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Tamuli 1 - Die schimmernde Stadt

Tamuli 1 - Die schimmernde Stadt

Titel: Tamuli 1 - Die schimmernde Stadt
Autoren: David Eddings
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die Hierokratie der Elenischen Kirche nach Chyrellos, um an der »Wahl« seines Nachfolgers teilzunehmen. Eine Wahl ist ein eigenartiger Vorgang, bei der jeder seinen Wunschkandidaten nennt. In das betreffende Amt wird erhoben, wer die Stimmen des Großteils der Wähler bekommt. Ein solches Verfahren ist wider die Natur; doch da die elenische Geistlichkeit das Zölibat auf ihre Fahnen geschrieben hat, gibt es keine Möglichkeit, das Erzprälatenamt zu vererben. Der Primas von Cimmura hatte eine beachtliche Zahl hoher Kirchenleute bestochen, sich während der Beratungen der Hierokratie für ihn zu entscheiden, dennoch gelang es ihm nicht, die Mehrheit zu erringen. Zu diesem Zeitpunkt führte sein Helfer, der bereits erwähnte Martel, eine Armee gegen die Heilige Stadt, um die Hierokratie unter Druck zu setzen, auf daß sie Annias wähle. Ritter Sperber und einer kleinen Schar von Ordensrittern gelang es, die Basilika vor Martels Horden zu schützen, während die Hierokratie beriet. Der Großteil der Stadt Chyrellos wurde jedoch während der Kämpfe stark beschädigt oder zerstört.
    Als die Situation gefahrvoll wurde, kamen den Belagerten die Streitkräfte der Westelenischen Königreiche zu Hilfe. (Elenische Politik, wie vermerkt werden muß, ist kein allzu zartes Pflänzchen.) Die Verbindung zwischen dem Primas von Cimmura und dem Renegaten Martel kam ans Licht, ebenso die Tatsache, daß diese beiden eine geheime Abmachung mit Otha von Zemoch hatten. Empört über den Hochverrat des Primas' distanzierte sich die Hierokratie von diesem Kandidaten und wählte statt dessen einen gewissen Dolmant, den Patriarchen von Demos, einen tüchtigen Mann, wie es scheint. Doch wäre es verfrüht, Näheres zu schließen.
    Königin Ehlana von Elenien war kaum dem Kindesalter entwachsen, schien jedoch eine energische junge Frau mit festem, eigenem Willen zu sein. Sie hegte seit langem starke Zuneigung zu Ritter Sperber, wenngleich dieser zwanzig Jahre älter ist als sie; und bald nach ihrer Genesung gab Ehlana ihre Verlobung mit Ritter Sperber kund. Erzprälat Dolmant traute die beiden kurz nach seiner Amtseinsetzung. Merkwürdigerweise behielt die Königin ihr Herrscheramt. Indes müssen wir davon ausgehen, daß Ritter Sperber beachtlichen Einfluß auf sie ausübt, sowohl was Staatsgeschäfte als auch häusliche Angelegenheiten betrifft.
    Die Verwicklung des Kaisers von Zemoch in die inneren Angelegenheiten der Elenischen Kirche war natürlich ein casus belli, und die Armeen von Westeosien marschierten unter der Führung der Ordensritter ostwärts durch Lamorkand, um gegen die an der Grenze harrenden zemochischen Horden zu kämpfen. Der lange befürchtete Zweite Zemochische Krieg begann.
    Ritter Sperber und seine Kameraden jedoch ritten gen Norden, um nicht in die Schlachten verwickelt zu werden, bogen dann nach Osten ab, überquerten das Gebirge von Nordzemoch und begaben sich unerkannt zu Othas Residenz, der Stadt Zemoch, offenbar auf den Fersen von Annias und Martel.
    Trotz aller Bemühungen gelang es unseren Agenten im Westen nicht, Genaueres über die Ereignisse in Zemoch herauszufinden. Es besteht jedoch kein Zweifel, daß Annias, Martel, ja, sogar Otha dort den Tod fanden, indes sind sie für die Geschichte von geringem Interesse. Viel bedeutsamer ist die Tatsache, daß Azash, ein Älterer Gott vom Styrikum und die treibende Kraft hinter Otha und dessen Zemochern, ebenfalls sein Ende fand. Es besteht kein Zweifel, daß Ritter Sperber dafür verantwortlich war. Wir müssen gestehen, daß wir die Art von Zauber, die in Zemoch ausgeübt wurde, nicht begreifen, und daß Ritter Sperber über eine Macht verfügt wie noch kein Sterblicher vor ihm. Als Beweis für die ungeheuren Kräfte, die bei dieser Konfrontation eingesetzt wurden, soll nur darauf hingewiesen werden, daß die Stadt völlig zerstört wurde.
    Zweifellos hatte Zalasta, der Styriker, recht. Nur Ritter Sperber, Prinzgemahl der Königin Ehlana, hätte die Krise in Tamuli bewältigen können. Doch bedauerlicherweise war Sperber kein Bürger des Tamulischen Imperiums; aus diesem Grunde konnte der Kaiser ihn nicht wie einen Untertanen in die Reichshauptstadt Matherion zitieren. Die Regierung Seiner Majestät befand sich in einer Zwickmühle: Zum einen hatte der Kaiser keine Befehlsgewalt über Sperber, zum anderen wäre es eine undenkbare Erniedrigung gewesen, den Bürger eines fremden Reiches um Hilfe zu bitten.
    Die Lage im Imperium verschlechterte sich von Tag zu Tag,
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