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Tagebuch der Apokalypse 02

Tagebuch der Apokalypse 02

Titel: Tagebuch der Apokalypse 02
Autoren: J.L. Bourne
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hatte.
    In dieser Nacht gingen wir raus und machten sie kalt. Um Mündungsfeuer zu vermeiden, schlich ich mich im Dunkeln mit dem Nachtsichtgerät von hinten an sie ran, schaltete meine Waffe auf Einzelfeuer und verpasste ihnen eins in den Hinterkopf. Ich war so nahe an ihnen dran, dass ich jeden einzelnen Schädel fast mit dem Lauf berührte. Jedes Mal, wenn ich den Abzug betätigte, sah ich sie auf den Krach reagieren und sich in der Dunkelheit blind auf das Geräusch zu bewegen. Obwohl die meisten Untoten nichts mehr hatten, was Ohren ähnelte, konnten sie immer noch hören. Das Verfahren wiederholte ich siebzehnmal. Schließlich hatten sich alle zur Ruhe begeben.
    Uns fiel auf, dass drei Fahrzeuge bei der kürzlich erfolgten nächtlichen Treibstoffexplosion nicht besonders stark beschädigt worden waren: ein Land Rover, ein Jeep und ein relativ neuer Ford Bronco. Die Fahrzeuge standen gut hundert Meter von der abgebrannten Wiese entfernt. John und ich gingen vorsichtig zu ihnen rüber. Eine nähere Untersuchung ergab, dass die beiden Vorderreifen des Jeeps geplatzt waren. Die Windschutzscheibe sah aus wie ein gewölbtes Spinnennetz.
    Der Land Rover und der Ford standen etwa fünfzig Meter von ihm entfernt. Als ich mich dem Rover näherte, stellte ich fest, dass er in einem sehr guten Zustand war. Sein Inneres wurde nicht mehr von seinen früheren Besitzern bewohnt. Wie schön. Wir näherten uns der Tür. Ich öffnete sie und begutachtete eingehend das Innere des Fahrzeugs. Es roch nach Tannenzweigen, was vermutlich mit dem Bäumchen zu tun hatte, das am Rückspiegel hing. Wir stiegen ein, zogen die Türen vorsichtigerweise aber nur so weit zu, dass das Schloss gerade eben fasste. Ich drehte den Zündschlüssel. Der Motor sprang brüllend an. In einer Welt wie dieser hätte ich den Schlüssel vermutlich ebenfalls stecken lassen. Ich schaute mir den dünnen Plastikanhänger an und las: Nelms Land Rover, Texas.
    Ich nehme an, die Banditen haben sich das Fahrzeug unmittelbar nach der ganzen Katastrophe in Nelms Autohandel unter den Nagel gerissen. Der Tank ist dreiviertel voll, der Tacho zeigt 4.500 km an. Der Wagen war noch nicht mal eingefahren. Ich legte den Gang ein und raste rückwärts auf die Geländeumzäunung zu. Als wir die von den Banditen mit Säcken verhüllten Kameras erreichten, stiegen wir aus. Wir wechselten uns beim Entfernen der Säcke ab, wobei der eine dem anderen Deckung gab.
    Die Lücke in der Umzäunung war ungefähr so groß wie der Land Rover lang. Mir war nicht danach zumute, heute Abend Zäune zu flicken, also frischte ich meine Einparkkenntnisse auf, indem ich den Wagen in die Lücke manövrierte. Mir lag daran, unsere kaltblütigen Freunde daran zu hindern, hinter die Umzäunung zu gelangen.
    John stieg an der Beifahrerseite aus. Ich kletterte über den Schaltknüppel hinweg und tat es ihm gleich. Ich drückte das Knöpfchen, warf die Tür ins Schloss und steckte den Schlüssel ein. Wozu das nützlich sein sollte? Ich lasse auch heute noch aus Prinzip keinen Wagenschlüssel stecken.
    12.48 Uhr
    Ich bin vor ein paar Stunden wach geworden - nach einer erneut schmerzhaften, größtenteils schlaflosen Nacht. Meine Blasen platzen allmählich, was ganz schön wehtut. Ich habe ein paar Blasen an den Augen, dort, wo die Nomex-Klamotten meine Haut nicht geschützt haben.
    Die Beule am Hinterkopf schrumpft langsam, und seit kurzem juckt es mich beträchtlich mehr als nach dem kleinen Unfall mit dem Tanklaster. Das ist ein gutes Zeichen. Ich gesunde.
    Das Internet habe ich aufgegeben. Dort tut sich absolut nichts mehr. Die Webseiten, auf denen ich früher zugange war, um zu sehen, wie die Lage anderswo aussieht, sind alle tot. Damit meine ich die Militärbasen in den vier Ecken der Vereinigten Staaten. Internet-Aktivitäten: keine. Man kann mit Sicherheit davon ausgehen, dass es keine Rolle mehr spielt, ob da draußen noch jemand ist, der sich ins Netz einloggt. Das Netz-Rückgrat ist gebrochen, und es sieht so aus, als hätten sich alle Typen aus der IT-Branche für die nächsten hundert Jahre zur Mittagspause abgemeldet.
    Der Land Rover ist mit einem GPS- Navigationssystem ausgerüstet. Ich war draußen, um das Ding zu überprüfen, und es hat den Anschein, dass das GPS zur Positionsbestimmung nur drei Satelliten empfängt. Ich weiß nicht, wie lange die Satelliten noch in der Umlaufbahn bleiben, wenn die Bodenstationen, die sie steuern, nicht mehr existieren - und ohne die Vögel, die ihnen
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