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Takeover

Takeover

Titel: Takeover
Autoren: Fritjof Karnani
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einem abhörsicheren Besprechungsraum in der Unternehmenszentrale der BahnBau AG in Frankfurt wurde eine Sitzung des Konsortiums abgehalten. Auf Bitten der BahnBau AG fand das Treffen im kleinsten Kreise statt. Nur die beiden Verantwortlichen Direktoren waren anwesend, Udo von Bosewitz für die BahnBau AG und Klaus Hamann als Vertreter der Schienenfahrzeuge AG. Die beiden Firmen hatten sich als Konsortium zusammengefunden, um bei der internationalen Ausschreibung für den Bahnbau in Malaysia gemeinsam ein Angebot abzugeben. Es ging um einen Milliardenauftrag und die Angebotsfrist endete in 36 Stunden. Der größte Konkurrent des Konsortiums war die TrainInternational , ein Zusammenschluss von spanischen und französischen Unternehmen.

     
    »Guten Morgen, Herr Hamann, schön Sie zu sehen«, begann von Bosewitz das Gespräch, »Sie sehen etwas abgekämpft aus.«
    »Um ehrlich zu sein, Herr von Bosewitz , ich war etwas verwundert über Ihren Wunsch bezüglich dieses Treffens«, antwortete Klaus Hamann gereizt, »so kurz vor der Angebotsabgabe stecke ich natürlich genau so tief in der Arbeit wie Sie, und ich habe weiß Gott Wichtigeres zu tun, als am Morgen nach Frankfurt zu fliegen, um mit Ihnen Smalltalk zu machen. Was gibt es also so Wichtiges ?«
    »Das hier hat mich bewogen Sie so kurzfristig um einen Termin zu bitten«, bemerkte von Bosewitz und legte eine CD auf den Tisch zwischen Ihnen.
    »Und, was ist das?«
    »Das Angebot, das TrainInternational übermorgen abgeben wird, mit allen Anlagen und der Preiskalkulation.«
    »Sind Sie verrückt, Udo, wie kommen Sie zu diesen Unterlagen?«
    »Ich würde die Frage nach dem Woher gerne unbeantwortet lassen. Klaus, wir haben nicht mehr viel Zeit, ich benötige Ihre besten und vertrauensvollsten Mitarbeiter, um diese Unterlagen auszuwerten und unser eigenes Angebot entsprechend anzupassen .«
    »Was Sie vorschlagen, ist Industriespionage. Wenn das herauskommt, werden wir vom Angebotsprozess ausgeschlossen. Ganz abgesehen von allen anderen Problemen, die wir bekommen werden.«
    »Klaus, wir haben die letzten drei Ausschreibungen an TrainInternational verloren. Das Angebot für die Schnellbahnstrecke in Indien, das Angebot in Argentinien und schließlich auch die Ausschreibung in Tschechien. Immer waren wir die Zweiten. Wenn wir dieses Mal wieder nicht zum Zug kommen, sind wir endgültig aus dem Rennen .«
    »Und wenn das herauskommt, was Sie da planen, sind wir definitiv aus dem Rennen.«
    »Oder wir haben die Chance, den Auftrag in Malaysia zu gewinnen. Machen wir uns nichts vor, Klaus, wenn wir diesmal wieder unterliegen, war es das für uns. TrainInternational hat inzwischen so viele Aufträge gewonnen, dass sie uns weit überlegen sind. Und mit jedem weiteren Auftrag wird ihre Kostenstruktur besser als unsere. Ihre Forschungs- und Entwicklungskosten können Sie über immer mehr Aufträge verteilen, die berühmten › Economies of Scale ‹. Wenn wir in Malaysia wieder unterliegen, sind wir am Ende. Aber das wissen Sie selbst .«
    »Gut, reden wir Klartext. Was Sie vorschlagen, ist kriminell und kann uns beide persönlich Kopf und Kragen kosten .«
    »Ich für meinen Teil werde, wenn wir diesen Wettbewerb wieder verlieren, meinen Hut nehmen müssen, und wie man so hört, gilt das Gleiche für Sie, Klaus.«
    Damit hatte er Recht. Wenn dieser Auftrag nicht gewonnen wurde, würde Schienenbau die Produktion deutlich zurückfahren müssen. Einige Werke müssten geschlossen und Leute entlassen werden. Man hatte ihm klar signalisiert, dass Malaysia auch für ihn die letzte Chance war.
    »Udo, was Sie da vorhaben, ist Wahnsinn.«
    »Überlegen Sie, bei jedem Angebot wurden wir knapp unterboten, ich gehe jede Wette ein, dass wir eine undichte Stelle in unserer Organisation haben. TrainInternational muss Informationen über uns haben. Wir schlagen nur mit den gleichen Mitteln zurück. Und dieses Mal werden wir die Sieger sein .«
    »Und wenn das rauskommt, sind wir beide unsere Jobs los und unsere Unternehmen werden in Malaysia in den nächsten Jahren keine Angebote mehr abgeben dürfen.«
    »Das haben wir schon diskutiert, wir drehen uns im Kreis. Wenn wir den Wettbewerb in Malaysia verlieren, sind wir beide unsere Jobs los und unsere Unternehmen sind endgültig aus dem Geschäft. Wo also ist der Unterschied? Die Informationen auf der CD sind unsere einzige Möglichkeit, dieses Mal zu gewinnen .«
    Klaus Hamann überlegte lange, die Argumente waren nicht von der Hand zu
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