiben.
    »Weck irgendeinen Stallburschen und überlasse ihm das«, wies Sperber ihn an. »Ist in der Küche noch irgend jemand wach?«
    »Ich glaube, die Bäcker sind bereits auf.«
    »Bitte einen, daß er mir etwas zum Essen herrichtet. Es ist lange her seit dem Mittag.«
    »Wird erledigt. Was habt Ihr so lange in Chyrellos getan?«
    »Ich mußte einen kleinen Abstecher nach Lamorkand machen. Der Bürgerkrieg dort wird immer erbitterter, und der Erzprälat hatte den Wunsch, daß ich mich ein bißchen umsehe.«
    »Ihr hättet Eurer Gemahlin eine Botschaft senden sollen. Sie hat vorhin beschlossen, Mirtai nach Euch suchen zu lassen.« Khalad grinste. »Ich fürchte, Ihr müßt wieder mit einer Standpauke rechnen, Sperber.«
    »Daran bin ich gewöhnt. Ist Kalten im Schloß?«
    Khalad nickte. »Das Essen ist hier besser und man erwartet nicht, daß er dreimal am Tag betet. Außerdem hat er ein Auge auf die Kammerzofen geworfen, glaube ich.«
    »Das überrascht mich nicht. Schick ihn in die Küche, ich möchte mit ihm reden. Aber vorher will ich noch ins Badehaus.«
    »Ich fürchte, das Wasser ist kalt. Hier läßt man die Feuer nachts ausgehen.«
    »Wir sind Soldaten Gottes, Khalad. Man erwartet von uns, daß wir alle Unbilden tapfer ertragen.«
    »Ich werde versuchen, mir das zu merken, Hoheit.«
    Das Wasser im Badehaus war tatsächlich ziemlich kalt, und Sperber blieb nicht lange. Er schlüpfte in einen weichen weißen Morgenrock und schritt durch die dämmrigen Korridore des Schlosses zur hellerleuchteten Küche, wo Khalad mit dem verschlafen aussehenden Kalten wartete.
    »Heil, edler Prinzgemahl«, begrüßte Kalten ihn trocken. Der alte Freund war offenbar nicht sehr erfreut darüber, daß man ihn mitten in der Nacht aus dem warmen Bett geholt hatte.
    »Heil, edler Jugendgefährte des edlen Prinzgemahls«, entgegnete Sperber.
    »Also, das ist ein umständlicher Titel«, brummte Kalten säuerlich. »Was ist so wichtig, daß es nicht warten könnte?«
    Sperber setzte sich an einen der Tische, und ein Bäcker in weißem Kittel brachte ihm eine Platte mit Roastbeef und einem noch dampfenden Brotlaib, frisch aus dem Ofen.
    »Danke, Nachbar«, sagte Sperber zu ihm.
    »Wo warst du, Sperber?« Kalten setzte sich ihm gegenüber an den breiten Tisch; er hielt eine Weinkaraffe in der einen, einen Zinnbecher in der anderen Hand.
    »Sarathi hat mich nach Lamorkand geschickt«, erwiderte Sperber und riß ein großes Stück Brot vom Laib.
    »Deine teure Gemahlin hat inzwischen jedem im Schloß die Hölle heiß gemacht,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher