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Sweet about me

Sweet about me

Titel: Sweet about me
Autoren: Dietmar Sous
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Verstreuen sei die preiswerteste und vernünftigste Lösung gewesen. Er habe auch nicht mehr lange, und nach ihm würde sich sowieso niemand um ein Grab kümmern.
    Alle starrten mich an.
    Die Schamanin hatte, wie ich erfuhr, in den letzten Jahren meiner Mutter im Haushalt geholfen. » Schon irre«, sagte sie, » zweihundertfünfzig Meter von hier, bei den Preußen, ist das Verstreuen streng verboten. Aber die Belgier sind sowieso viel lockerer drauf.«
    » Andere Länder, andere Sitten«, antwortete ich flach.
    Mein zweiter Vater sprach mit Appetit und genüsslich schmatzend Wurst- und Käsebrötchen zu, nahm Reis- und Aprikosenfladen in Angriff, im Halbliterkrug schäumte Bier. Als ich mich verabschiedete, umarmte die oberlippenbärtige Lilo mich wieder und sagte: » Hast du gewusst, wie stolz deine Mutter immer auf dich gewesen ist? Sie hatte diese Zeitschrift abonniert, für die du schreibst. Jeden Artikel von dir hat sie ausgeschnitten und in ein dickes Album geklebt. Dazu Fotos von dir, als du noch ein Kind warst.«
    Mein Auto ließ sich ohne Probleme bewegen. Ich schob Chim Chim Cheree von John Coltrane und seinem Quartett in den Player, legte schon den zweiten Gang ein, hatte es dann aber doch noch nicht hinter mir. Karl-Heinz II . stand plötzlich im Weg, ohne Mantel und Jackett, ohne Angst vor einer Lungenentzündung. Er gab mir Zeichen, das Seitenfenster herunterzulassen. Er kaute auf irgendwas herum. » Ja?«, sagte ich.
    Der Wind zerrupfte sein immer noch volles, silbernes Haar. Sein linker Mundwinkel zuckte zweimal kurz hintereinander. Er wischte sich bedächtig über die Lippen.
    » Ja, was ist?«, fragte ich ungeduldig.
    Er antwortete: » Fahr vorsichtig, pass auf dich auf. Und schick mir die Rechnung von der Werkstatt, hast du gehört?«
    Weil ich nicht nach Hause wollte, fuhr ich in der Gegend herum und parkte plötzlich vor einem anderen Friedhof. Maya hatten wir nicht verstreuen lassen wie Kehricht. Sie lag in ihrem weißen Sarg unter einer Rotbuche, beschützt von einem Schmetterlingsstein.
    Ein Himmel wie eine Müllhalde. Im Schatten der Buche hatte sich ein Rest Schnee gehalten. Ich bedeckte ihn mit roten Rosen, die ich in der Nähe in einer Gärtnerei gekauft hatte.
    Frau de Lijser und die Düsseldorfer waren auch wieder da gewesen. Die Holländerin hatte wohl den kleinen schwarz-weißen Leuchtturm mitgebracht, in dem eine Kerze brannte, die Rehbergs das flimmernde Weihnachtsbäumchen. Eine Amsel, die anscheinend den Zug nach Süden verpasst hatte, landete auf einem Ast und beobachtete mich mit schrägem Kopf.
    Es wurde langsam dunkel. Meine Zehen fühlten sich wie abgestorben an. Neben mir raschelte es, aber da war kein Tier, sondern Betty, die Blumen aus dem Papier wickelte. Ich nickte ihr zu. Bettys unerwartet sanftes Lächeln brachte mein Herz zum Klopfen.
    Betty betete. Aber zum ersten Mal seit Monaten hatte sie wieder Lippenstift und Eyeliner benutzt, und sie trug hohe Stiefel und schwarze Strümpfe. Ein Mann und eine Frau, beide Mitte dreißig und im Wildledermantel, gingen an uns vorbei.
    » Schau mal, wie süß!«, rief die Frau und zeigte auf Mayas Grabstein.
    Betty nahm meine kalte Hand in ihre warme.
    » Und wenn ich noch ein Kind bekäme?«, sagte sie leise. » Ich bin erst zweiundvierzig.«
    » Aber ich schon sechsundfünfzig«, antwortete ich.
    » Also los, Beeilung!«, sagte Betty in einer Lautstärke, die bestimmt gegen die Friedhofsordnung verstieß.
    Tom hatte mit seinem Ford wieder meine Garage versperrt, deshalb versperrte ich ihm mit meinem Wagen die freie Fahrt. Es war kurz nach achtzehn Uhr. Vor unserer Haustür standen eine Frau und eine ältliche Vierzehnjährige. Sie schienen schon lange in der zittrigen Lichtpfütze gewartet zu haben, welche die defekte Straßenlaterne warf. Beide rieben ihre Hände, traten verfroren auf der Stelle.
    » Hast du den Predigtdienst vergessen?«, fragte die Frau mit aufgesetztem Lächeln.
    Betty stammelte eine Entschuldigung.
    » Zieh dich schnell um und wisch das da weg«, sagte die Frau. Tadelnd zeigte sie auf Bettys Lippenstiftmund.
    Ich zog Betty ins Haus und drückte die Tür hinter uns zu. In der warmen Wohnung griff ich unter Bettys Rock und in ihr Höschen. Ich suchte und fand ihre Klitoris, Betty wand sich feucht, ihr Mund war weit offen, Speichel tropfte von ihrer Unterlippe, ich fing ihn mit meiner Zunge auf. Es läutete.
    » Du hast mich verdammt lange nicht mehr rangelassen, Baby«, sagte ich wenig später im Schlafzimmer
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