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Susanne Barden 07 - Ende gut, alles gut

Susanne Barden 07 - Ende gut, alles gut

Titel: Susanne Barden 07 - Ende gut, alles gut
Autoren: Helen D. Boylston
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Unheil
    Das Telefon klingelte mit eigensinniger Beharrlichkeit, wie es in ländlichen Gemeinden notwendig ist, weil die Leute oft erst vom Boden herunter-, aus dem Keller herauf- oder aus dem Garten hereinkommen müssen. Susy quälte sich gerade damit ab, kaltes Roastbeef in den Kühlschrank zu praktizieren. Kit war oben und las den Kindern vor dem Einschlafen etwas vor, und Anne war zu Nachbarn gegangen. Schließlich schubste Susy die widerspenstige Schüssel mit dem Braten auf den Tisch und lief in die Diele. Warum riefen die Leute bloß immer im ungeeignetsten Augenblick an? Sie riß den Hörer ans Ohr und meldete sich mit einer formellen Höflichkeit, die ihr selber heuchlerisch vorkam.
    Am Apparat war Marianna. »Guten Tag, Susy«, sagte sie. »Ist Ira bei euch?«
    »Nein«, antwortete Susy überrascht. »Bill meinte, er würde nicht vor dem Dunkelwerden zurück sein.«
    »Aber Ira wollte zurück sein! Er sollte es auch. Wir haben fünfzehn Kühe zu melken. Freitags und samstags hat der Junge von Wil- kins ausgeholfen, aber heute kann er nicht kommen, und sonst ist kein Mensch hier. Das weiß Ira. Er hat gesagt, er wird bestimmt zum Melken zurück sein. Ich habe meine Hand vor ein paar Tagen in der Tür vom Eisschrank eingeklemmt.«
    »Ach, wie dumm! Ist es sehr schlimm?«
    »Es geht! Die Finger sind ein bißchen platt. Hör mal, Susy, wenn Ira sagt, daß er etwas tun wird, dann tut er’s auch. Es muß etwas passiert sein.«
    Susy war immer etwas unruhig, wenn Bill sich auf einem Angelausflug befand. Nun durchfuhr sie plötzlich ein heißer Schreck, den sie jedoch sogleich mit Vernunftsgründen zu unterdrücken versuchte.
    »Was soll denn passiert sein, Marianna? Vielleicht haben sie eine Reifenpanne oder sind später fortgegangen.«
    »Eine Reifenpanne zu reparieren, dauert keine Ewigkeit. Und Ira geht bestimmt nicht spät weg, wenn er weiß, daß fünfzehn Kühe auf ihn warten.«
    »Vielleicht ist der Wagen nicht angesprungen«, meinte Susy. Die beiden Männer waren in Iras altem Lastwagen gefahren, der seine
    Tücken hatte.
    Marianna war jedoch nicht zu beruhigen. »Wenn die alte Karre nicht angesprungen wäre, hätte Ira mich angerufen. Sie lassen sie ja immer bei den Corners stehen.«
    Susy beschlich ein banges Gefühl. »Mein Gott, Marianna!« sagte sie etwas gereizt. »Sie können sich aus mancherlei Gründen verspäten, selbst wenn Ira die feste Absicht hatte, zeitig nach Hause zu fahren.«
    »Weshalb denn zum Beispiel?«
    »Vielleicht sind sie weiter von der Hütte fortgegangen, als sie ursprünglich wollten. Bill traue ich das ohne weiteres zu. Da sie niemals zusammen angeln, müßte dann Ira auf ihn warten. Oder der Wagen ist auf der Heimfahrt an einer einsamen Stelle stehengeblieben. Wagen tun so was gern. Es gibt viele Gründe .«
    »Sicher! Vielleicht hat sich auch einer von ihnen ein Bein gebrochen oder ist vom Strudel mitgerissen worden .«
    »Unsinn! Wenn einer verunglückt wäre, würde der andere zu den Corners gehen und telefonieren. Mach dir keine Sorgen, Marianna!«
    »Leicht gesagt! Und was tue ich mit den brüllenden Kühen? Soll ich mal eine ans Telefon holen? Dann kannst du ihr erklären, warum sie nicht gemolken wird.«
    Susy lachte. »Nein, danke! Kühe haben nichts für mich übrig und glauben mir bestimmt nicht. Weißt du was? Ich werde dir jemand zum Melken schicken. Wenn Bill und Ira bei Dunkelwerden immer noch nicht zurück sind, wollen wir überlegen, was weiter zu tun ist. Einverstanden?«
    »Hm - ja. Vielen Dank! Auf Wiedersehn!«
    Susy rief ein paar umliegende Farmen an und machte schließlich zwei junge Leute ausfindig, die zu der einsam gelegenen Farm der Proutys fahren wollten, um die Kühe zu melken. Dann ging sie ins Wohnzimmer und kuschelte sich in einen Sessel am Fenster. Aber die glückliche Wochenendstimmung war verflogen. Vergeblich versuchte sie das Gefühl des Wohlbefindens zurückzurufen, während sie zum Himmel emporsah. Die Angst wurde immer größer. Der große Rasenplatz hinter dem Haus lag noch im Tageslicht, aber Büsche und Bäume wurden bereits schattenhaft und unwirklich. Was konnte nur passiert sein? Etwas mußte ja passiert sein, sonst wäre Ira längst zu Hause. Je mehr die Dunkelheit zunahm, um so mehr wuchs auch Susys Furcht; und als Kit schließlich herunterkam, war sie fest überzeugt, daß etwas Schlimmes geschehen war.
    »Die kleine Bande ist zur Ruhe gebracht«, sagte Kit, während sie ins Zimmer trat. »Aber was ist denn mit dir los? Du
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