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Tal ohne Sonne

Tal ohne Sonne

Titel: Tal ohne Sonne
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Hochland möchte. Bei Wintera hat sie eingekauft, bei Chandra Sikh, bei Henderson und bei Yuschi Nakanawa. Expeditionsgegenstände. Sogar Waffen. Hat einen Waffenschein, die Lady. Sehr hübsch soll sie sein, aber ein energisches Persönchen, das weiß, was es will. Und wo sie wohnt? Bei General Sir Anthony Lambs in Waigani. Wie der an die Lady kommt? Das muß man noch erfahren. Evelyn, Charles, ladet sie doch in den nächsten Tagen mal zum Tee ein. Das ist ja eine Sensation in der dumpfen Stille dieser Stadt. Eine Lady will ins Hochland …
    Der erste, der sich bei Sir Anthony meldete, war ein Holländer. Ein Geologe mit Namen Fred Kreijsman. Telefonisch bat er darum, empfangen zu werden; er habe etwas Außergewöhnliches zu erzählen.
    General Lambs bestellte ihn für den Nachmittag des nächsten Tages. »Es geht schon los, meine Liebe«, sagte er mit einem sarkastischen Lächeln zu Leonora. »In Port Moresby brodelt die Gerüchteküche. Ich wette, daß man in der ›Gesellschaft‹ bereits genau weiß, was Sie eingekauft haben. Und jetzt kommen die Neugierigen aus ihren Löchern, die Sensationslüsternen, die Klatschweiber, die galanten Spinner, die Sprücheklopfer und Besserwisser, diese ganze Bande von Schmeißfliegen, die sich überall ankleben, wo sie Honig wittern. Spätestens morgen ist die Presse hier, und die macht eine Heldin aus Ihnen. Lieben Sie solchen Rummel?«
    »Nein. Aber er könnte mir in diesem Falle nützlich sein.«
    »Ich wüßte nicht, wie.«
    »Vielleicht finden sich Interessierte, die an der Expedition teilnehmen wollen.«
    »Verrückte gibt es überall.«
    »Danke. Sie halten mich also für verrückt?«
    »Das sage ich Ihnen unentwegt. Aber Sie hören ja nicht auf mich, Frau Doktor Patrik, Tropenärztin. Heiraten Sie, bekommen Sie Kinder, sehen Sie sich die ganze Welt an, aber flüchten Sie aus diesem Land Papua. Es wird Sie – das wiederhole ich immer wieder – auffressen!«
    Nicht die Zeitungen meldeten sich von den Medien als erste, das Fernsehen war es, der TV-Sender von Port Moresby. Intendant Jeronie Hasselt war selbst am Telefon, als General Lambs den Hörer abhob.
    »Hallo, Anthony«, rief er, als sei Lambs von einem anderen Stern zurückgekehrt. »Wie geht es Ihnen? Gesund wie immer, was? Stiefelwichse konserviert den ganzen Körper, was?« Er lachte dröhnend, Sir Anthony dachte: Idiot! und hörte geduldig weiter zu. »Wir haben uns lange nicht gesehen.«
    »Und wohnen doch nur zehn Minuten voneinander entfernt.«
    »Eine Schande, wahrhaftig unverzeihlich. Darum meine Frage: Wann sehen wir uns endlich wieder?«
    »Jederzeit. Ich habe schon auf Ihr Filmteam gewartet.«
    »Filmteam? Wieso, Anthony?«
    »Jerome, Ihre Wiederentdeckung meiner Person ist doch keinem Gewissensbiß entsprungen! Sie wollen Leonora Patrik interviewen.«
    »Leonora heißt sie also? Schöner Name. Und die Lady soll so schön sein wie ihr Name.«
    »Noch schöner, Jerome.«
    »Und sie will tatsächlich ins Hochland?«
    »Ach! Das weiß man auch schon?« fragte Sir Anthony scheinheilig. »Es gibt hier doch eine Menge offener Ohren.«
    »Sie hat es selbst überall erzählt. Da dröhnen natürlich die Buschtrommeln. Wann können wir kommen?«
    »Morgen abend?«
    »Einverstanden. Und – Garantie für ein Exklusivinterview.«
    »Das kostet was, Jerome.«
    »Anthony, wir sind doch Freunde …«
    »Eine Expedition kostet Geld. Ihr könnt also dazu beitragen, indem ihr ein gutes Honorar bezahlt. Auf Dollarbasis. Überleg es dir, ruf wieder an, sonst kein Bildchen für deinen Sender!«
    General Lambs legte auf, rieb sich die Hände und kehrte auf die Terrasse zurück. Leonora hatte sich auf einem Liegestuhl ausgestreckt und ließ sich von Butler Herbert mit einem Gin Tonic erfreuen.
    »Das Fernsehen kommt«, sagte Lambs und setzte sich auf einen Korbstuhl neben ihr. »In drei Tagen wird ganz Papua-Neuguinea von Ihnen sprechen. Ihre Expedition wird das Gespräch des Jahrzehnts sein.« Und mißlingen, dachte er dabei zufrieden. Spätestens in Kopago wird sie das Handtuch werfen, genau das, was alle von ihr im geheimen erwarten und ihr gönnen. »Was wissen Sie von Ihrem Vater?« fragte er und beugte sich zu Leonora vor.
    »Eigentlich sehr wenig. Meine Mutter, eine Deutsche aus der Gegend von Stuttgart, starb, als ich zehn Jahre alt war, an Leukämie. Ich wuchs dann in Internaten auf und sah Vater praktisch nur in den Ferien. Und auch das nur tageweise. Er war immer unterwegs. Einmal mußte ich in den großen Ferien
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