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Susannah - Auch Geister koennen kuessen

Titel: Susannah - Auch Geister koennen kuessen
Autoren: Meg Cabot Yvonne Hergane-Magholder
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so?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Nein, das wolltest du doch für mich herausfinden, oder?«
    Davids Gesicht hellte sich schlagartig auf. »Ach ja! Ich hab gestern noch ein paar Bücher aufgestöbert … Warte mal kurz, ja? Geh nicht weg, ich bin gleich wieder da.«
    Er rannte aus dem Zimmer. Der Schock von eben war offenbar schon wieder verflogen. Ich hielt mich an seine Order und ging nicht weg. Und fragte mich, ob Jesse unser Gespräch mitgehört hatte. Würde ihm ganz recht geschehen, dachte ich.
    Im Handumdrehen war David wieder da, einen dicken Stapel riesiger, staubiger Wälzer in den Händen. Die Bücher sahen uralt aus, und als er sich neben mich setzte und eifrig darin blätterte, sah ich, dass sie wirklich alt wa ren. Kein einziges war nach neunzehnhundertzehn veröffentlicht worden. Das älteste stammte von achtzehnhundertneunundvierzig.
    »Hier«, sagte David und zeigte auf einen ledergebundenen Band mit dem Titel »Mein Monterey«. Autor war ein gewisser Colonel Harold Clemmings. Er hatte einen ziemlich nüchternen Erzählstil, aber es gab hilfreiche Fotos dazu, wenn auch nur in Schwarz-Weiß.
    »Hier«, wiederholte David und zeigte auf ein Bild von dem Haus, in dem wir wohnten. Nur dass es ohne Veranda und Autounterstand ganz anders aussah. Und die Bäume drum herum waren viel niedriger. »Siehst du, da war das Haus noch ein Hotel. Oder eine Pension, besser gesagt. Anscheinend hatte es einen schlechten Ruf. Hier sind ziemlich viele Leute ermordet worden. Colonel Clemmings listet sie alle auf und geht bei jedem ziemlich ins Detail. Meinst du, der Geist, der heute Nacht bei mir war, ist eins von den Opfern? Einer von den Menschen, die hier im Haus gestorben sind?«
    »Tja, höchstwahrscheinlich«, antwortete ich.
    David begann, laut vorzulesen – schnell und gekonnt und ohne über die langen, veralteten Wörter zu stolpern. Er las mir die Geschichten aller Leute vor, die in dem Haus gestorben waren, das Colonel Clemmings »das Haus in den Hügeln« nannte.
    Aber keiner dieser Menschen hieß Jesse. Keine Beschreibung passte auch nur ansatzweise auf Jesse. Als David fertig war, sah er mich erwartungsvoll an.
    »Vielleicht der Geist von dem chinesischen Wäschereibesitzer«, mutmaßte er. »Der erschossen wurde, weil er die Hemden von dem schicken Typen nicht gut genug gewaschen hatte.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Nein, unser Geist ist kein Chinese.«
    »Oh.« David sah wieder ins Buch. »Wie wär's dann mit dem hier? Der von seinen Sklaven umgebracht wurde?«
    »Glaub ich nicht. Der war gerade mal einsfünfzig groß.«
    »Und der hier? Der Däne, der umgepustet wurde, weil er beim Kartenspielen geschummelt hat?«
    »Däne ist er auch nicht«, sagte ich seufzend.
    David schürzte die Lippen. »Was ist er denn dann, dieser Geist?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Ich weiß nicht. Auf jeden Fall zu einem Teil Spanier. Und …« Ich wollte jetzt nicht ins Detail gehen, wo Jesse doch vielleicht mithörte. Von wegen lebhafte Augen und langgliedrige dunkle Finger und so.
    Ich meine, ich wollte nicht, dass er dachte, ich würde auf ihn stehen oder so was.
    Dann fiel mir das Taschentuch wieder ein. Ich hatte es nach dem Auswaschen zum Trocknen aufgehängt, und am nächsten Morgen war es verschwunden gewesen, aber an die Initialen erinnerte ich mich noch. MDS. »Sagen dir die Buchstaben MDS vielleicht irgendwas?«, fragte ich David.
    Er dachte kurz nach, dann schlug er das Buch von Colonel Clemmings zu und ein anderes auf. Ein noch älteres, staubigeres. Es war so alt, dass der Titel auf dem Rücken nicht mehr lesbar war. Aber als David es aufschlug, sah ich das Titelblatt: »Das Leben in Nordkalifornien, 1800-1850«.
    David fuhr mit dem Finger über das Inhaltsverzeichnis am Ende des Buches. »Aha.«
    »Aha was?«, fragte ich.
    »Aha, hab ich mir doch gedacht.« Er blätterte zu einer Seite im letzten Teil des Buches. »Hier«, sagte er. »Wusste ich's doch. Da ist ein Foto von ihr.« Er reichte mir das Buch. Die Seite war mit einer Lage Zellstoff bedeckt.
    »Was ist das denn?«, fragte ich. »Was soll das Taschentuch hier?«
    »Das ist kein Taschentuch. Das ist ein feines Gewebe, das man damals über Fotos gelegt hat, zum Schutz. Du musst es anheben.«
    Ich tat, wie mir geheißen. Unter dem Tuch tauchte die schwarz-weiße, glänzende Abbildung eines Gemäldes auf. Eines Frauenporträts. Darunter stand: Maria de Silva Diego, 1830-1916.
    Mir wäre fast die Kinnlade runtergefallen. MDS! Maria de Silva!
    Sie sah aus
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