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Tal des Schreckens

Tal des Schreckens

Titel: Tal des Schreckens
Autoren: Ben Nevis
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müsst ihr wissen, dazu fühlte ich mich zu unsicher. Ich hatte Angst und mein Blick geriet dauernd in die durch den Mondschein so zwielichtige Umgebung zu beiden Seiten der Straße, als ob von da etwas Grausames auf mich zustürzen würde.« Sie sah auf. »Aber etwa ab dieser Stelle weiß ich nicht mehr genau, was dann geschah. Es ist, als ob meinem Gedächtnis langsam der Strom abgedreht worden wäre wie einer Batterie, die ihrem Ende zugeht. Aber an eins kann ich mich deutlich erinnern. Ein dunkler Lastwagen tauchte vor mir auf wie eine schwarze Wand. Er fuhr ganz langsam und ohne Licht. Erst in letzter Sekunde habe ich ihn gesehen und ich weiß noch, dass ich die Bremse voll durchgetreten habe, um nicht auf ihn aufzufahren.« Sie schwieg.
    »Und dann?« Bob stockte der Atem.
    »Dann kann ich mich nur noch an einzelne Bilder erinnern. Nichts ist mehr logisch. Ich weiß nicht, ob ich es wirklich erlebt habe oder ob sich schreckliche Traumbilder in meine Erinnerung mischen. Jedenfalls sehe ich diesen schwarzen Lastwagen. Ich glaube, ich bin eine ganze Weile hinter ihm hergefahren. Vermutlich wollte ich ihn auch überholen, weil er so langsam war. Ich erinnere mich, dass er mitten auf der Straße fuhr. Es war nicht möglich, an ihm vorbeizukommen.«
    Die drei ??? saßen wie auf glühenden Kohlen. Mit einem Zug leerte Peter sein Glas. »Und?«, fragte er.
    »Plötzlich hielt der Lastwagen, ja, ich glaube, so muss es gewesen sein. Ich stoppte ebenfalls und saß starr vor Angst hinter meinem Steuer. Den Rückwärtsgang hätte ich wohl nie gefunden, so aufgeregt war ich gewesen. Und dann ging die Fahrertür des Lastwagens auf. Ich sah es wie in Zeitlupe. Ein Wesen kam heraus. Langsam ging es auf mich zu.«

Böses Erwachen
    Ausgerechnet jetzt musste dieser Kellner wieder kommen. Stolz balancierte er die Hauptspeisen vor sich her, die er auf einem Nebentisch abstellte, doch die Jungen blickten ihn eher verdrossen als hungrig an. Sie wollten hören, wie Mrs Sullivans Geschichte weiterging.
    »Alles in Ordnung, Misses?«
    »Danke, ja. Den können Sie mitnehmen.«
    Der Kellner nahm ihr den halb leeren Teller ab und servierte. »Noch ein Wunsch? Vielleicht die Herrschaften?«
    Ungeduldig schüttelten die drei Jungen den Kopf. Der Kellner verzog sich wieder, viel zu langsam, wie Justus fand.
    »Weiter!«, drängelte er und nahm sein Glas in die Hand.
    Mrs Sullivan nickte. »Ich würde euch nur zu gerne erzählen, was ich dann erlebt habe. Aber ich kann mich nicht mehr erinnern. Alles, was ich euch erzählen kann, sind Bilder aus meinen Träumen. Ich wache oft nachts auf und sehe es vor mir: Das Wesen kommt näher. Es ist schrecklich. Ganz starr sitze ich im Auto. Dieser Traum wiederholt sich oft. Die Bilder verfolgen mich in der Nacht.« Sie zitterte und Bob fragte sich einen Moment lang, ob sie die Frau so quälen durften. Aber wenn sie ihr helfen sollten, ging es nicht anders. Und schließlich hatte sie freiwillig um den Termin gebeten.
    »Er war es, der Adlerkopf«, sagte Mrs Sullivan schließlich. »Ich sah ihn wirklich. Den Adlerkopf des Zauberers mit seinen schrecklichen Augen. Es war der indianische Schamane. Ich dachte, er kommt, um mich in Stein zu verwandeln.«
    »Wow!«, entfuhr es Bob.
    Mrs Sullivan zuckte hilflos mit den Schultern. »Mehr weiß ich nicht. Mehr kann ich euch nicht erzählen.«
    »Sie haben keine Ahnung, was danach geschah?« Justus hielt sich an seiner Cola fest, obwohl das Glas schon leer war.
    Mrs Sullivan holte tief Luft. »Nein«, sagte sie mit festerer Stimme. »Nichts. Ich träume manchmal auch andere Dinge, es ist sehr wirr. Ab und zu taucht ein Felsen auf. Er ist vom Mond beschienen und glänzt. Er sieht aus wie ein riesiger bedrohlicher Adlerkopf. Größer als alle, die ich vorher sah. Aber ich weiß nicht, ob es nur ein Traumbild ist oder Realität. Aber was heißt schon Realität. Für mich ist es wahr.«
    »Sie glauben also, dass Sie ihn in der Nacht wirklich gesehen haben«, stellte Bob fest. »Aber wo genau war das? Abgesehen von dem Felsen, tauchen noch andere auffällige Merkmale der Landschaft in Ihren Träumen auf?«
    Mrs Sullivan schloss die Augen und konzentrierte sich ein paar Sekunden. »Ein kurviger Weg«, sagte sie, ohne die Augen zu öffnen. »Links ist ein Berghang mit Bäumen, rechts die Berge sind unbewaldet und höher, und dieser große Felskopf, er thront auf dem Bergrücken. Der Mond scheint. Ich glaube, da ist noch jemand bei mir, der mich führt, aber ich sehe ihn
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