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Super Jumper. Luc - Nicht von diesem Planeten

Super Jumper. Luc - Nicht von diesem Planeten

Titel: Super Jumper. Luc - Nicht von diesem Planeten
Autoren: Antje Szillat
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in der andere gerade mal die Spülmaschine ausgeräumt haben. Glücklich und zufrieden wie Marge Simpson höchstpersönlich strahlt sie in unsere Dreierrunde.
    Ich hab mich auch wieder etwas eingekriegt. Nicht, weil ich mich mit der Situation abgefunden hätte. Niemals! Aber die Tour durch die Pampa hat mein Hirn wieder auf Trab gebracht und für eine messerscharfe Erkenntnis gesorgt: In den letzten Jahren ist es mir immer saugut gegangen. Und genau das ist mein Problem. Ich habe verlernt zu kämpfen. Für das, was ich will, alles zu geben. Klar, in Hamburg bin ich der Überflieger der Streetbiker. Bis auf Cassy, die Zecke, hat es keiner je gewagt, meine Jumps nachzumachen.
    Und anders als Cassy habe ich mich dabei kaum mal auf die Fresse gelegt. Mein Kinn hat noch nie etwas abbekommen. Die Knie auch nur selten. Bisher ist mir alles leichtgefallen. Viel zu leicht. Und deshalb weiß ich auch nicht, wie man kämpft. Aber eins ist mir vorhin klar geworden: Für seine Träume muss man bis zum Äußersten kämpfen. Und mein festes Ziel ist es, hier wieder wegzukommen. Und das nicht erst mit 18.
    Meine Mutter schaut mich fragend an. »Ja oder nein?«
    Ich schüttele mich leicht, um mich zurück in die Gegenwart zu beamen, zu meinen Eltern an den feierlich gedeckten Tisch. So richtig mit Servietten und Kerzen und allem Pipapo.
    »Ähm … was?«
    Klaus schnauft amüsiert. »Elke, unser Sohn ist im Biker-Fieber. Da kannst du doch wohl nicht erwarten, dass er eine so schwerwiegende Entscheidung trifft.«
    Klaus sagt immer unser oder mein Sohn, obwohl wir nicht mal denselben Nachnamen tragen.
    »Ähm … was?«, frage ich gleich noch mal, weil ich keinen Plan habe, wovon die beiden reden.
    »Möchtest du lieber ein Wiener Würstchen oder ein Geflügelwürstchen?«, sagt meine Mutter nun sehr eindringlich.
    »Ähm …«
    Sie hebt die Hand. »Frag bloß nicht schon wieder was? Dann krieg ich ’nen Koller.«
    Sie zwinkert mir zu. Aber ich weiß auch so, dass das nur ein Spruch ist. Meine Mutter bekommt selten einen Koller . Meistens ist sie total locker drauf. Das liegt daran, dass sie sich stundenlang mit ihren Pflanzen und Blumen beschäftigt. Sie spricht sogar mit dem Grünzeug. Echt!
    »Wiener«, murmele ich.
    Sie fischt ein Würstchen aus dem Topf und legt es auf meinen Teller.
    Zunächst stochere ich etwas lustlos darin herum. Doch beim ersten Bissen merke ich, was für einen Mordshunger ich habe, und stopfe mir das Teil innerhalb von Sekunden rein.
    »Geht’s dir jetzt besser?«, fragt meine Mutter, als ich mir ein zweites Würstchen aus dem Topf angele.
    Ich zucke mit den Schultern. »Hab halt Hunger. War vorhin lange unterwegs.«
    »Während wir geschleppt haben«, beschwert sich Klaus. Dann winkt er ab. »Ist schon okay, Luc. So ’n Umzug, weg vom alten Zuhause, ist ja auch nicht so leicht zu verdauen.« Er bufft mir kumpelhaft gegen den Oberarm. »Und, wo warst du? Erzähl doch mal.«
    Vergiss es!, will ich am liebsten maulen. Aber dann fällt mir mein astreiner Plan wieder ein. Ich muss jetzt total gechillt reagieren, sonst wird das nichts mit dem vorzeitigen Vorstadtsiedlungsende.
    Ich ringe mir ein Grinsen ab und antworte artig: »Ich habe mir das Neubaugebiet angesehen.«
    Meine Mutter freut sich wie verrückt. »Oh, Luc, das ist ja klasse. Wenn man die Gegend erkundet, fühlt man sich ruck, zuck heimisch. Und, wie gefällt es dir?«
    Ich lasse mir Zeit mit der Antwort. Beiße erst mal von meinem Würstchen ab und kaue so lange darauf herum, bis es fast flüssig ist.
    Denk an deine sizilianische Zermürbungsstrategie, Junge! Bleib nett und freundlich und mach den beiden ganz nebenbei klar, dass ihre Idee, hier in der Pampa eine Gärtnerei samt Blumenladen zu übernehmen, der hirnrissigste Einfall ihres Lebens war.
    »Ich kam mir vor wie in einer Geisterstadt. Ein Haus nach dem anderen, aber nicht ein einziger Fußgänger oder Radfahrer. Wenn ich es mir recht überlege, hab ich nicht mal ein Auto fahren gesehen.«
    »Weil die Straßen im Neubaugebiet alle verkehrsberuhigt sind«, erklärt meine Mutter. »Darum ist so wenig los. Das ist doch gut.«
    »Hmmm …«, nachdenklich lege ich die Stirn in tiefe Sorgenfalten, »keine Autos, keine Kunden …«
    Klaus verschluckt sich an seinem Käsebrot. Er hustet, dann hebt er schnell die Hände. »Was willst du damit sagen?«, röchelt er.
    Meine Mutter guckt ebenfalls, als ob sie in eine Zitrone gebissen hätte. »Luc, sprich in ganzen Sätzen. Du weißt doch,
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