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Super Jumper. Luc - Nicht von diesem Planeten

Super Jumper. Luc - Nicht von diesem Planeten

Titel: Super Jumper. Luc - Nicht von diesem Planeten
Autoren: Antje Szillat
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Lückentexte mag ich nicht.«
    Ich blase die Backen auf und lasse die Luft langsam wieder entweichen. »Wenn ich das vorhin richtig gecheckt habe, ist der Weg durch das Neubaugebiet die einzige Zufahrt zur Gärtnerei, oder?«
    Meine Mutter nickt. »Ja und?«
    »Nur so«, erwidere ich knapp und reibe mir innerlich zufrieden die Hände.
    Klaus schnippt einen Brotkrümel von seinem Teller. »Gian-Luca Poggianella, du sagst niemals etwas nur so. Da steckt immer ’ne Geschichte dahinter.«
    Schweigend blicke ich durch das bodentiefe Küchenfenster nach draußen, als ob dort etwas ist, das meine volle Konzentration erfordert.
    »Ja und?«, hakt meine Mutter nach.
    »Was gibt es da zu sehen – fliegende Maulwürfe?«, witzelt Klaus herum.
    Doch ich lasse mich nicht beirren. Höre meine Mutter tief seufzen und Klaus ungeduldig mit den Fingerspitzen auf der Tischplatte herumtrommeln.
    Als ich endlich wieder zu ihnen schaue, liegt höllische Besorgnis in meinem Gesichtsausdruck. – Jedenfalls hoffe ich das, denn so funktioniert meine Zermürbungsstrategie: Ich werde immer wieder andeuten, dass das hier nur in die Hose gehen kann. So lange, bis sie es selbst raffen, und zusehen, dass wir im Galopp wieder zurück nach Hamburg abdüsen.
    »Ich bin müde«, sage ich. Dann erhebe ich mich und schlappe schwerfällig aus der Küche rüber in mein Zimmer.
    Wahnsinnszimmer!, muss ich schon wieder denken, obwohl ich das gar nicht will. Am coolsten ist die Decke, die bis zum Dachstuhl offen ist. Auf der Seite über meinem Bett sind Holzdielen zu einer Art Kriechboden eingezogen worden. Da oben liegen inzwischen ein paar Matratzen bereit und bieten einen chilligen Rückzugsplatz. Tja, meine Mut ter hat’s schon drauf … In Hamburg hätte ich sonst was für so ein Burnerzimmer gegeben. In Hamburg! Aber nicht am Arsch der Welt.
    Ich werfe mich aufs Bett und vergrabe mein Gesicht ins Kissen. Das Teil riecht verdammt gut nach zu Hause. Nach unserer viel zu kleinen Mietwohnung. Nach ständigem Straßenlärm. Nach Leben, nach Spaß, nach Biken, nach …
    »Darf ich?« Meine Mutter ist ins Zimmer gekommen.
    Ich hebe den Kopf, ganz langsam, und schaue sie an.
    »Klar«, murmele ich.

    Sie hockt sich in respektvollem Abstand auf meine Bettkante und setzt eine mitleidsvolle Miene auf.
    »Es ist schwer für dich, nicht wahr?«
    Was für eine überflüssige Frage …
    »Weißt du, Luc, für Klaus und mich ist es auch nicht leicht. Wir riskieren wirklich viel. Wir haben unser komplettes Geld in die Gärtnerei gesteckt. Sämtliche Ersparnisse. Wenn das hier schiefgeht, dann …«
    Können wir nach Hamburg zurück!, schießt es mir wie ein heller Feuerstrahlblitz durch den Kopf.
    Meine Mutter streckt die Hand nach mir aus. »Gib unserem neuen Leben eine Chance«, redet sie eindringlich auf mich ein. »Lass es uns als Team angehen. Bitte!«
    Ich räuspere mich. »Mein Team ist in Hamburg. Hier habe ich niemanden.«
    »Oje, sag so was nicht!«, ruft sie erschrocken, während ihr Tränen in die Augen steigen. »Du hast doch mich und Klaus und bestimmt findest du ganz schnell neue Freunde.«Ich richte mich halb auf und blicke ihr fest in die Augen. Sizilianische Zermürbungsstrategie hin oder her, ich kann einfach nicht anders.
    »Mama, schnallst du es nicht?! Ich will keine neuen Freunde. Ich will meine alten. Und ich will nach Hamburg. Hier werde ich mich niemals einleben. Hörst du, NIEMALS!«
    Stöhnend lasse ich mich aufs Kissen zurücksinken. Einen Moment lang ist es still. Dann merke ich, wie meine Mutter vom Bett aufsteht, und kurz darauf fällt die Zimmertür leise ins Schloss. Gut so.

Ich kann nicht einschlafen. Egal, wie oft ich mich auch hin und her wälze, es ist wie verflucht. Um kurz vor elf halte ich es nicht mehr länger aus. Wütend strampele ich die Decke weg, tappe zur Tür und trete auf den dunklen Flur hinaus.
    Obwohl der Wind heulend ums Haus pfeift, höre ich die Stimmen. Sie hallen von der Küche zu mir herüber und erst will ich mich deshalb sofort wieder in mein Zimmer verziehen. Auf ein nächtliches Gespräch mit Klaus und meiner Mutter habe ich echt keinen Nerv.
    Doch dann glaube ich, den Namen meines Vaters aufgeschnappt zu haben, und die Neugierde siegt.
    Auf Zehenspitzen schleiche ich zur Küche. Die Tür ist nur angelehnt, sodass ich hören kann, was die beiden reden. Für einen Blick ins Innere ist der Spalt zu schmal.
    »Er wird sich schon einleben, Elke. Du machst dir zu viele Sorgen. Und der Vergleich mit Sandro
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