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Titel: talon010
Autoren: Der ewige Waechter
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rechten Ärmel wischte er sich den dreckigen Schweiß aus der Stirn.
    Der Motor des schweren Fahrzeugs röhrte kurz auf. Die Kettenpanzer gruben sich in den trockenen lehmigen Boden, dann stand der Wagen still. Durch den aufgewirbelten Staub versuchte der französische Offizier etwas zu erkennen. Doch das Gelände lag genauso verlassen vor ihm wie das gesamte Gebiet, das sie in den letzten zwei Tagen passiert hatten. Frankreich unterhielt in Zentralafrika zwei Militärbasen – zum Schutz des einheimischen Präsidenten, wie es offiziell hieß. Inoffiziell wahrte man Frankreichs Interessen und hatte alle Hände voll zu tun, illegalen Geschäften und Schmuggelaktionen auf den Grund zu gehen. Doch dieser Auftrag war anders.
    Es war etwa eine Woche her, dass das Militär über Unruhen im Osten des Landes unterrichtet wurde. Anscheinend war es zu Stammesfehden gekommen, die sich auszuweiten begannen. Die Kommentare berichteten von einem Anführer, der die ethnischen Unruhen ausnutzte und damit begann, ein eigenes Machtgebiet aufzubauen. Danach waren die Kontakte abgerissen, und seitdem hatten sie aus der Region keine Informationen mehr erhalten.
    Das französische Militär entschied sich, eine Einheit Fallschirmjäger zu den Koordinaten zu schicken. Der Kontakt riss jedoch wenige Stunden nach der Landung ab. Auch die Luftaufklärung lieferte keine Hinweise. Es schien, als sei die ganze Einheit spurlos verschwunden. Deshalb wurden nun Bodentruppen hinterher geschickt. Der befehlshabende Brigadier in Bangui war sich sehr wohl bewusst, was dieser militärische Aufmarsch für die innere Stabilität des afrikanischen Landes bedeuten mochte. Doch das Wohl seiner Männer hatte für ihn Priorität.
    Devereux war inzwischen seit fünf Jahren in diesem Land. Er hatte die meisten Regionen in dieser Zeit bereist und glaubte von sich, langsam ein Gespür für die Menschen hier zu bekommen. Damit hatten sich auch seine Vorgesetzten überzeugen lassen. Sie wollten das Risiko von Spannungen so gering wie möglich halten. Frankreich konnte sich einen Bürgerkrieg in dieser unwegsamen Ecke Afrikas nicht leisten.
    Er warf einen Blick über die Schulter. Hinter ihm war das gesamte Regiment zur Ruhe gekommen. Eine Kolonne von gut einem Dutzend Transportlastwagen zog sich wie eine dunkelgrüne Perlenschnur durch das ockerfarbene Gelände, flankiert von mehreren Panzerwagen, deren Waffenstände mit einem schweren Maschinengewehr besetzt waren.
    Der Major wollte sich auf kein Abenteuer einlassen. Unruhen dieser Art waren für dieses Land ungewohnt. Das machte ihn misstrauisch. Er glaubte nicht an islamistische Übergriffe, auch wenn sie sich im Grenzgebiet zum Sudan befanden.
    Er konnte sich nur keinen Reim auf die verlassenen Dörfer machen, die sie seit Tagen passierten. Die Häuser sahen aus, als ob die Menschen mitten in der Bewegung ihre Häuser fluchtartig verlassen hätten und im Dschungel verschwunden wären. Das gleiche Bild bot sich ihm nun hier.
    Ujeme war ein kleines Fischerdorf, dessen Häuser sich entlang der Flussbiegung aneinanderreihten. Doch weder an den flachen Booten noch vor den einfachen Häusern waren zu dieser frühen Morgenstunde Menschen auszumachen. Alles lag verlassen vor ihm wie die vergessene Kulisse eines längst fertig gestellten Kinofilms.
    Devereux griff zum Mikrofon seines Funkgeräts und befahl einem seiner Leutnants in den Lastern, einen Erkundungstrupp vorzuschicken. Unweit des Dorfes waren die Fallschirmjäger abgesprungen. Wenn es ein Lebenszeichen von ihnen geben musste, dann hier. Er drehte sich um und sah, wie sich vier bewaffnete Soldaten von einer der hinteren Ladeflächen lösten. Eine innere Unruhe erfüllte ihn.
    Die Luft schien zu knistern und war trotz der anhaltenden Stille erfüllt von einer Vielzahl undeutbarer Geräusche. Der Offizier griff zu seinem Fernglas und verfolgte die Männer, die sich aufgeteilt hatten und im Schatten der ersten Häuser verschwanden. Unbewusst kaute er auf seiner Unterlippe. Sein Herz schlug spürbar in seiner Brust.
    Die Druckwelle erwischte ihn vollkommen unvorbereitet. Das Metall des Panzerwagens kreischte unter den massiven Stößen unbarmherzig auf. Devereux fluchte heftig und hielt sich nur mit Mühe am Geländer fest. Sein Fernglas schlug hart auf einer Kante des Fahrzeugs auf und verschwand dann im Staub des Bodens.
    Aus den Augenwinkeln musste er mit ansehen, wie mehrere Lastwagen einfach zur Seite gedrückt und umgeworfen wurden. Die schweren Fahrzeuge
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