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Suna

Suna

Titel: Suna
Autoren: Ziefle Pia
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ist Kamil beurlaubt zu Haus.
    Dann ist Ahmeds Haus eigentlich fast fertig und es gibt keine Arbeiter, nach denen man sehen müsste.
    Dann ist es so, dass Ahmed Julka nicht gesagt hat, dass Kamil das Haus gebaut hat, mehr oder weniger.
    Dann ist es so, dass Ahmeds Mutter allen im Dorf erzählt, dass ihr reicher Sohn zwar leider, leider noch immer keine Kinder habe, aber eine Haushälterin. Die er vorausgeschickt hat, damit sie sein Haus hütet, bis er selber kommen kann, mit seiner Frau und mit dem Mercedes, den er versprochen hat.
    Ahmeds Mutter ist ein Klatschweib. Biraz dedikodu , so quatscht sie jeden an, weißt du schon den neuesten Klatsch, nein, ich aber, ich erzähl ’ s dir.
    Und so erfährt Kamil von Ahmeds neuer Haushälterin, die ein schielendes Auge hat und so gar nicht aussieht wie eine Deutsche. Aber wer kann sich schon vorstellen, dass eine Deutsche Dienstbotin wird bei einem Türken, also Tante, das ist ja nun wirklich totaler Quatsch. Nein, auch dann nicht, wenn dein Ahmed mit Sicherheit ein angesehener Mann ist, auch dann nicht.
    Dann sieht er sie gehen, am Wasserfall, wie sie Steine hin­einwirft, genau so, wie er es ihr gezeigt hat, wie sie ihre Füße ins Wasser steckt und nicht weiß, dass er da ist.
    »Warum bist du gekommen?«, fragt er, als er sich zu ihr setzt und seinen Arm um sie legt, wie immer.
    »Wegen Ahmeds Haus«, sagt Julka.
    »Bist du sicher?«, fragt Kamil.
    »Um dich zu sehen, du geschorener Ziegenarsch«, sagt Julka, und Kamil ist froh, dass sie flucht.
    »Ich konnte nicht«, sagt er leise, »ich konnte nicht, du weißt es ja jetzt, oder? Du hast es die ganze Zeit gewusst?«
    Julka erzählt ihm von Ayses Brief, und er fleht sie an, ihm zu glauben, dass er alles, nur das nicht gewollt hat.
    »Alles, nur das nicht.«
    »Warum hast du nichts gesagt?«
    »Ich weiß es nicht«, sagt Kamil.
    Er sagt, dass er sich scheiden lassen wird, wie er es mit Do ğ an geplant hat, aber nicht gemacht, weil sie auf seine Briefe nicht geantwortet hat.
    »Und weil es warm war hier mit deiner Frau und den Kindern«, sagt Julka.
    Kamil sagt, es wäre eine Lüge, wenn er nicht einen kleinen Teil davon zugeben würde, aber er sagt auch, wie sehr er sie vermisst hat, sie und Emine, und dass es Schicksal war, wie alles gekommen ist.
    Julka hält dagegen, dass sie auf eigenen Beinen zum Busbahnhof gelaufen ist und eine Fahrkarte gekauft hat, da wäre kein Schicksal weit und breit zu sehen gewesen.
    Er lacht.
    »Du hast Do ğ an die Tür vor der Nase zugeschlagen, wenn er dich besuchen wollte«, sagt er.
    »Er hatte sein Kind dabei«, sagt Julka.
    »Cem«, sagt Kamil.
    »Weißt du, wie ich mich gefühlt habe, als ich ihn sah, wie er mit seinem Kind zusammen ist und du nicht?«
    »Er wollte wenigstens Emine sehen, hast du sie nicht mit?«
    »Emine ist krank geworden«, sagt Julka rasch, »sie ist bei Ingrid, kennst du sie noch?«, und bastelt schnell eine Lüge, damit er zufrieden ist und nicht fragt.
    Sie zeigt ihm das Foto, das ihr Schwester Bonifazia gegeben hat, und er fragt nicht weiter.
    »Was machen wir nur?«, sagt er dann. »Wie lange bist du hier?«
    Sie sagt ihm, so lange, bis das Haus fertig ist für Ahmed und seine Frau.
    »Du wohnst bei mir«, sagt Kamil und streichelt ihr Haar.
    »Du bist verheiratet«, sagt Julka.
    »Du bist meine Frau, meine Frau aus Deutschland«, sagt Kamil, »meine Tante wird kommen und dich einladen. Du wohnst bei uns.«
    Tatsächlich muss Ayse ein Zimmer frei räumen, weil ihr Ehemann kommt und es ihr befiehlt und Tante Ipek hinter ihm steht und leise zu ihr sagt:
    »Seine Frau aus Deutschland ist gekommen, und seine Frau aus Deutschland wohnt bei uns.«
    Ayse hat genau gemerkt, dass er nicht wieder zurück­gekommen war zu ihr. Sie hat seinen Widerwillen gespürt und ihn beschimpft wegen seiner Zurückweisung. Im ersten Jahr kam er nur selten vom Militär nach Hause. Jetzt war er beurlaubt, und sie dachte, er ist wieder ganz bei ihr.
    Aber dann kommt da diese Frau von weiter weg, als sie denken kann, und reißt ihr den Mann von der Seite, den Vater ihrer Kinder, demnächst werden es drei sein, aber das weiß er noch nicht.
    Julka bewegt sich in den nächsten Tagen wie eine Schlafwandlerin. Kamil ist da und sie lebt mit ihm, als wäre nichts geschehen, er ist bei ihr am Tag und in den Nächten, als wäre nichts geschehen, er ist einfach bei ihr.
    Ahmeds Küche kommt, Kamil baut sie auf. Seine Badezimmerfliesen kommen, Kamil verlegt sie. Er schließt den Strom an und
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