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Takeover

Takeover

Titel: Takeover
Autoren: Fritjof Karnani
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eine Verbindung zum Internet ein. Die Kosten wurden dann einfach auf alle Nutzer umgelegt. Sein erstes ›Netzwerk‹ sprach sich schnell herum, und immer mehr Bekannte wollten mit angeschlossen werden. Da die Mitglieder seines Netzwerkes bald nicht nur im selben Haus wohnten, war es nicht mehr möglich, die Computer direkt miteinander zu vernetzen. Ferry Ranco musste sein erstes Einwahlnetz aufbauen. Über eine Einwahlnummer konnte man sich nun per Telefon und Modem bei ihm einwählen.
    Das Netz wurde ständig größer und Ferry war gezwungen, eine richtige Firma anzumelden. Aus dem Nachtbarschaftsnetz war ein Internet Service Provider Namens › BerlinNetz ‹ geworden. BerlinNetz schaltete erste Anzeigen in Studenten- und Stadtteilzeitungen. Das Internet zog immer neue Kunden an und man ging daran, ein deutschlandweites Einwahlnetz aufzubauen. Damit begann der raketenartige Aufstieg von BerlinNetz , das bald in GermanNet umbenannt wurde. Die Liberalisierung des Telefonmarktes in Deutschland gab schließlich den entscheidenden Push.
    Ein wichtiger Meilenstein war die Fertigstellung des ›Deutschen-Rings‹, also eines eigenen Glasfasernetzes, des so genannten Backbone , das als Ring quer durch Deutschland gelegt wurde. Das Leitungsnetz in Deutschland wurde ständig ausgebaut und am Ende der neunziger Jahre besaßen wir das leistungsfähigste Leitungsnetz neben der Deutschen Telekom. Über Tochtergesellschaften in Frankreich, England, Belgien, Italien und Spanien hatten wir begonnen, die dortige Infrastruktur aufzubauen, und GermanNet etablierte sich als europäischer Service Provider. Gibt es bis hierher Fragen ?«

     
    Oft gab es bei den Touren keinerlei Fragen und Angela wollte schon fortfahren, als sich ein junger Mann aus der letzten Reihe meldete.
    »Ja, bitte?«
    »Was hat das ganze Netz gekostet ?«
    »Vielen Dank für diese Frage. Natürlich waren der Aufbau des Netzes und der Bau der Infrastruktur nicht billig. Aber im Gegensatz zu vielen unserer Wettbewerber ist GermanNet trotzdem kein hochverschuldetes Unternehmen.
    Unser Börsengang hatte fast 2,5 Milliarden Euro in das Unternehmen gebracht, diese wurden fast vollständig in den Aufbau der Infrastruktur gesteckt. Und, lassen Sie mich das wiederholen, wir kommen bisher fast ohne Bankkredite aus, und sind nicht nur die Nummer Eins in Europa, sondern auch das am solidesten finanzierte Unternehmen der Branche. Wenn Sie sich den Usergraphen hinter mir ansehen, wir sind inzwischen bei einem Peak von 250.000 simultanen Usern angekommen, das bedeutet, seit wir uns hier unterhalten, haben sich weitere 25.000 Menschen in unser Netz eingewählt .
    Gibt es noch weitere Fragen?
    Gut, dann folgen Sie mir bitte, wir wollen als nächstes unser Operation Centre im Untergeschoss besichtigen .«

     
    Während sich die Besichtungsgruppe auf den Weg ins Untergeschoss machte, stand Ferry zwanzig Stockwerke höher immer noch am Fenster. Die letzten fünf Jahre waren so schnell vergangen, dass er seinen Aufstieg von der Verkabelung eines Mietshauses bis zur Verkabelung halb Europas kaum wirklich bewusst wahrgenommen hatte.
    Heute hatte sein Unternehmen fast 800 Mitarbeiter, einen Umsatz von zwei Milliarden Euro, und sein eigener Aktenanteil am Unternehmen betrug etwa 200 Millionen Euro. Rein theoretische Zahlen, Ferry konnte sich nicht vorstellen, was 200 Millionen wert waren, und vor allem, wie er sie je ausgeben sollte. Im Gegensatz zu seinen beruflichen Erfolgen waren die letzten fünf Jahre privat ein Desaster gewesen. Es gab drei Freundinnen in dieser Zeit. Doch alle Beziehungen blieben oberflächlich und nach kurzer Zeit waren sie langweilig und unbequem geworden. Diana war sein letzter erfolgloser Versuch gewesen.

     
    Die Besichtungsgruppe war mit dem Fahrstuhl in das dritte Untergeschoss gefahren. Wenn man dort angekommen war, traf man direkt hinter der Fahrstuhltür auf eine bombensichere Stahltür. Vor dieser versammelte sich die Gruppe.
    »Hinter dieser bombensicheren Tür befindet sich das Gehirn von GermanNet , unser Operation Centre, kurz OC genannt. Früher war hier eine Tiefgarage, bis wir alle drei Kellerstockwerke übernommen und umgebaut haben. Dieses Untergeschoss ist besonders gesichert. Wie Sie beim Herunterfahren gesehen haben, lässt sich der Fahrstuhl überhaupt nur dann dazu bewegen, im dritten Untergeschoss zu halten, wenn ein autorisierter Mitarbeiter seine Hand gegen den im Fahrstuhl angebrachten Scanner hält. Das von uns verwendete
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