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Tagebuch der Apokalypse 02

Tagebuch der Apokalypse 02

Titel: Tagebuch der Apokalypse 02
Autoren: J.L. Bourne
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dreihundert Meter weit entfernt. Ich hatte also noch Zeit. Jene, die sich schon innerhalb der Flugplatzumzäunung befanden, zog ich zuerst aus dem Verkehr. Dann knöpfte ich mir nach und nach diejenigen aus der Masse vor, die am weitesten entfernt waren. Dies würde mir mehr Zeit verschaffen, bevor sie aufholten, wenn ich zum Turm zurückkehrte.
    Sie waren nun auf zweihundert Meter herangekommen. Die Meute wurde von so vielen Fliegen umschwärmt, dass mir beinahe übel wurde. Das kollektive Summen der Insekten war lauter als das Ächzen der Untoten. Das Schlimmste an ihnen waren meiner Meinung nach ihre ausgedörrten, verwesenden Gesichter. Ihre Zähne waren zu einem permanenten Fauchen gefletscht und ihre knochigen Klauen ständig nach Beute ausgestreckt.
    Es war an der Zeit, die Kurve zu kratzen. Ich sprang auf den Karren und umkreiste die Meute, ohne den Fuß vom Gas zu nehmen. Da das Wägelchen aus Sicherheitsgründen ein bestimmtes Tempo nicht überschreiten konnte, machte ich bestenfalls 15-20 Stundenkilometer. Als ich den Wasserturm erreichte, rief ich den Leuten dort zu, sich bereitzuhalten.
    Ich hatte keine Ahnung, ob sie mich hörten oder nicht. Der Hauptteil der Meute war fast einen Kilometer entfernt. Wir hatten Zeit, aber ich musste mich auch noch um ungefähr ein Dutzend Gestalten kümmern, die am Fuß des Turms zurückgeblieben waren. Die Batterie des Wägelchens zeigte erste Anzeichen von Erschöpfung.
    Ich erreichte das Loch im Zaun. Buschwerk behinderte meine Sicht, deswegen konnte ich nicht genau erkennen, was mich dahinter erwartete. Ich eröffnete das Feuer, als ich einen Kopf zu sehen glaubte. Ich gab diese Taktik auf und drang vorsichtig ins Gestrüpp unter dem Wasserturm vor. Die hier zurückgebliebenen Untoten waren vermutlich taub, denn sie befanden sich in einem fortgeschrittenen Verwesungsstadium. Möglicherweise hörten sie nicht mal mein Gewehrfeuer. Viele waren einäugig oder sahen gar nichts mehr. Sie gaben ein leichtes Ziel ab. Es dauerte nicht lange, bis die Gegend rund um den Turm sauber war. Ich rief zu den Überlebenden hinauf, sie sollten so schnell wie möglich runterkommen.
    Ich höre eine gebieterische Frauenstimme sagen: »Tu, was der Mann sagt, Danny.«
    »Ja, Oma«, erwiderte der Junge nervös.
    Er kam zuerst. Er war etwa zwölf Jahre alt und hatte brünettes Haar, dunkelbraune Augen und einen hellen Teint. Dann kam die Frau. Sie war vielleicht Ende fünfzig oder Anfang sechzig. Sie hatte lockiges rotes Haar und war leicht übergewichtig. Sie trugen ihre paar Habseligkeiten bei sich und schauten mich fragend an, als sie vor mir standen.
    Mein Selbstbewusstsein schien wie die Batterie des Gepäckwägelchens schwächer zu werden, nachdem ich so viele Untote gesehen hatte. Ich besann mich meiner gesamten schauspielerischen Fähigkeiten (im Kindergarten durfte ich mal Abraham Lincoln geben), täuschte den beiden jede Menge Zuversicht vor und begab mich zum Wägelchen.
    Die Meute der Verfolger war vielleicht noch sechshundert Meter entfernt und kam rasch näher. Ich stieg auf den Gepäckkarren und schaltete den Rückwärtsgang ein. Ein lautes Warnpiepsen ertönte. Mit einem Kabelbinder band ich das Pedal fest, damit es Gas gab, bis der Karren gegen etwas knallte oder die Batterie leer war. Ich sprang und rollte mich ab, um Verletzungen zu vermeiden. Der Karren düste laut piepsend davon, und zwar genau auf die Untotenmeute zu. Wir liefen auf dem Weg, den ich gekommen war, zu meinem Flugzeug zurück, wobei wir, als wir uns schwerfällig eine Bahn durchs Gestrüpp an der I-10 schlugen, sorgfältig darauf achteten, nicht gesehen zu werden. Hinter uns, aus Richtung Flugplatz, war lautes Stöhnen zu vernehmen. Obwohl ich zugegebenermaßen noch nie einen Untoten so genau untersucht habe, um zu wissen, ob sie überhaupt atmen, nehme ich an, dass sie uns irgendwie wittern.
    Als wir uns durch den Wald in die ungefähre Richtung der Maschine schlugen, reichte ich der Frau die zuvor aus dem Army- Laster entwendete M-9. Sie stellte sich als Dean und den Jungen als ihren Enkel Danny vor. Ich schüttelte beiden die Hand und zog den auf dem Hobby-Flugplatz im Tanklaster gefundenen gelben Zettel aus der Tasche. • Die Frau las die Nachricht. Dann füllten sich ihre rot umrandeten Augen mit Tränen. Sie hielt kurz inne und sah mich an. Dann nahm sie mich in die Arme, drückte mich und weinte. Mein erster Gedanke war, Mr. Davis wäre ein guter Freund oder Familienangehöriger gewesen und der
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