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Titel: talon010
Autoren: Der ewige Waechter
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ihm Janet Verhooven aus Zentralafrika mitgebracht hatte. ‚Das Blut des schwarzen Löwen’ hatte sie ihn genannt und ihm eine Geschichte erzählt, die er selbst kaum glauben mochte.
    Doch nun … – Schreie lösten sich aus dem Stein. Sie fegten durch den Raum und wuchsen zu einem ohrenbetäubenden Dröhnen an.
    Alles in ihm drängte darauf, sich die Ohren zuzuhalten, doch Vanderbuildt griff nach dem Stein und umschloss ihn mit seinen Fingern. Das Licht durchdrang seine Hand und ließ deutlich jede Faser, jede Äderung erkennen. Flüssige Energie schien seine Haut zu durchströmen. Aber sie strahlte keine Hitze aus. Sie erfüllte nur seine Gliedmaßen und wanderten den Arm entlang.
    Das rote Licht leuchtete nun aus seinem Körper heraus. Vanderbuildt wollte die Finger öffnen, um den Kristall fallen zu lassen. Seine Hand gehorchte ihm jedoch nicht mehr. Fassungslos sah er zu, wie die Strahlen begannen, seinen Körper einzuhüllen.
    Furcht wuchs in ihm. Furcht vor etwas, das er nicht kontrollieren konnte. Dennoch fühlte er die Wogen von belebender Energie, die seinen gesamten Körper durchflossen. Unbewusst lachte er auf.
    Dann, so schnell wie das Leuchten gekommen war, verschwand es wieder. Zurück blieb der obsidianfarbene kleine Splitter, der kalt in seiner Hand lag. Vanderbuildt zitterte. Er musste sich am Schreibtisch abstützen, da seine Beine nachzugeben begannen. Schweiß perlte auf seiner Stirn. Er drehte sich um und sah mehrere Schatten, die sich im Raum versammelt hatten. Einer von ihnen betätigte einen Schalter an der Wand.
    Kühles Neonlicht flammte auf.
    „Mr. Vanderbuildt, Sir“, setzte sein Hausdiener an. Er wies ihn mit einer schroffen Handbewegung an, zu schweigen. Sein Blick wanderte von dem älteren Farbigen zu seiner Köchin und zwei Sicherheitskräften, die ebenso in den Raum gestürzt waren.
    „Sie alle haben nichts gesehen, ist das klar?“, fuhr er sie kalt an. Er zitterte noch immer. Der Atem brannte wie flüssiges Magma in seiner Lunge.

    Alice Struuten nippte vorsichtig an ihrem Tee und blies dann leicht über den Tassenrand hinweg.
    Sie schlüpfte aus den knallgelben Pantoffeln und legte ihre nackten Füße hoch. Das breite Panoramafenster ihres Apartments erlaubte ihr selbst im Sitzen einen Blick auf den Leuchtturm von Kapstadt, der die äußerste Landzunge begrenzte und im Licht der frühen Sonne deutlich zu erkennen war.
    Eigentlich hatte sie vorgehabt, sich heute zum Frühstück und einem Stadtbummel mit einer befreundeten Fotografin zu treffen. Doch im Augenblick bereitete es ihr große Mühen, sich mit anderen Menschen zu treffen. Sie war froh um die Abgeschiedenheit, die sie in ihrer kleinen Wohnung genießen konnte. Ihre linke Hand legte sich auf ihren rechten Oberarm und strich leicht auf und ab, wie um sich selbst zu trösten.
    Alice stellte die kleine Tasse auf den gläsernen Couchtisch vor sich. Ihr Blick wanderte zur Seite. Nachdenklich betrachteten die braunen Augen sich die Fotos, die ausgebreitet vor ihr auf dem Tisch lagen. Vor wenigen Tagen noch hatte sie alle Abzüge der Reise nach Zentralafrika vernichtet. Doch letzte Nacht war sie nach einem unruhigen Schlaf aufgestanden und hatte sich alle Filmrollen erneut durchgesehen.
    Die junge Frau atmete tief durch und nippte erneut an der Tasse. Es waren acht Bilder, die sie entwickelt und stark vergrößert hatte. Sie hatte sich die ungewöhnlichsten Bilder herausgesucht; die, die mehr zeigten als Landschaftseindrücke der Reise, auf die sie Vanderbuildt, Inc. geschickt hatte.
    Ihre schlanken Finger strichen über die glänzende Oberfläche des Papiers. Fast alle Motive zeigten einen hochgewachsenen Mann mit rotbraunen Haaren, der nicht minder unwirklich schien wie der Hintergrund, den die Fotografien abbildeten.
    Talon … seitdem die Fotografin wieder nach Südafrika zurückgekehrt war, hatten sich die Eindrücke der Reise immer mehr verändert. Zuerst war es ihr einziger Gedanke gewesen, lebend aus den Geschehnissen zu entkommen. Zu wild, zu unglaublich war das, was sie dort im Dschungel erlebt hatte, als dass sie es hätte so einfach verarbeiten können.
    Sie hatte die ersten Nächte nicht mehr schlafen können. Jeder Schatten, jedes kleine Geräusch ließ sie aufschrecken. Doch langsam wich die unauslotbare Furcht einer Faszination, dem Gefühl, dort in der Wildnis eine Story finden zu können, wie sie die Welt schon lange nicht mehr gehört hatte.
    In ihrem Kopf formte sich ein Entschluss, den sie sich selbst
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