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Tal des Schreckens

Tal des Schreckens

Titel: Tal des Schreckens
Autoren: Ben Nevis
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dort in den Bergen, aber das ist lange her, über hundert Jahre, und ich habe an diesem Abend nicht wirklich an eine Gefahr gedacht. Vielleicht wäre es besser gewesen ...«
    Der Kellner kam und fragte, ob sie noch einen Wunsch hätten. Justus bestellte sich noch eine Cola. Bob schloss sich ihm an, während Peter einen frisch gepressten Orangensaft wählte. Er war gerade wieder auf dem Gesundheitstrip.
    Als der Kellner außer Hörweite war, fuhr Mrs Sullivan in ihrem Bericht fort. »Es dämmerte bereits, als ich die Landstraße dahinfuhr. Aber noch war für mich die Welt in Ordnung. Ich allein in den Magic Mountains, das hatte ein Hauch von Abenteuer. Das erste Auto begegnete mir erst nach einer halben Stunde! Die Nacht kam ziemlich schnell. Ich weiß nicht, ob ihr das kennt, Jungs, aber plötzlich verwandelt sich alles, was eben noch vertraut oder interessant ausgesehen hat, in eine kühle, fremde Welt. Ich musste mich immer mehr auf die Straße konzentrieren. Es gibt keine richtige Begrenzung an den Seiten, nur ab und zu diese Pfosten, von denen die meisten inzwischen umgefallen oder verwittert sind. Zum Glück ging der Mond auf. Aber viel steuerte das nicht zu meiner Aufmunterung bei.« Sie aß ein paar Bissen. »Was passiert, wenn mein Motor ausfällt?, dachte ich. Dann bin ich verloren. Der Tank war zum Glück drei viertel voll. Klar, ich hatte doch in Silver City getankt. Ich fuhr weiter. – Doch so langsam bin ich nicht mehr sicher, ob ich mich noch an alles erinnern kann. Ich glaube, hier etwa fangen die ersten Lücken an. – Ganz deutlich weiß ich aber noch, wie ich plötzlich die Innenverriegelung des Autos betätigt hatte. Sicherheitshalber, damit niemand von außen eindringen könnte. Mein Mut verließ mich mit jeder Meile, die ich weiterfuhr.« Mrs Sullivan schwieg und stocherte gedankenverloren in ihrer Vorspeise herum.
    Die drei ??? spürten, wie die innere Anspannung der Frau stieg, je näher sie dem Ereignis kam, an das sie sich nicht mehr erinnerte.
    »Ich fuhr und fuhr und immer mehr musste ich an den Fluch des Indianers denken«, erzählte sie weiter. »Die Magischen Berge waren heiliges Land für die Indianer. Schändete sie ein Fremder, wurde er verwandelt. In einen Stein, in einen Baum, in ein Tier. Je nachdem, was er angestellt hat. Ich wusste das von unserer 100.000-Dollar-Show bei Sundown TV , in der wir einen Kandidaten hatten, der alle Indianermythen kannte. Ihr kennt doch unsere Erfolgssendung?«
    »Äh, ich stehe eher auf den Spielfilmkanal«, sagte Justus und nahm einen Schluck Cola. »Wenn ich überhaupt fernsehe.«
    Bob nickte. »Spielfilme mag ich auch lieber als Shows. Oder Reportagen.«
    »Sport«, sagte Peter knapp.
    Mrs Sullivan lachte. »Na, dann hat unsere Marketingabteilung ja noch eine Aufgabe zu lösen. Aber zurück zu dieser alten Geschichte: Man erzählte sich, dass der Fluch besonders in einem bestimmten Tal der Magic Mountains wirkt. Es hieß bei uns Weißen das Tal des Schreckens. Die Indianer nannten es das Tal des Fluches. Wenn man durch dieses Tal fährt, so sagt man, sei jeder Fels, jeder Baum ein verwandelter Mensch.«
    Sie machte eine Pause und sah die Jungen an. »Ich erzähle euch das so ausführlich, weil ich glaube, dass es eine Rolle spielt«, sagte sie. »Der Polizei habe ich davon auch berichtet. Aber sie fand es nicht so bedeutsam. Ihr hört mir zu, und das freut mich.«
    »Alles kann eine Bedeutung haben«, sagte Justus geschmeichelt. »Wenn auch oft anders, als man zunächst vermutet. Lassen Sie nichts aus.«
    Mrs Sullivan nickte. »Schmeckt wirklich ausgezeichnet hier. Nun ja, eins muss ich zu dieser Indianergeschichte noch sagen: Die Verwünschung selbst heißt ›Der Fluch des Adlers‹. Der Medizinmann des Stammes verkleidete sich als Adler und verwandelte in einer Zeremonie die Eindringlinge. Deshalb sagt man auch, dass viele der Felsen Ähnlichkeit mit einem Adlergesicht haben.« Sie blickte auf. »Solche Sachen fallen einem mit Vorliebe natürlich genau dann ein, wenn man in dunkler Nacht allein durch eine unbehauste Gegend fährt. Inzwischen war ich längst in das Zentrum der Berge gekommen. Jedenfalls kann ich mich an ein paar gespenstische Bilder erinnern. Mondbeschienene Felsen, die wie große Vogelköpfe aussahen.«
    »Man sieht immer auch ein bisschen das, was man erwartet«, sagte Justus.
    »Genau, Justus. So erging es mir. Und die Felsen schienen die alten Geschichten zu bestätigen. Ich fuhr also diese Straße entlang. Nicht schnell,
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