Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sushi Für Anfaenger

Sushi Für Anfaenger

Titel: Sushi Für Anfaenger
Autoren: Marian Keyes
Vom Netzwerk:
Colleen hatte sie die Zeitschrift dorthin gebracht, wo sie sie hinsichtlich der Auflagenzahl und des Anzeigenvolumens haben wollte. Es war Zeit zu gehen.
    Ihr war klar, dass sie wieder nach London wollte - dort gehörte sie hin, und sie wollte in der Nähe ihrer Eltern sein. Aber als sie die verschiedenen Möglichkeiten erwog, war sie sich nicht sicher, ob sie noch einmal Chefredakteurin einer monatlich erscheinenden Hochglanz-Zeitschrift sein wollte. An einem schlüpfrigen Pfahl nach oben zu klettern, andere zu demütigen und sich mit fremden Lorbeeren zu schmücken, hatte nicht mehr den Reiz wie einst. Auch der Gedanke an die rücksichtslose Konkurrenz zwischen den Zeitschriften zog sie nicht mehr an, und die Vorstellung von dem mörderischen Gerangel um Positionen ließ sie kalt. Einst hatte diese Art des Wettbewerbs sie erregt und zu Höchstleistung angesport.
    Doch das war vorbei, und bei der Erkenntnis verspürte sie Panik - war sie ein Schwächling geworden, saft- und kraftlos, eine, die unter »ferner liefen« rangierte? Aber sie fühlte sich nicht schwach. Bloß weil es ein paar Sachen gab, die sie nicht mehr tun wollte, hieß das nicht, dass sie schwach war - sie hatte sich einfach verändert.
    Natürlich nicht grundlegend, das gab sie trocken zu: Sie liebte die Oberflächlichkeit von Zeitschriften nach wie vor. Die Kleider, das Make-up, die Spalte mit Beziehungsfragen. Ihr nächster Karriereschritt würde darin bestehen, sich nach einer Position im Unternehmensberatungs-Bereich umzusehen.
    Irgendwas war im Gange, stellte Ashling fest. Anfangs hatte sie nicht weiter Notiz davon genommen und es für einen einmaligen Vorfall gehalten. Auf den ein weiterer einmaliger Vorfall folgte. Und dann noch einer. Aber ab wann wird aus einer Reihe von einmaligen Vorfällen ein Muster?
    Sie hatte davor zurückgescheut, diesen Vorfällen zu viel Bedeutung beizumessen, weil sie so dringend wollte, dass sie eine Bedeutung hatten.
    Es hatte mit Jack Devine zu tun. Er hatte sie zu einem Drink eingeladen, um mit ihr das Ende ihrer Prozac-Phase zu feiern. Dann, eine Woche darauf, als feststand, dass sie nicht wieder ausgeflippt war, hatte er sie wieder zu einem Drink eingeladen, um auch das zu feiern. Dann hatte er sie zu einem Drink und einer Pizza eingeladen, um zu feiern, dass sie wieder mit ihrem Salsa-Kurs angefangen hatte. Dann hatte er sie zu einem richtigen Essen bei Cookes eingeladen, um Boos Einzug in seine erste Wohnung zu feiern. Doch als Ashling vorschlug, dass es nur angemessen sei, Boo auch einzuladen, war Jack nicht so begeistert. »Ich gehe morgen Abend mit ihm und ein paar Typen vom Sender auf ein Bier aus«, fügte er hinzu.
    Und jetzt kam er an ihren Schreibtisch und schlug schon wieder vor, dass sie ausgingen.
    »Was feiern wir diesmal?«, fragte sie misstrauisch.
    Er überlegte. »Ehm, dass es Donnerstag ist?«, schlug er dann fröhlich vor.
    »In Ordnung«, sagte sie. Denn es war Donnerstag. Aber es verwirrte sie. Warum war er so freundlich zu ihr? War er immer noch um sie besorgt, nach den dramatischen Ereignissen? Aber all das lag doch in der Vergangenheit. Und jeder andere Grund für seine Aufmerksamkeit erschien ihr vermessen.
    Lisa war es, die sie aufklärte.
    »Ihr habt euch also endlich gefunden, Jack und du?«, fragte sie so unbeteiligt sie konnte. Dass sie nicht die Erwählte war, pikste sie noch immer; so war sie nun mal und so würde sie immer sein.
    »Wie bitte?«
    »Du und Jack. Du magst ihn doch, oder?«, neckte Lisa sie. »Im Sinne von mögen.«
    Das heiße Rot, das sich über Ashlings Gesicht ergoss, war ihre Antwort auf diese Frage.
    »Und er mag dich«, erklärte Lisa.
    »Das stimmt nicht.«
    »Das stimmt wohl.«
    »Das stimmt nicht.«
    »Ach, sei doch nicht so naiv, Ashling«, fuhr Lisa sie an. Ashling sah sie entgeistert an. Dann, nach längerem Schweigen, sagte sie schwach: »Ich werd‘s versuchen.«
    An dem Abend im Restaurant beschloss Ashling, den Stier bei den Hörnern zu packen. Eigentlich wollte sie das nicht, aber sie vermutete, dass sie es tun müsste. Um sich Mut zu machen, zündete sie sich eine Zigarette an, und Jack sah ihr dabei mit einem Blick zu, als täte sie etwas Bemerkenswertes.
    Hör auf mich so anzusehen, ich kann nicht richtig denken.
    »Jack, darf ich Sie etwas fragen? Wir sind zusammen in einem Restaurant. Ist das...« Sie erstarrte. Vielleicht sollte sie es nicht sagen. Wenn sie sich nun irrte?
    »Ist es...?«, ermunterte er sie mit einem Ausdruck, der seine
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher