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Tai-Pan

Tai-Pan

Titel: Tai-Pan
Autoren: James Clavell
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gebracht. Die Bezahlung für Jin-kwa bestand in einer Schiffsladung Opium, die heimlich irgendwo oben an der Küste von Struan geliefert wurde.
    Ein hieb- und stichfester Plan, dachte Cooper. Jeder ist reicher geworden und erhält die Handelswaren, die er sich wünscht. Aber wir hätten ein Vermögen gemacht, wenn unsere Schiffe den Tee direkt nach England hätten bringen können. Und er verfluchte die britische Navigationsakte, die es nur britischen Schiffen erlaubte, Waren in englischen Häfen zu löschen. Hol sie der Teufel, sie besitzen die ganze Welt.
    »Jeff!«
    Cooper folgte dem Blick seines Partners. Zunächst erkannte er nicht, worauf Tillman ihn in dem überfüllten Hafen aufmerksam machen wollte. Dann aber entdeckte er das Langboot, das sich vom Flaggschiff löste, und in ihm den hochgewachsenen rothaarigen Schotten, der so mächtig war, daß er dem Parlament seine Absichten aufzwang und die größte Nation der Welt in den Krieg trieb.
    »Es steht wohl kaum zu hoffen, daß Struan ertrinkt«, sagte Tillman.
    Cooper lachte. »Du irrst dich in ihm, Wilf. Und ganz sicher würde sich die See nicht an ihn herantrauen.«
    »Vielleicht doch, Jeff. Es wäre höchste Zeit. Bei allem, was uns heilig ist.«
    Dirk Struan stand im Bug des Langboots und fing wippend die Stöße der Kabbelsee auf. Obgleich es für die Flaggenparade bereits ziemlich spät war, trieb er seine Ruderer nicht zu größerer Eile an. Er wußte, die Sache würde vor seiner Ankunft nicht beginnen.
    Das Langboot befand sich dreihundert Yards vom Ufer entfernt. Die aufmunternden Rufe des Bootsmanns »Schlag, Schlag« vermischten sich mit dem heftigen Nordost-Monsun. In großer Höhe nahm der Wind offenbar an Stärke zu. Kumuluswolken trieben vom Festland her über die Insel und aufs Meer hinaus.
    Im Hafen wimmelte es von Schiffen, in der Mehrzahl britische Handelsschiffe jeder Größe sowie einige amerikanische und portugiesische Fahrzeuge. Vor dem Krieg pflegten die Handelsschiffe in Macao, der winzigen portugiesischen Niederlassung auf einer Festlandzunge, vierzig Meilen südwestlich über die gewaltige Mündung des Perlflusses hinweg, vor Anker zu gehen. Oder vor der Insel Whampoa, dreizehn Meilen südlich von Kanton. Nach chinesischem Gesetz durfte kein europäisches Schiff näher an Kanton herankommen. Auf Grund eines kaiserlichen Dekrets war der gesamte Europahandel auf diese Stadt beschränkt, in deren Mauern angeblich mehr als eine Million Chinesen lebten. Aber kein Europäer wußte es mit Sicherheit, denn keiner hatte jemals ihre Straßen betreten.
    Schon in alter Zeit hatten die Chinesen strenge Gesetze erlassen, die die Europäer ihrem Land fernhalten sollten. Die Unabänderlichkeit dieser Gesetze, das Fehlen der Freizügigkeit für Europäer und die Unmöglichkeit für sie, dort Handel zu treiben, wo es ihnen gefiel, waren die Ursachen dieses Krieges gewesen.
    Als das Langboot an einem Kauffahrer vorbeistrich, winkten einige Kinder Struan zu, der den Gruß erwiderte. Für die Kinder wird es ein Segen sein, endlich in einem richtigen Heim zu wohnen, auf eigenem Grund und Boden, dachte er. Bei Ausbruch des Krieges waren alle britischen Staatsbürger um ihrer Sicherheit willen auf die Schiffe evakuiert worden. Es mochten rund hundertfünfzig Männer, sechzig Frauen und achtzig Kinder sein. Einige Familien befanden sich schon nahezu ein Jahr auf einem der Schiffe. Um die Handelsschiffe herum lagen die Kriegsschiffe des Britischen Expeditionskorps vor Anker: Linienschiffe mit 74, 44 und 22 Kanonen, Briggs und Fregatten – ein kleiner Teil der mächtigsten Flotte, die die Welt je gesehen hatte. Und dazu Dutzende von Truppentransportern mit viertausend britischen und indischen Soldaten an Bord, Angehörige der stärksten Armee der Welt.
    Unter diesen Schiffen befanden sich auch die schönen Opium-Klipper mit den schräg nach hinten geneigten Masten, die schnellsten Schiffe, die jemals gebaut worden waren.
    Struan fühlte jähe Erregung heiß in sich aufsteigen, als er die Insel und den sie beherrschenden Berg betrachtete, der achtzehnhundert Fuß hoch fast unmittelbar aus dem Meer aufragte.
    Noch niemals hatte er seinen Fuß auf diese Insel gesetzt, obwohl er mehr über sie wußte als jeder andere Mensch. Er hatte sich geschworen, sie erst dann zu betreten, wenn sie britischer Besitz wäre. Er freute sich an seiner eigenen Starrköpfigkeit. Das hatte ihn jedoch nicht gehindert, seine Kapitäne und Robb, seinen jüngeren Bruder, an Land zu
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