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Tai-Pan

Tai-Pan

Titel: Tai-Pan
Autoren: James Clavell
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Mittelpunkt der Welt hielt. »Dieser Krieg ist jedenfalls vorbei, ob's nun ein gutes oder ein schlechtes Ende war.«
    »Merken Sie sich, was ich sage, Mr. Tillman«, fuhr Brock fort. »Dieser gottverdammte Vertrag wird zu nichts führen, weder für uns noch für die. Wir müssen Tschuschan behalten und Häfen auf dem chinesischen Festland öffnen. In ein paar Wochen haben wir wieder Krieg. Wenn im Juni der Wind richtig is' und das Wetter richtig is', dann muß die Flotte noch mal nach Norden, zum Peiho auslaufen. Und wenn wir wieder Krieg haben, wie sollen wir uns dann den Tee und die Seide von der letzten Ernte holen, he? Im vorigen Jahr kaum ein Geschäft, nur wegen Krieg – das Jahr zuvor überhaupt kein Geschäft, und dazu haben sie unser ganzes Opium gestohlen. Achttausend Kisten allein von mir. Hat mich zwei Millionen Silbertaels gekostet. In bar.«
    »Das Geld ist nicht verloren«, entgegnete Tillman. »Longstaff hat uns befohlen, es schießen zu lassen. Um unser Leben auszulösen. Dafür hat er uns auf die Britische Regierung bezogene Schuldscheine gegeben. In den Vertrag ist eine entsprechende Klausel aufgenommen. Sechs Millionen Silbertaels stehen dafür zur Verfügung.«
    Brock lachte rauh auf. »Glauben Sie denn wirklich, daß das Parlament für Longstaffs Papierchen geradesteht? Da stolpert doch jede Regierung, wenn sie den Zaster für das Opium verlangt. Und die sechs Millionen – mit denen werden die Kriegskosten bezahlt. Ich kenn' das Parlament besser als Sie. Ihre halbe Million Taels können Sie sich in 'n Kamin schreiben. Den Rat geb' ich Ihnen beiden. Wenn's also in diesem Jahr wieder Krieg gibt, is' es aus mit dem Handel. Und wenn es in diesem Jahr aus is' mit dem Handel, gehen wir alle bankrott. Sie, ich, jeder Chinahändler. Und sogar das gottverdammte Noble House.« Er holte mit einem Ruck seine Uhr heraus. Die Zeremonie hätte vor einer Stunde stattfinden sollen. Die Zeit verstreicht, dachte er. Tjaja, aber nicht für Brock and Sons, bei Gott. Dirk hatte siebzehn Jahre lang eine Periode mit gutem Joss gehabt. Nun war es an der Zeit für eine Veränderung.
    Brock schwelgte in dem Gedanken an seinen zweiten Sohn, Morgan, der geschickt – und skrupellos – ihre Interessen in England vertrat. Er fragte sich, ob es Morgan gelungen sei, Struans Einfluß im Parlament und in Bankkreisen zu untergraben. Wir werden dich schon noch zugrunde richten, Dirk, dachte er, und Hongkong mit dir zusammen.
    »Zum Teufel, warum geht's denn nicht endlich los?« rief er und eilte auf den Seeoffizier zu, der in der Nähe der Seesoldaten auf und ab schritt.
    »Was ist los mit dir, Jeff? Du weißt doch, daß er mit Hongkong völlig recht hat«, sagte Tillman. »Es wäre vernünftiger, ihn nicht zu reizen.«
    Cooper lächelte sein dünnes Lächeln. »Brock ist so verflucht selbstsicher. Ich konnte einfach nicht anders.«
    »Wenn Brock mit der halben Million Taels recht behält, sind wir ruiniert.«
    »Ja. Aber Struan wird das Zehnfache verlieren, wenn keine Zahlung erfolgt. Keine Angst, er wird sein Geld bekommen. Und dann kriegen wir auch das unsere.« Cooper blickte Brock nach. »Glaubst du, er weiß von unserer Abmachung mit Struan?«
    Tillman zuckte die Achseln. »Keine Ahnung. Aber bezüglich des Vertrages ist Brocks Urteil richtig. Es ist ein dummer Vertrag, der uns eine schöne Stange Geld kosten wird.«
    Während der letzten drei Monate waren Cooper-Tillman als geheime Kommissionäre für Noble House tätig gewesen. Britische Kriegsschiffe hatten die Blockade über Kanton und den Perlfluß verhängt, und britische Kaufleute durften dort keinen Handel treiben. Longstaff hatte – auf Struans Aufforderung hin – dieses Embargo als weitere Maßnahme ergriffen, um den Friedensvertrag zu erzwingen. Er wußte, daß die Lagerhäuser in Kanton mit Tee und Seide zum Bersten angefüllt waren. Aber da Amerika China keinen Krieg erklärt hatte, konnten amerikanische Schiffe ungehindert die Blockade durchfahren und den Kriegsschiffen eine lange Nase machen. So hatten Cooper-Tillman vier Millionen Pfund Tee von Tschen-tse Jin Arn – oder Jin-kwa, wie er mit Spitznamen hieß –, dem reichsten aller chinesischen Kaufleute, gekauft und sie nach Manila verschifft, angeblich für spanische Firmen. Der zuständige spanische Beamte hatte für eine beträchtliche Bestechungssumme die notwendigen Import- und Exportpapiere ausgefertigt, und der Tee wurde – zollfrei – auf Struans Klipper verladen und in aller Eile nach England
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