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Tal ohne Sonne

Tal ohne Sonne

Titel: Tal ohne Sonne
Autoren: Heinz G. Konsalik
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und E 8.«
    »Mein Gott, wissen Sie, was Sie da entdeckt haben?« Wepper legte den Zeigefinger auf die große Karte an der Wand. »Sie werden einen Orden bekommen.«
    »Was habe ich denn entdeckt, Sir?«
    »Das Flugzeug von Donald Zynaker. Die Expedition, die vor einem Jahr verschwunden ist. Junge, Sie sind der Held des Tages.«
    Minuten später wußte es das Ministerium in Port Moresby, eine Stunde später stieg die Hubschrauberstaffel unter dem Kommando von Captain James Donnoly zum Flug nach Kopago auf. Die Hubschrauber hatten fünfzig bestens ausgebildete Soldaten an Bord, eine Spezialtruppe, gedrillt für den Dschungeleinsatz.
    Fünf Stunden später ratterten die Maschinen über dem Planquadrat D 19 und E 8. Zwar lag wieder Nebel über dem Tal, aber er war heute nicht so dicht wie sonst. Sie sahen die beiden Motoren im gelben Fluß, die Bucht mit dem Kieselstrand, und als sie auf dem Uferstreifen zur Landung ansetzten, blickten sie verblüfft auf eine Hütte aus Palmstroh und Aluminium. Von ihr führte ein breiter Weg, der fast schon eine Straße war, in den sonst undurchdringlichen Urwald hinein.
    Donnoly war der erste, der in den Kieselsand sprang und seine Maschinenpistole in Anschlag brachte. Ihm folgte Lieutenant Wepper mit einem Schnellfeuergewehr. Die fünfzig Dschungelkämpfer scharten sich sofort zu Kampfgruppen und nahmen den Waldrand unter Kontrolle.
    Captain Donnoly sah Wepper verblüfft an. »Das sieht ja direkt kultiviert aus!« sagte er. »Ric, ich ahne etwas.«
    »Ich auch, Captain. Mein Gott, wenn das stimmt, was wir jetzt beide denken!«
    »Das werden wir in Kürze wissen.« Donnoly hob die Faust und ruckte mit ihr dreimal auf und ab. »Los, Jungs, hinein ins Unbekannte! Und nicht die Nerven verlieren, wenn ihr die ersten Kopfjäger seht!«
    Nach allen Seiten sichernd, gingen sie die Straße entlang, die sanft anstieg und den Berg hinaufführte. Man sah, daß sie immer saubergehalten wurde und daß jeder Pflanzennachwuchs sofort unter der Machete endete.
    Je weiter sie den Berg hinaufstiegen, um so lauter und zahlreicher ertönten die dumpfen Baumtrommeln.
    »Sie melden uns«, sagte Donnoly gepreßt. »Wir werden beobachtet – aber sehen Sie einen Kerl, Ric?«
    »Nein, Sir. Die können sich fabelhaft tarnen. Sie denken, da oben hängt ein dicker Ast, und dabei ist's ein Wilder.«
    »Ein unangenehmes Gefühl.«
    »Das kann ich Ihnen sagen.«
    Ein paar hundert Meter vor dem Dorf – sie rochen schon den Duft von gebratenem Fleisch, den der Wind ihnen zutrug – kam ihnen Zynaker entgegen, begleitet von Dai Puino und einem seiner Söhne.
    Wepper breitete die Arme aus und lief ihm entgegen. »Donald! Mein Gott, du lebst! Und wie gut du aussiehst! Junge, heute ist einer der schönsten Tage in meinem Leben. Was machen die anderen?«
    »Sie erwarten euch. Die Festtafel ist gedeckt, die Tänzer stehen bereit, die Frauen warten an den Kochtöpfen. Und Pater Lucius wird die Glocke läuten. Sie klingt ein bißchen merkwürdig, ist aus Aluminium gehämmert, war mal ein Teil der Außenhaut von meinem Vogel, aber es ist eine Glocke!«
    Und wirklich, die Glocke bimmelte, als Donnoly, Wepper und die Dschungelsoldaten die Lichtung erreichten. Die Kinder liefen ihnen mit Blumen in den Händen entgegen, und Leonora stand unter dem Vordach ihres ›Krankenhauses‹ und winkte mit beiden Armen.
    »So ähnlich muß das Paradies sein«, sagte Donnoly. »Ich stell's mir jedenfalls so vor.«
    »Gut, daß Sie es so sehen, Captain.« Zynaker deutete auf die Hütten. »Vor einem Jahr hingen überall noch Schrumpfköpfe und Girlanden aus Menschenknochen. Heute stehen die Kannibalen am Sonntag in und vor der Kirche und singen Choräle.«
    »Ungeheuerlich. Wie habt ihr das bloß geschafft?«
    »Man muß die Menschen lieben«, sagte Zynaker und ging weiter. »Das ist das ganze Geheimnis: Man muß lieben können.«
    Von seinem Thron, dem Flugzeugsessel, erhob sich Dai Puino und kam ihnen würdevoll entgegen. »Willkommen«, sagte er in einem kehligen Englisch. »Der Friede sei mit euch.« Dann zog ein breites Grinsen über sein Gesicht und ließ jede Falte tanzen. »Das habe ich von Pater Lucius gelernt – schön, was?«
    Heute ist das Dorf der Uma eine richtige kleine Stadt mit einem Generator, der elektrisches Licht erzeugt, mit zwei festen Steinhäusern, einer Kirche mit Turm und richtigen Glocken und dem ›Haus der Verwaltung‹. Plantagen ziehen sich den Berghang hinauf, in einer Schule lernen über zweihundert
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