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Sumpffieber (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Sumpffieber (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Sumpffieber (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)
Autoren: James Lee Burke
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taxierend auf mir ruhen. Ich nickte ihm zu. Eine Reaktion blieb er mir schuldig. Die Asche seiner Zigarre glühte wie heiße Kohle im Dunkeln.

2
    Der Gefängnisverwalter, Alex Guidry, lebte außerhalb der Stadt auf einer fünfundzwanzig Hektar großen Pferdefarm, ohne einen Baum oder Schatten. Brütende Sommerhitze knallte auf die Blechdächer, und ein Gemisch aus Sand und getrocknetem Pferdemist wehte aus den Pferdeboxen. Das langgestreckte rote Backsteinhaus aus den Sechzigern, vor dessen rückwärtigem Fenster die Motoren der Klimaanlage täglich vierundzwanzig Stunden wummerten, wirkte wie eine Festung, die dem alleinigen Zweck dienen sollte, den Elementen zu trotzen.
    Guidrys Familie hatte in einer Zuckermühle unten bei New Orleans gearbeitet. Der Vater seiner Frau hatte den Schwarzen Sterbeversicherungen verkauft. Ansonsten wußte ich wenig über ihn. Er gehörte zu jenen alternden, sich prächtig haltenden Männern, mit denen man ein Foto beim Golfen auf der Sportseite der Lokalzeitung, die Mitgliedschaft in einem Club selbstzufriedener Wohlstandsbürger und einen Wohltätigkeitsdrang ohne jede praktische Konsequenz in Verbindung bringt.
    Oder war da noch was? War da nicht irgendeine schmutzige, Jahre zurückliegende Geschichte gewesen? Einzelheiten waren mir entfallen.
    Am Sonntagnachmittag stellte ich meinen Pickup vor seinem Stall ab und ging an einem Hundezwinger aus Maschendraht vorbei zur Reitkoppel. Der Hundezwinger explodierte förmlich vom Gekläffe von zwei deutschen Schäferhunden, die sich gegen den Maschendraht warfen, während sie mit gefletschten Zähnen die Fäkalien auf dem heißen Betonboden unter ihren Pfoten zerstäubten.
    Alex Guidry drehte in leichtem Galopp auf einem schwarzen Wallach in der Koppel seine Runden, englische Sporen an den Reitstiefeln. Der Hals des Wallachs und seine Flanken schillerten schweißnaß.
    »Was gibtʼs?« fragte er.
    »Ich bin Dave Robicheaux. Wir haben telefoniert.«
    Er trug eine braune Reithose und ein enganliegendes weißes Polohemd. Er stieg ab, wischte sich den Schweiß mit einem Handtuch vom Gesicht und warf es einem Schwarzen zu, der aus dem Stall gekommen war, um ihm das Pferd abzunehmen.
    »Sie wollen wissen, ob dieser Broussard auf einem Anstaltsstuhl festgeschnallt wurde? Tagelang? Die Antwort lautet nein«, erklärte er.
    »Er sagt, sie hätten auch andere Insassen auf diese Weise festgehalten. Tagelang.«
    »Dann lügt er.«
    »Aber ihr habt dort einen Anstaltsstuhl, oder?«
    »Für Insassen, die durchdrehen, bei denen die Einzelhaft nichts bringt.«
    »Sie knebeln sie?«
    »Nein.«
    Ich rieb mir den Nacken und sah in Richtung Hundezwinger. Die Wasserschüssel war umgestoßen, und im Eingang der kleinen Hundehütte, dem einzigen Schutz vor der Sonne, brodelte die Luft vor Fliegen.
    »Sie haben hier ʼne Menge Platz. Können Sie die Hunde nicht frei rumlaufen lassen?« fragte ich. Ich versuchte zu lächeln.
    »Sonst noch was, Mr. Robicheaux?«
    »Ja. Cool Breeze sollte lieber nichts passieren, solange er in Ihrer Obhut ist.«
    »Werdʼs mir merken, Sir. Machen Sie beim Rausgehen das Gatter zu … wenn ich bitten darf.«
    Ich stieg in meinen Pickup und fuhr die mit Muschelbruch aufgeschüttete Straße entlang zum Weidegatter. Ein halbes Dutzend roter Angus-Rinder graste auf Guidrys Weide, während flaumige Silberreiher auf ihren Rücken saßen.
    Dann fiel es mir ein. Es lag zehn oder elf Jahre zurück. Damals war Alex Guidry beschuldigt worden, den Hund eines Nachbarn erschossen zu haben. Guidry hatte behauptet, der Hund habe eines seiner Kälber gerissen und die Eingeweide gefressen. Der Nachbar dagegen hatte eine andere Geschichte erzählt, nämlich daß Guidry eine Stahlfalle mit Köder für das Tier ausgelegt und es aus purer Gemeinheit getötet hätte.
    Ich blickte in den Rückspiegel und sah, daß er mich vom Ende der Muschelschalenstraße aus beobachtete, die Beine leicht gespreizt, eine lederne Reitpeitsche am Handgelenk baumelnd.
    Montag morgen kehrte ich an meinen Schreibtisch in der Sheriffdienststelle des Bezirks Iberia zurück, nahm meine Post aus dem Fach und klopfte ans Büro des Sheriffs.
    Er lehnte sich auf seinem Drehstuhl zurück und lächelte, als er mich sah. Seine Backen waren mit feinen blauen und roten Äderchen durchzogen, die wie frische Tintenlinien auf einer Karte aussahen, wenn sein aufbrausendes Temperament mit ihm durchging. Er hatte sich zu hastig rasiert, und ein Stück blutiges Kleenex klebte an seinem
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