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Tagebuch der Apokalypse 02

Tagebuch der Apokalypse 02

Titel: Tagebuch der Apokalypse 02
Autoren: J.L. Bourne
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Glück beschieden war: der verzogene Rumpf hatte sie auch noch heftig verklemmt. So blieb uns nur der Notausgang des Kopiloten auf der Steuerbordseite des Cockpitfensters.
    Ich schaute auf der rechten Cockpitseite gute drei Meter hoch in die Luft und wusste, wie wir uns Zutritt zu der Maschine verschaffen würden. Mit einem Enterhaken, den William und ich kürzlich mit einem Seil und etwas Metall gebaut hatten, das von der Tankerexplosion im letzten Monat übrig geblieben war, konnte ich zum Fenster hinaufklettern. Zuerst stützte ich Johns Gewicht auf meinen Schultern, als er nach oben zur Notluke griff, um die luftdicht abschließende Cockpitversiegelung zu lösen.
    Ich hätte ihn beinahe fallen gelassen, als er sorglos ein loses Stück Cockpitscheibenglas ins Innere der Maschine schlug. Als mir klar wurde, was er getan hatte, stieß ich einen Fluch aus, grunzte unter seinem Gewicht und fragte ihn, ob der von ihm veranstaltete Lärm im Inneren der Maschine irgendwelche vernehmbaren Reaktionen erzeugt habe. William verneinte, erwiderte aber, dass der aus dem Flugzeug kommende Geruch grässlicher als grässlich sei und die Cockpittür nicht offen stünde. Unter Zuhilfenahme der Pitotrohre, die aus der Aluminiumhaut der 737 hervorragten, kletterte John von meinen Schultern, und wir fassten einen Beschluss.
    Mir reichte es. Ich hatte nicht vor, meinen Hals zu riskieren. Ich wollte meinen Arsch nicht durch die enge Luke schieben und ihn mir bei dem Versuch, das Gleichgewicht zu halten, abbeißen lassen. Die Maschine war ein Grab und würde es bleiben. Ich kann mir nur ausmalen, welches Grauen in dem Ding auf uns gewartet hätte. Angeschnallte Passagiere, die hin und her hampeln, um sich von ihren Gurten zu befreien, und tote Flugbegleiterinnen, die vorsichtig durch die Gänge schreiten und ihre Pflicht auch im Leben nach dem Tod erfüllen.
    Wir kehrten zu unserer Kiste zurück und besprachen unser Vorhaben erneut: Wir wollten Treibstoff und jene Dinge erbeuten, die wir brauchten. Unser Ziel war der Hangar. Ich bezweifelte, dass es uns gelingen würde, den Tankwagen dorthin zu bewegen, wo unser Flugzeug stand, also stiegen wir wieder ein und fuhren dem Hangar und dem Treibstofflager entgegen. Je näher wir unserem Ziel kamen, umso mehr wertschätzten wir die Aufklärung aus Erster Hand. Durch die Fenster unserer Kiste nahmen wir im Inneren des Flughafengebäudes Bewegungen wahr. Sie wurden ausnahmslos von Untoten ausgeführt. Ich dachte nicht weiter über sie nach, als ich das Grauen aus dem offenen Hangar strömen sah, dem wir uns zügig näherten.
    Ich hielt an. Ich ließ den Motor laufen und sprang, das Gewehr in der Hand, ins Freie. John war ebenfalls schnell draußen, und William war gleich neben mir. Er wollte an mir vorbei, doch ich streckte den Arm so aus, wie meine Mutter mich immer zurückgehalten hatte, wenn unser Auto im Begriff war, urplötzlich abzubremsen. William war so auf die Untoten fixiert, dass er beinahe in den rotierenden Propeller unseres Flugzeugs gelaufen wäre.
    Wir wichen zurück und beschäftigten uns damit, sie zu beseitigen. Ich nahm etwa zwanzig Gestalten wahr. Ich konnte die Schatten ihrer Bewegungen unter dem Bauch des Tankwagens tanzen sehen. Ich überbrüllte den Motor, damit meine Freunde zuerst jene ausschalteten, die sich dem Propeller näherten, denn an einem Maschinenschaden war mir nicht gerade gelegen. Wir brauchten den Treibstoff und mussten den Motor laufen lassen, bis sie keine Gefahr mehr für uns darstellten. Es war eine Zwickmühle. Ich begann zu feuern. Meine Freunde taten es mir gleich. Ich erledigte fünf. Nummer sechs weigerte sich, zu Boden zu gehen. Ich verpasste ihr zwei Kopfschüsse. Trotzdem ging sie weiter. Ich vergaß ihren Kopf und schoss ihr die Beine unter dem Hintern weg.
    John und William machten mit den anderen Untoten kurzen Prozess. Ich knöpfte mir währenddessen die restlichen hinter dem Tankwagen vor. Für den Moment waren wir sie los. Ich schaute mir den Tankwagen an, um' nachzusehen, ob er fahrtüchtig war, und schlug mit dem Kolben meines Gewehrs gegen den Tank. Das Geräusch, das ich vernahm, deutete auf Treibstoff im Inneren. Eines kam mir allerdings komisch vor. Warum stellte jemand ein Tankwägelchen für Propellerflugzeuge vor einem Boeing- Hangar ab? Allmählich schwante mir, dass ich seit dem Ende der Welt wohl nicht der einzige Pilot war, der sich auf diesem Flugplatz umgeschaut hatte. Ich fragte mich, ob der Laster kürzlich verwendet oder
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