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Sweetgrass - das Herz der Erde

Sweetgrass - das Herz der Erde

Titel: Sweetgrass - das Herz der Erde
Autoren: Mary Alice Monroe
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Schwester hat mir gar nicht erzählt, dass sie mit dir geredet hat.”
    “Ich habe sie darum gebeten. Ich wollte keine Heimlichkeiten oder so was in der Art. Doch ich war mir nicht sicher, was ich tun sollte und, na ja, ich wollte …”
    “Mir keine Hoffnungen machen?”
    Er lachte verlegen und scharrte mit den Füßen. “Ja, wahrscheinlich.”
    Sie zog ihre Augenbrauen zusammen. “Und wann hast du dich entschieden herzukommen?”
    Die Frage schien ihn zu überraschen. “Ich
musste
einfach kommen. Ich weiß, es war nicht alles in Ordnung zwischen uns, aber verdammt, er ist schließlich immer noch mein Vater.”
    “Ach, Morgan, es tut mir so leid, dass ich es dir nicht selber sagen konnte. Ich habe versucht, dich anzurufen, nachdem dein Vater ins Krankenhaus gebracht worden war, doch ich habe dich nicht erreicht. Ich habe es weiter versucht und dann irgendwann eine Nachricht hinterlassen. Es ist mir schwer gefallen, dir aufs Band zu sprechen. Ich bin froh, dass Nan dich angerufen hat.”
    “Sie hat mich nicht angerufen. Ich habe sie angerufen. Nachdem ich Daddys Nachricht abgehört hatte.”
    Mama June zuckte zusammen, und ihre Augen wurden groß. “Seine … seine was? Preston hat dich angerufen? Wann denn?”
    “Vor etwas über einer Woche. Aus heiterem Himmel. Wie es der Zufall wollte, war ich auf einem Jagdausflug und habe die Nachricht erst eine Woche später abgehört.” Er machte eine Pause und lachte kurz. “Als ich seine Stimme gehört habe, musste ich mich erst mal setzen, das kann ich dir sagen. Ich habe die Nachricht wieder und wieder gehört, weil ich gar nicht fassen konnte, dass das wirklich mein alter Herr war. – Kurz darauf habe ich deine Nachricht bekommen.” Er schwieg. “Das hat wirklich gesessen. Ich habe mir einfach eine Karte genommen und alles Geld, das ich auftreiben konnte, habe mich ins Auto gesetzt und bin nach Süden gefahren.”
    Mama June starrte ihren Sohn ungläubig an. “Preston hat dich angerufen …”
    “Hast du das nicht gewusst?”, fragte Morgan überrascht.
    Sie schüttelte den Kopf. “Was wollte er denn?”
    “Ich dachte, das könntest du mir erklären. Er war vage, stotterte fast, als wüsste er gar nicht, was er sagen soll. Am Ende meinte er, er wolle reden, und danach hat er sich verabschiedet und aufgelegt.”
    Morgan konnte sehen, wie eine Welle verschiedenster Gefühle seine Mutter ergriff, als sie einen Moment ins Leere starrte, mit einer Fingerspitze am Mund. Ihm fiel ein, wie zartfühlend sie war, und er hätte sie fast in den Arm genommen. “Bist du in Ordnung?”
    “Ich? Oh ja, Schatz, mir geht’s prima”, antwortete sie so flüchtig, dass Morgan ihr nicht glaubte. Sie senkte den Kopf und sagte mit trauriger Stimme: “Es ist nur, dass dein Vater mich immer wieder erstaunt.”
    “Mich hat es ja auch fast umgehauen, darauf kannst du schwören.”
    Sie lachten leise. Preston Blakelys Unberechenbarkeit hatte die Familie seit jeher auf Trab gehalten – und mit einem Mal kam es Morgan so vor, als wäre er in diesem Moment, in diesem Augenblick der gemeinsamen Erinnerung ein bisschen mehr zu Hause angekommen.
    “Wie geht es ihm?”
    Ihr Lächeln erstarb, und aus ihrer Stimme sprach Sorge. “Nicht gut. Es war ein ziemlich schwerer Schlaganfall. Die Ärzte wissen nicht, ob er jemals wieder laufen kann. Vielleicht nicht einmal sprechen.”
    Morgan fluchte leise. “Ich hatte keine Ahnung, dass es so schlimm ist.”
    “Noch viel schlimmer ist es, genau zu wissen, dass es ihn hinter der stummen Fassade schier wahnsinnig macht, ans Bett gefesselt zu sein und in diesem Krankenhaus zu liegen. Du kennst deinen Vater. Er hat nie länger als einen Tag im Bett gelegen, egal wie krank er war.”
    “Das ist schon verrückt.”
    “Es ist einfach unfair, nichts weiter.” Mama June zog die Kordel ihres Morgenmantels fester und atmete tief durch. “Es gibt eine Menge zu besprechen, aber hier draußen wird es in den Hausschuhen und dem Morgenmantel ein bisschen kühl. Und du brauchst etwas zu essen.” Sie schob ihren Arm unter seinen und drückte ihn sanft. “Komm rein ins Warme, ich mach dir was zum Frühstück. Du musst ja am Verhungern sein.”
    “Hört sich gut an.” Morgan griff nach dem Seesack auf dem Rücksitz seines Wagens.
    Sein Wagen, seine Kleidung, sogar sein Gepäck schienen voller Staub zu sein, als hätte er geradewegs die Wüste durchquert. Er war viele Meilen gefahren. Aber jetzt ist er wieder zu Hause, dachte sie, und ihr Herz wollte
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