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Takeover

Takeover

Titel: Takeover
Autoren: Fritjof Karnani
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    »Wir haben versucht, einen Call mit dem Zugangcode live zu erwischen, um zu beobachten, was sie eigentlich machen .«
    »Super Idee, hat es geklappt ?«
    »Ja, wir konnten tatsächlich beobachten, wie sich jemand mit der unbekannten Kennung einwählte und es gelang uns zu verfolgen, was der Eindringling tat. Zu unserer Überraschung ist er nicht in das Internet gegangen, sondern hat sich über unser Netz in das Firmennetz von TrainInternational eingeloggt .«
    »Scheiße«, rief Ferry, »wenn er sogar in Firmennetzwerke vordringen kann, haben wir ein wirkliches Problem .«

     
    GermanNet betrieb ein so genanntes öffentliches Einwahlnetz, wie der Name schon sagt, ein Netz in das sich jeder – vorausgesetzt er hat einen Vertrag mit GermanNet – per Telefon und Modem einwählen konnte, um E-Mails zu versenden oder ins Internet zu gehen. Daneben bot GermanNet aber auch Unternehmen Datenleitungen an. So hatte zum Beispiel TrainInternational Leitungen gemietet, die die Zentrale in Paris mit den einzelnen Standorten verband. Diese Unternehmensnetze waren vom öffentlichen Einwahlnetz getrennt. Das Einwahlnetz war einfach nicht zu sichern, in Spitzenzeiten waren hunderttausende von Nutzern gleichzeitig im Netz. Das ließ sich nicht kontrollieren. Im Gegenteil, das Internet zeichnet sich gerade dadurch aus, dass es eben ein öffentliches Netz ist.
    Die öffentlichen und privaten Leitungsnetze waren daher streng voneinander getrennt und durch Firewalls geschützt. Der Fremde hatte aber offensichtlich einen Weg gefunden, sich von einem Telefon, irgendwo auf der Welt, in das öffentlich zugängliche Netz einzuwählen und dann alle Kontrollen und Sperren zu durchbrechen und Zugang zu den streng abgeschirmten Firmennetzwerken, denen GermanNet die Leitungen zur Verfügung stellte, zu erlangen. Das war bisher als absolut unmöglich angesehen worden.

     
    Ferry hatte keine Ahnung, wie das funktionierte und warum alle Sicherheitsmaßnahmen versagten.
    »Ihr habt in der kurzen Zeit hervorragende Arbeit geleistet. Das Problem hat jetzt eine ganz andere Dimension bekommen. Nehmt euch bitte noch was zu essen. Ich werde in der Zwischenzeit nachsehen gehen, ob Rolf Keller noch im Büro ist. Ich denke, wir sollten das Ganze gemeinsam besprechen .«
    Ferry traf Rolf, der gerade gehen wollte, am Fahrstuhl und bat ihn, zum Meeting dazuzukommen. Rolf kam widerwillig in den Besprechungsraum.
    »Ich denke, ihr kennt alle Rolf«, stellte Ferry ihn vor, »er ist für unsere Finanzen zuständig und alles, was unseren Aktienkurs beeinflussen könnte, geht ihn ebenfalls an. Doris, könntest du Rolf eine kurze Zusammenfassung von dem geben, was du uns gerade berichtet hast ?«
    »Ferry, ich weiß immer noch nicht, was die ganze Aufregung um diesen Hackerscheiß mit unserem Börsenkurs und der morgigen Aktionärsversammlung zu tun hat. Wir sollten unsere Zeit und Energie jetzt auf andere, wichtigere Dinge konzentrieren«, Rolf war Ferry ins Wort gefallen. Er genoss die peinliche Atmosphäre, die sofort im Raum entstanden war, und vor allem genoss er es, Ferry vor den Mitarbeitern so abzukanzeln. Doris, die gerade ansetzen wollte zu berichten, war sprachlos. So sympathisch und angenehm Ferry war, so unangenehm und unsympathisch war ihr Rolf.
    »Rolf, hör’ dir bitte erst einmal an, was Doris herausbekommen hat. Doris würdest du bitte anfangen ?«
    Doris berichtete noch einmal, was sie bereits den anderen erzählt hatte.
    »Was denkst du, Rolf, was passiert, wenn das bekannt werden würde ?« , fragte Ferry anschließend. Rolf räusperte sich: »Wenn das bekannt wird, kann das in der Tat zu einem enormen und vielleicht nicht mehr zu reparierenden Imageschaden führen. Wir könnten einen Teil unserer Firmenkunden verlieren und je nachdem, was die Hacker angestellt haben, ist es auch denkbar, dass Schadensersatzforderungen in Millionenhöhe auf GermanNet zukommen .«
    »So sehe ich das auch«, bestätigte Ferry und ergänzte, »die Firmennetze bringen zurzeit das Geld. Wie alle Service Provider verdienen wir mit den privaten Internetkunden kaum noch etwas, hier decken wir gerade mal unsere Kosten. Das Geld verdienen wir im kommerziellen Sektor und genau den könnten wir verlieren, wenn das bekannt wird, was wir gerade gehört haben .«
    Nach einer Pause, in der niemand ein Wort sagte, fuhr Ferry fort: » O.k ., es ist schon spät, Leute. Ich denke, wir alle müssen erst mal verdauen, was wir gehört haben. Lasst uns nach Hause gehen und das
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