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Sushi Für Anfaenger

Sushi Für Anfaenger

Titel: Sushi Für Anfaenger
Autoren: Marian Keyes
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redlich Mühe, Ashling zu folgen.
    »Ich wusste, dass er einem anderen Mädchen einen Zettel mit Bellez-moi gegeben hatte. Sag du mir doch, was das für ein Typ ist, der rumgeht und Zettel mit seiner Telefonnummer verteilt. Wenn einer an dir interessiert ist, fragt er dich nach deiner Nummer, oder? Statt nach ... nach ... wie nennt man das denn? Einer positiven Reaktion zu fischen, indem er seine Nummer aushändigt und abwartet, wer anbeißt.«
    »Was noch?«
    »Ja, ich habe ihm meine Nummer zweimal gegeben, und das erste Mal hat er nicht angerufen. Jetzt ist mir klar, dass es so eine Art Spiel war. Er wollte sehen, ob ich ihn so gern mag, dass ich ihm meine Telefonnummer gebe. Er war nicht so sehr an mir interessiert, als an dem, was ich von ihm dachte. Erst als ich bei seiner Show aufgekreuzt bin, hat er sich herabgelassen, mich anzurufen. Und als ich am ersten Abend nicht mit ihm schlafen wollte, da hat er geschmollt! So ein Baby! Und ständig dieses: ›Bin ich der Beste?‹ ›Wer ist der Komischste von allen?‹ Und ich erzähl dir noch etwas, Joy: Ich bin auch nicht gerade das Unschuldslamm. Ein Grund, warum ich mich mit ihm eingelassen habe, war, dass er berühmt war. Das hat also auf mich zurückgeschlagen, und ich kann mir selbst die Schuld geben.«
    »Aber so klingt es, als wäre es eine einzige Katastrophe gewesen«, wandte Joy ein. »Dabei habt ihr euch richtig gut verstanden. Ich weiß, dass du ihn mochtest, und man konnte sehen, wie sehr er dich mochte.«
    »Er mochte mich«, gab Ashling zu. »Ich weiß, das stimmt, aber er mochte sich selbst mehr. Und ich mochte ihn, aber teilweise aus den falschen Gründen.«
    Leise fügte sie hinzu: »Clodagh hat gesagt, ich wäre immer das Opfer.«
    »Gemeine Ziege!«
    »Nein, es stimmt. Oder es hat gestimmt«, korrigierte sie. »Damit ist es jetzt vorbei.«
    »Aber nur, weil Marcus‘ Unsicherheit der Grund für alles ist, wirst du die Freundschaft mit Clodagh nicht wieder aufnehmen, oder?«, fragte Joy besorgt. »Du hasst sie doch noch immer, oder?«
    Ein kurzer, scharfer Schmerz des Verlusts musste erst verebben, bevor Ashling mit einem Schulterzucken sagen konnte: »Natürlich.«

63
    Am Valentinstag landete ein großer, dicker Umschlag auf dem Flur in Lisas Haus. Eine Karte? Von wem? Ihr Blut rauschte vor Aufregung, sie riss den Umschlag auf, dann blieb sie reglos stehen...
    Oh.
    Es war das vorläufige Scheidungsurteil.
    Sie wollte lachen, schaffte es aber nicht ganz. Die Urkunde war so schnell vom Gericht an ihren Anwalt weitergeleitet worden, dass es ihr den Atem verschlug. Alles in allem hatte es zwei Monate gedauert, und sie hatte sich vorgestellt, dass es mindestens drei dauern würde.
    Mit panikhafter Klarheit erkannte sie, dass sie und Oliver das letzte Stück Wegs vor sich hatten. Alle Hindernisse waren aus dem Weg geräumt, das Ende ihrer Ehe kam mit Riesenschritten auf sie zu.
    Nur noch sechs kurze Wochen, bevor das endgültige Scheidungsurteil ausgesprochen werden würde.
    Dann würde sie sich besser fühlen. Wenn es erst endgültig vorbei war.
    An dem Abend ging sie mit Dylan aus. In den letzten zwei Monaten hatte er sie jedesmal, wenn er ins Büro kam, um sich mit Ashling zu treffen, gefragt, und sie hoffte, es würde sie aufheitern. Besonders, da sie keine Silbe von Oliver vernommen hatte.
    Dylan holte sie nach der Arbeit ab und fuhr mit ihr in einen Pub in den Dublin Mountains, von wo aus sie auf die Lichter der Stadt unter sich blickten, die wie Juwelen funkelten. Sie gab ihm die volle Punktzahl für die Ortswahl. Für seine Haare bekam er sieben von zehn Punkten, und acht von zehn für sein attraktives Aussehen. Und technisch gesehen war er charmant und voller aufmerksamer Komplimente, so dass er dafür auch sieben oder acht Punkte bekam. Aber sie wurde nicht warm mit ihm. Sie fand ihn glatt und hart und entdeckte unter seinem galanten Konversationstalent einen herben Zynismus, der ihren weit in den Schatten stellte Aber vielleicht lag das Problem auch an ihr. Sie konnte das Verlustgefühl, das sie den ganzen Tag bedrückt hatte, nicht abschütteln.
    Sie trank eine Menge, wurde aber nicht betrunken, sondern zunehmend deprimierter. Der Abend, der sie aus ihrer Niedergeschlagenheit herausholen sollte, hatte die gegenteilige Wirkung. Und als Dylan sehr klare Andeutungen machte, dass er mit ihr schlafen wollte, deprimierte sie das nur noch mehr.
    Sie murmelte etwas wie: »Ich bin nicht so eine.«
    »Ach, wirklich?« Dylan verzog die Mundwinkel auf
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