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Tal ohne Sonne

Tal ohne Sonne

Titel: Tal ohne Sonne
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Nordindien, die Mongolei, Tibet und Feuerland, lauter Extremtouren. Jetzt fehlt mir nur noch Papua, um sagen zu können: Diese Welt ist verdammt schön und gefährlich zugleich. Schöne Lady, die Gefahr ist meine Geliebte. Mit mir machen Sie einen guten Fang.«
    »Bei mir werden Sie kaum finden, was Sie suchen, John Hannibal.« Leonora musterte den stämmigen Kerl. Er hat die Muskeln, die nötig sind, wenn man sich mit der Machete durch den Dschungel schlagen muß, dachte sie. So einen braucht man immer. Kreijsman ist nicht der Typ, der nach großer Ausdauer aussieht. »Wir gehen mit Köpfchen vor, nicht allein mit Muskeln.«
    »Wetten, Sie brauchen mich eher und öfter, als Sie jetzt glauben?«
    »Und warum wollen Sie mit uns ins Unbekannte?«
    »Eben weil es unbekannt ist. Und mit den Fotos von den letzten Steinzeitmenschen kann man eine Menge Dollars verdienen. Ein Bildbericht in ›Time-Life‹, und ich bin ein gemachter Mann! Ist das kein Grund?«
    Leonora sagte Reißner die Mitnahme zu. »Was haben Sie zur Expedition beizutragen?« fragte sie aber vorher.
    Sir Anthony war auf die Antwort sehr gespannt.
    »Beitragen? Wieso?« Reißners verblüfftes Gesicht war von einer kindlichen Naivität.
    »Wieviel Dollar?«
    »Ich und Dollar? Sehe ich so aus?«
    »Eben nicht. Darum frage ich ja.«
    »Ich denke, Sie haben den ganzen Kram schon zusammengekauft?«
    »Das habe ich. Man kann aber die Kosten trotzdem aufteilen.«
    »Ich mache Ihnen einen Vorschlag, schöne Lady.« Reißner verströmte wieder seinen handfesten, rauhen Charme. »Ich stelle Ihnen meine Arbeitskraft zur Verfügung. Für jeden Meter Dschungelpfad, den ich Ihnen Freischlage, berechne ich zehn Dollar. Nein, werde nicht unverschämt, John Hannibal! Ich schlage Ihnen einen Freundschaftspreis von fünf Dollar vor. Das ist bares Kapital. Wenn wir am Ende die Meter zusammenzählen, bekomme ich noch etwas raus von meinem Anteil! Einverstanden?«
    »Einverstanden!« Leonora erwiderte sein Lachen. »Verrechnen wir es so. Nur herausbekommen werden Sie nichts. Dafür dürfen Sie Fotos machen, so viel Sie wollen, ohne eine Honorarbeteiligung meinerseits.«
    »Das ist eine knochenharte Lady!« sagte Reißner zu Sir Anthony. »Aber sie gefällt mir. Mit der ziehe ich sogar durch die Hölle und fotografiere den Teufel beim Kesselumrühren.«
    »Dafür gefallen Sie mir nicht«, antwortete Sir Anthony. »Sie haben keine innere Bremse. Das ist bei einem solchen Unternehmen gefährlich.« Um weiteren Diskussionen auszuweichen, drehte er sich um und verließ das Zimmer.
    Reißner blickte ihm betroffen nach. Er verstand nicht ganz, was der alte General meinte.
    Einen Tag später stellte sich Peter Paul Schmitz vor, ein schlaksiger Junge von dreiundzwanzig Jahren mit rötlichblonden Haaren, wachen blauen Augen und zartgliedrigen Händen. Seine Nase war übersät mit Sommersprossen, und wenn er sprach und man ihn dabei scharf ansah, knackte er mit den Fingern oder wippte auf den Zehen auf und ab.
    »Sie sind also Medizinstudent«, sagte Leonora, nachdem Sir Anthony dem Jungen einen eisgekühlten Whisky hatte servieren lassen, den er tapfer trank und dann die Augen verdrehte.
    »Ja.« Ein Wippen auf den Zehen und ein Knacken der Finger. »Ich bin Deutscher, Miss Patrik. Aus Köln. Schmitz, kölscher Adel. Ich bin für ein Jahr aus dem Studium ausgestiegen.«
    »Sie wollen kein Arzt mehr werden?«
    »Aber ja! Ich bin Mediziner aus Leidenschaft, wenn man es so ausdrücken darf. Ich habe mir nur gesagt: Pepau – so nennen mich meine Freunde, gebildet aus Peter und Paul –, wenn du einmal fertig bist, brauchst du Jahre, bevor du es dir leisten kannst, dir die weite Welt anzusehen. Vielleicht bist du dann schon ein alter Mann und humpelst rheumatisch durch Singapore oder Hongkong. Sieh dir die Welt an, solange du noch nichts am Hals hast, solange du jung bist und dahin gehen kannst, wo kein Ausflugsbus hinfährt und wo die Eingeborenen nicht eine halbe Stunde im Kostüm tanzen, dann zu ihren Autos gehen und wegfahren zu ihren Bungalows. Tja, und das habe ich gemacht. Mein alter Herr – so nennt man bei uns seinen Vater – hat seinen Segen dazu gegeben. Er ist auch Arzt, hat eine Praxis mit drei Assistenten und neun Sprechstundenhilfen und scheffelt Geld, hat aber nie Zeit. Das ist mir eine Warnung, Miss Patrik. Also bin ich los … Ein Vierteljahr in Ostafrika, zwei Monate in der Südsee, zwei Monate Japan, dort habe ich auf einem Luxusdampfer als Assistent des Schiffsarztes
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