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Symphonie des Lebens

Symphonie des Lebens

Titel: Symphonie des Lebens
Autoren: Heinz G. Konsalik
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brillantenbehängter Kammerdiener. Du hast Geld genug, dir einen richtigen Diener zu leisten. Außerdem hätte Bombalo einen neuen Reklamespruch: Bernd Donani mit Kammerdiener –«
    »Carola.« Donani sah sie aus bettelnden Augen an. So herrisch er vor dem Orchester war, so gefürchtet seine Ausbrüche waren, wenn jemand einen falschen Ton blies … außerhalb des Konzertsaales war er fast hilflos und hatte sich glücklich damit abgefunden, daß Carola der Mittelpunkt seines Privatlebens war.
    »Ich fahre mit dem Nachtzug!« Carola hob das weggeworfene Telegramm auf. »Wenn es dich überhaupt interessiert … hier der Text: ›Alwi erkrankt. Ärzte noch ratlos. Graudenz‹.« Sie legte das Telegramm auf den Tisch. »Du fährst also nicht mit?«
    »Ich kann doch nicht, Liebes –«
    Es klang so kläglich, daß Carola so etwas wie Abscheu vor dieser Hilflosigkeit empfand.
    »Gut. Dann wissen wir, was ab heute zwischen uns ist.«
    »Die Graudenz ist eine alte Jungfer, Carola. Wenn jemand hustet, denkt sie gleich an Tuberkulose. Sie telegrafiert: Alwi erkrankt. Nicht ›schwer‹ erkrankt. Alwi wird sich den Magen verdorben haben … ich nehme an, zu viel Eis geleckt …«
    »Du nimmst an! Du nimmst einfach an! Das ist bequem, sehr bequem! Auch wenn Alwi schon im Sarg liegt, nimmst du an, es könnte ein Irrtum sein!« Mit zitternden Händen riß Carola ihre Handtasche an sich. »Ich habe nie gewußt, daß selbst dein Herz aus einem Notenschlüssel besteht … jetzt weiß ich es!«
    An dem bewegungslosen Donani vorbei rannte sie aus dem Zimmer und schlug hinter sich die Tür mit einem lauten Knall zu.
    Bernd Donani trat an das Fenster und sah auf die Straße. Carola verließ nicht das Hotel. Sie ist unten beim Chefportier und bestellt die Fahrkarten und das Schlafwagenabteil, dachte er. Wie nervös sie in der letzten Zeit ist. Nichts erfreut sie mehr, kein Geschenk, keine zärtlichen Worte, sie ist wie gehetzt. Und dabei tue ich alles, um ihr Ruhe zu geben, Zufriedenheit und Geborgensein.
    Er schüttelte den Kopf und ging zu dem Tisch. In aller Ruhe las er das Telegramm durch und meldete dann ein Gespräch nach Deutschland an. Dabei erfuhr er vom Portier auch, daß Carola das Hotel verlassen hatte. Sie hatte eine Taxe bestellt.
    Nach fast einer Stunde schellte das Telefon. Fräulein Erna Graudenz, die Hausdame der Villa ›Alba‹ – den Namen hatte Donani aus den Anfangsbuchstaben der Vornamen seiner Kinder, ALwine und BAbette, zusammengestellt –, war am Apparat. Sie war durchaus nicht aufgeregt und berichtete, daß der Arzt meinte, es könnten die Masern werden. »Er nennt sie atypisch«, sagte sie. »Aber Alwi hat schon die roten Pünktchen auf dem Bauch, und das Fieber ist auch da. Todsicher wird Babette sie nun auch bekommen … hoffentlich schnell, dann ist's ein Aufwaschen.«
    Donani atmete auf. Die Masern, dachte er. Soll Carola ruhig nach Hause fahren … an den Masern wird eine Ehe nicht scheitern. Sie wird einsehen, daß ich wieder recht hatte … Aufregung lohnt sich erst dann, wenn man genau weiß, was los ist. Sie wird zurückkommen und sagen: »Berni … ich war ein dummes Schaf.« Und sie wird mir wieder die Frackschleife binden.
    Er holte seinen Terminkalender und sah nach, wo Carola hinfahren mußte, wenn sie ihn nach den Masern beider Kinder wieder treffen wollte. Er rechnete fünf Wochen Zeit. Im Kalender stand: Beethovenkonzert in Chikago.
    Bernd Donani klappte den Terminkalender zu und ließ sich mit Petro Bombalo verbinden.
    »Bombalo«, sagte er, und seine Stimme hatte wieder den herrischen Klang des berühmten Orchesterleiters. »Das Konzert in Chikago wird um zwei Wochen verschoben. Entweder früher oder später …«
    »Unmöglich!« rief Bombalo. Er lag auf der Couch und schnellte hoch, als sei er gestochen worden. »Maestro … ich flehe Sie an … keine Verschiebungen! Verschiebungen sind der Tod des Ruhmes. Es ist völlig unmöglich!«
    »Es gibt kein Unmöglich, Bombalo. Sie verschieben, und damit basta!«
    Donani wartete keine weiteren Jammereien Bombalos ab. Er legte auf und schellte nach dem Etagenkellner.
    Er hatte einen wahnsinnigen Durst nach seiner kalten Milch.
    *
    Während das Brahmskonzert die oberen Zweitausend Roms um Bernd Donani und die Pariser Philharmoniker versammelte und im dritten Satz wirklich die Celli und Bratschen sangen und nicht zu hart waren, fuhr von der Stazione Termini der Zug rumpelnd und ruckend aus der Halle.
    Carola hatte nicht gleich das
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