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Tamuli 1 - Die schimmernde Stadt

Tamuli 1 - Die schimmernde Stadt

Titel: Tamuli 1 - Die schimmernde Stadt
Autoren: David Eddings
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Schönheit. Die Haut sah im Kerzenschein golden aus, und ihre Wimpern waren so lang, daß sie die Wangen berührten. Sie hatte ihr Schwert auf dem Schoß und die Rechte leicht um den Griff gelegt.
    »Glaubt nicht, daß Ihr Euch unbemerkt anschleichen könnt, Sperber«, sagte sie, ohne die Augen zu öffnen.
    »Woher habt Ihr gewußt, daß ich es bin?«
    »Ich kann Euch riechen. Ihr Elenier vergeßt offenbar, daß wir Nasen haben.«
    »Aber wie konntet Ihr riechen, daß ich es bin? Ich habe eben erst gebadet!«
    »Auch das ist mir nicht entgangen. Ihr hättet Euch die Zeit nehmen sollen, das Wasser ein bißchen mehr aufzuheizen.«
    »Manchmal versetzt Ihr mich wirklich in Erstaunen, wißt Ihr das?«
    »Dann seid Ihr leicht in Erstaunen zu versetzen, Sperber.« Sie hob die Lider. »Wo seid Ihr gewesen? Ehlana war der Verzweiflung nahe!«
    »Wie geht es ihr?«
    »Wie immer. Wollt Ihr sie denn nie erwachsen werden lassen? Ich bin's allmählich leid, einem Kind zu gehören.« Mirtai betrachtete sich als Eigentum Königin Ehlanas – was sie jedoch nicht daran hinderte, die königliche Familie von Elenien mit eiserner Hand zu regieren und zu entscheiden, was für sie gut war und was nicht. Brüsk hatte sie alle Versuche der Königin unterbunden, sie zur Gefährtin zu machen. Eine atanische Tamulerin und ihre Rasse, behauptete Mirtai, sei vom Wesen her ungeeignet für die Freiheit. Sperber neigte stark dazu, Mirtai beizupflichten, denn er bezweifelte nicht, daß Mirtai binnen kürzester Zeit ganze Städte entvölkern könnte, wenn man sie ihren Instinkten folgen ließ.
    Mit unbeschreiblicher Anmut erhob sie sich. Sie war gut vier Zoll größer als Sperber, und wieder hatte er das seltsame Gefühl zu schrumpfen, als er zu der Riesin aufblickte. »Weshalb habt Ihr so lange gebraucht?« fragte sie.
    »Ich mußte nach Lamorkand.«
    »War das Eure Idee?«
    »Nein. Dolmant hat mich geschickt.«
    »Sagt das Ehlana. Klipp und klar! Falls sie glaubt, Ihr hättet Euch selbst zu der Reise entschlossen, wird die Streiterei wochenlang dauern, und dieses ständige Gezänk geht mir auf die Nerven.« Sie brachte den Schlüssel zum königlichen Schlafgemach zum Vorschein und blickte Sperber durchdringend an. »Seid sehr nett zu ihr, Sperber. Sie hat Euch unbeschreiblich vermißt und braucht jetzt einen greifbaren Beweis Eurer Zuneigung. Und vergeßt nicht, die innere Tür des Schlafgemachs zu verriegeln. Für gewisse Dinge ist Eure Tochter noch ein wenig zu jung.« Sie schloß die Tür auf.
    »Mirtai, müßt Ihr uns wirklich jede Nacht einsperren?«
    »Ja. Bevor ich nicht sicher bin, daß keiner von euch hier draußen herumwandert, kann ich nicht schlafen.«
    Sperber seufzte. »Ach übrigens«, sagte er. »Kring war in Chyrellos. Wahrscheinlich taucht er in einigen Tagen hier auf, um wieder mal um Eure Hand anzuhalten.«
    »Wird auch Zeit!« Sie lächelte. »Seit seinem letzten Heiratsantrag sind drei Monate vergangen. Ich dachte schon, er liebt mich nicht mehr.«
    »Werdet Ihr ihn je erhören?«
    »Das wird sich zeigen. Weckt jetzt Eure Gemahlin, Sperber. Ich werde Euch am Morgen wieder herauslassen.« Sie schob ihn sanft durch die Tür und verschloß sie hinter ihm sogleich wieder.
    Sperbers Tochter, Prinzessin Danae, lag zusammengekuschelt in einem großen Sessel am Kamin. Danae war jetzt sechs. Sie hatte schwarzes Haar, eine Haut so weiß wie Milch, große dunkle Augen und ein rosiges Mündchen. Sie war ganz junge Dame, gab sich ernst und sehr erwachsen. Dennoch war ein arg mitgenommenes Plüschtier namens Rollo ihr ständiger Begleiter. Prinzessin Danae hatte Rollo von ihrer Mutter geerbt. Wie üblich hafteten Grasflecken an den zierlichen Füßen des kleinen Mädchens. »Du hast dir Zeit gelassen, Sperber«, tadelte sie ihren Vater.
    »Danae«, rügte er sie seinerseits, »du weißt genau, daß du mich nicht beim Namen nennen sollst! Wenn deine Mutter das hört, wird sie anfangen, Fragen zu stellen.«
    »Sie schläft.« Danae zuckte die Schultern.
    »Bist du ganz sicher?«
    Sie bedachte ihn mit einem niederschmetternden Blick. »Natürlich bin ich sicher! Ich mache keine Fehler! Wie du weißt, kann ich dafür sorgen, daß niemand uns hört. Wo warst du?«
    »Ich mußte nach Lamorkand.«
    »Und auf den naheliegenden Gedanken, Mutter Bescheid zu geben, bist du wohl nicht gekommen? Die letzten paar Wochen war sie unerträglich!«
    »Ich weiß. Das habe ich inzwischen von mehreren Seiten gehört. Aber ich wußte nicht, daß ich so lange
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