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Tamuli 1 - Die schimmernde Stadt

Tamuli 1 - Die schimmernde Stadt

Titel: Tamuli 1 - Die schimmernde Stadt
Autoren: David Eddings
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Schlaf sah sie unsagbar jung und verwundbar aus. Er blieb am Fuß des Bettes stehen und blickte sie an. In ihrem Gesicht konnte er immer noch das kleine Mädchen sehen, das er ausgebildet und geformt hatte. Er seufzte. Solche Gedanken stimmten ihn stets melancholisch, denn sie erinnerten ihn daran, daß er im Grund genommen viel zu alt für Ehlana war. Sie hätte einen jungen Gemahl haben müssen – einen, der nicht so zernarbt und von Kämpfen gezeichnet war, einen, der besser aussah als er. Sperber fragte sich müßig, wann und wie er jenen Fehler begangen hatte, der Ehlanas Zuneigung so sehr auf ihn lenkte, daß sie sich weigerte, die Wahl eines anderen Gatten auch nur in Erwägung zu ziehen. Wahrscheinlich war es etwas Geringfügiges – ja Unbedeutendes – gewesen. Wer konnte schon wissen, welche Wirkung selbst die kleinste Geste auf einen anderen Menschen haben mochte?
    »Ich weiß, daß du da bist, Sperber«, sagte auch Ehlana, ohne die Augen zu öffnen. Ihre Stimme klang ein wenig gereizt.
    »Ich habe die Aussicht bewundert.« Ein bißchen Schmeichelei konnte das heraufziehende Gewitter vielleicht vertreiben, obwohl Sperbers Hoffnung nicht sehr groß war.
    Ehlana schlug die grauen Augen auf. »Komm her!« befahl sie und streckte ihm die Arme entgegen.
    »Ich war immer schon Eurer Majestät gehorsamster Diener.« Er grinste sie an und trat an die Seite des Bettes.
    »Ach, ja?« Sie legte ihm die Arme um den Hals und küßte ihn.
    »Meinst du, wir könnten den Ehekrieg auf morgen früh verschieben, Liebling?« fragte Sperber. »Ich bin ein bißchen müde. Wie wär's, wenn wir uns zuerst mit dem Versöhnen und erst dann mit dem Streiten beschäftigen?«
    »Mach dich nicht lächerlich! Dann würde ich ja meinen ganzen Ärger überspringen müssen. Was glaubst du, was ich mir alles an Vorwürfen für dich zurechtgelegt habe!«
    »Ich kann es mir vorstellen. Aber weißt du, Dolmant hat mich nach Lamorkand geschickt, und die Reise hat leider länger gedauert, als ich erwartet habe.«
    »Das ist nicht fair, Sperber«, sagte sie schmollend.
    »Was meinst du damit?«
    »Du solltest damit warten, bis ich eine Erklärung von dir verlangt hätte. Jetzt hast du mir die ganze Freude verdorben!«
    »Kannst du mir je verzeihen?« Er bemühte sich um eine übertrieben zerknirschte Miene und küßte seine Gemahlin auf den Hals. Er hatte entdeckt, daß sie diese kleinen Spielchen liebte.
    »Ich werde darüber nachdenken.« Ehlana lachte und erwiderte seinen Kuß. »Na gut«, ließ sie sich schließlich herab. »Nachdem du mir den Spaß nicht gelassen hast, kannst du mir gleich erzählen, was du getan und warum du mich nicht benachrichtigt hast, daß es länger dauern würde.«
    »Politische Erwägungen, Liebling. Du kennst Dolmant. Die Lage in Lamorkand ist sehr bedrohlich. Sarathi wollte eine fachmännische Einschätzung der dortigen Situation. Aber es durfte niemand erfahren, daß ich auf seine Anweisung dorthin reiste. Er hat untersagt, Botschaften zu schicken, da sie abgefangen werden könnten.«
    »Ich glaube, ich muß mit unserem hochverehrten Erzprälaten mal ein klärendes Gespräch führen«, stellte Ehlana fest. »Er hat offenbar Schwierigkeiten, sich zu erinnern, wer ich bin.«
    »Davon rate ich dir ab, Ehlana.«
    »Oh, ich habe nicht vor, einen Streit mit ihm anzuzetteln, Schatz. Ich werde ihn lediglich darauf aufmerksam machen, daß er es an der nötigen Höflichkeit mangeln läßt. Dolmant soll mich gefälligst erst fragen, bevor er meinen Gemahl in der Welt herumschickt. Ich werde Seiner Erhabenheit ein wenig müde. Jawohl, ich werde ihn Manieren lehren!«
    »Darf ich dabeisein? Das möchte ich um nichts in der Welt versäumen.«
    Sie funkelte ihn an. »Wenn du dir nicht auch eine Rüge einfangen möchtest, dann fange jetzt lieber mit der Versöhnung an.«
    »Das wollte ich gerade«, versicherte Sperber und drückte sie fester an sich.
    »Warum hast du so lange gewartet?« hauchte sie.
    Es war viel später, und der Unmut der Königin von Elenien war spürbar geschwunden. »Was hast du in Lamorkand herausgefunden, Sperber?« fragte sie und streckte sich genüßlich.
    »Westlamorkand ist zur Zeit in hellem Aufruhr. Ein Graf steckt dahinter – er heißt Gerrich. Wir sind ihm auf unserer Suche nach dem Bhelliom begegnet. Er war in einen dieser verschlagenen Pläne verwickelt, mit denen Martel während der Wahl des neuen Erzprälaten die Ritterorden von Chyrellos fernhalten wollte.«
    »Das spricht Bände über den
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