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Tagebuch der Apokalypse 02

Tagebuch der Apokalypse 02

Titel: Tagebuch der Apokalypse 02
Autoren: J.L. Bourne
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Zettel die schmerzliche Erinnerung an dessen vorzeitiges Ableben.
    »Ich weiß, dass Sie unglücklich sind, aber wir müssen weiter«, sagte ich. »ln dieser Gegend sind viele von denen, und der Karren wird sie nicht lange in die Irre führen.«
    Sie beharrte darauf, ein bis zwei Minuten zu pausieren, um sich zu orientieren. Was hätte ich sagen sollen? Hätte meine Mutter je erfahren, dass ich älteren Menschen meinen Respekt versagte, hätte sie mir einen Arschtritt verpasst.
    Ich fragte die Frau, was Mr. Davis und seiner Familie passiert sei.
    »Danny und ich sind die Familie Davis«, erwiderte sie. »Ich habe den Zettel vor einem Monat auf dem Flugplatz hinterlassen - kurz bevor wir hierhergeflogen sind.«
    Verdattert und mit dem Gefühl eines leichten Stichs von sexistischem Neid im Hinterkopf erkundigte ich mich demütig, wer die Maschine denn geflogen hätte.
    Sie lächelte ein knappes Sekündchen und sagte dann: »Ich. Ich habe einen Pilotenschein. Weil ich in einer Zeit Pilotin war, in der ein solcher Schein noch etwas bedeutete.«
    Um mich nicht als Vollidiot zu erkennen zu geben, suchte ich die Umgebung nach Gefahren ab und unterhielt mich weiter mit der Frau namens Dean. Danny saß zu ihren Füßen auf dem Boden. Sein Köpfchen war ständig in Bewegung, denn auch er hielt nach Gefahren Ausschau.
    Als ich mich mit ihr unterhielt, empfand ich friedliche und behagliche Gefühle; als wäre sie die letzte Großmutter auf dem Planeten; als wollte ich nichts anderes, als ihren Geschichten zu lauschen.
    Nur hatten wir dafür jetzt keine Zeit.
    Ich hatte die Pause hauptsächlich deswegen einlegen wollen, um den beiden nach allem, was sie auf dem Wasserturm erlebt hatten, eine emotionale Rast zu gewähren. Obwohl Dean in jeder Hinsicht fähig schien, für sich selbst zu sorgen, war sie nicht mehr die Jüngste, und ich hatte das Gefühl, dass sie eine kurze Kampfpause gut gebrauchen konnte. Dean zeigte offensichtliche Anzeichen von Unterernährung. Lose Haut hing von ihren Armen und Beinen herab und bewies die Liebe, die sie für ihren Enkel empfand. Danny sah zwar auch nicht gerade toll aus, aber ich erkannte, dass da jemand zu seinen Gunsten auf Nahrung verzichtet hatte.
    Mit schlechtem Gewissen und leichter Besorgnis in der Stimme schlug ich vor, uns wieder in Bewegung zu setzen, um so schnell wie möglich zu meinem Flugzeug zu gelangen. Wenn wir gezwungen wurden, am Abend zu fliegen, würde es nämlich nicht einfach sein, den Tankwagen am Hobby Airport zu finden. Als wir gingen, lenkte ich Dean von den Ereignissen des heutigen Tages ab, indem ich sie fragte, warum sie Fliegen gelernt hatte. Sie war gern bereit, darüber zu reden. Während sie leise erzählte, schaute ich an ihr vorbei ständig in die Lücken zwischen den Bäumen, die dann und wann die Interstate enthüllten. Von Zeit zu Zeit sah ich während unseres Marsches zum Flugzeug auch Untote.
    Während wir gingen, berichtete sie leise, dass sie vor ihrer Pensionierung als Pilotin für die Feuerwehr von New Orleans gearbeitet hatte. Das Fliegen fehlte ihr sehr, zumal sie es immer als ihre Berufung empfunden hatte, Menschen in Not beizustehen. Während des Gesprächs nannte sie auch ihr Alter, als sie zur Sprache brachte, vor zehn Jahren, mit fünfundfünfzig, in Rente gegangen zu sein. Ich konnte kaum fassen, dass es ihr und dem Jungen gelungen war, so lange in dieser Welt zu überleben. Ich war voller Ehrfurcht und Respekt vor dem Überlebenswillen dieser Frau.
    Zwischen dem Flugplatz und uns hielten sich an der Interstate nur wenige Kreaturen auf. Ihr Gestöhne war bei dieser Entfernung nur noch mit viel Fantasie wahrzunehmen. Ich schilderte Dean, wie ich bei der Landung die linke Radbremse verloren hatte sowie meine Hoffnung, den Start nicht wegen eines schönen großen grünen Armee-Lastwagens, der am Ende dieses Teils der Interstate auf uns wartete, abbrechen zu müssen. Sie schien darüber nicht besorgt und stellte keine Fragen bezüglich meiner Flugkenntnisse. Sie war offenbar nur dankbar, am Leben zu sein.
    Als wir den Flieger erreichten, öffnete ich die Tür und ertappte mich dabei, Dannys Blick von der Leiche des zuvor von mir erledigten Untoten abzuschirmen. Warum eigentlich? Der Junge hatte wahrscheinlich mehr Untote bepisst, als ich je gesehen hatte.
    Nach der Inspektion der Maschine schnallten wir uns an und gingen die Checkliste durch. Damit wir uns verständigen konnten, setzten Dean und ich Headsets auf. Sie half mir bei der Checkliste,
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