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Sumpffieber (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Sumpffieber (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Sumpffieber (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)
Autoren: James Lee Burke
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Blechdach des Angelladens.
    »Cool Breeze sagt, du seist anständig und integer. Er sitzt jetzt in Einzelhaft, weil er dem Wärter eins übergebraten hat. Werd ihm ausrichten, daß du nicht im Dienst bist.«
    »Diese Stadt hat deinen Vater nicht umgebracht.«
    »Nein, sie haben mich und meinen Bruder nur in ein Waisenhaus gesteckt, wo wir die Fußböden mit den Knien polieren mußten. Sag deinem irischen Freund, daß er verdammt gut aussieht. Komm mal zu uns raus und besuch uns, Streak«, sagte sie und ging über die unbefestigte Straße, wo sie ihren Wagen unter den Bäumen meiner Auffahrt geparkt hatte.
    Oben an der Anlegestelle schüttete Clete das Eis und die Getränkebüchsen mitsamt den gefleckten Forellen aus der Kühlbox. Die Fische blieben steif und kalt auf den Planken liegen.
    »Je was davon gehört, daß Gefangene im Iberia-Bezirksgefängnis geknebelt und an Stühle gefesselt werden?« fragte ich.
    »Gingʼs darum? Vielleicht sollte sie mal nachfragen, was die Kerle angestellt haben, daß man sie dort eingelocht hat.«
    »Sie hat gesagt, du siehst verdammt gut aus.«
    »Hat sie?« Er sah den Weg hinunter, wo der Wagen unter dem Dach der Eichen verschwand, die entlang des Bayou wuchsen. Dann öffnete er eine Dose Budweiser und warf mir eine Dose Dr. Pepper Light zu. Die Narbe über seiner linken Augenbraue schmiegte sich eng an seinen Schädel, als er versonnen grinste.
    Der Schlüsselknecht war ein berüchtigter Schleifer beim Marine Corps gewesen, trug sein Haar noch immer messerkurz am Schädel und hatte den Nacken penibel ausrasiert. Sein Körper war schlank und mit Muskelsträngen durchzogen, sein Schritt gemessen und aufrecht wie auf dem Exerzierplatz. Er schloß die Zelle am hintersten Ende des Korridors auf, legte Willie Cool Breeze Broussard Hüft- und Fußketten an und geleitete ihn zum Vernehmungszimmer, wo ich wartete.
    »Angst, daß er dir wegläuft, Top?« fragte ich.
    »Bei ihm läuft der Mund, das ist das Problem.«
    Der Schließer machte die Tür hinter uns zu. Cool Breeze sah aus wie zweihundert Pfund Nougat in Anstaltskleidung gegossen. Sein Schädel war kahl, eingewachst und glänzte wie Horn, die Augenwinkel waren nach unten gezogen wie bei einem Preisboxer. Einen mehrfach vorbestraften Fassadenkletterer stellte man sich anders vor.
    »Wenn sie dich mißhandeln, Cool Breeze, dann steht das jedenfalls nicht auf deinem Zettel.«
    »Wie würden Sie Einzelhaft nennen?«
    »Der Knecht sagt, du hättest die Einzelhaft provoziert.«
    Cool Breeze konnte die Handgelenke in den an der Hüftkette befestigten Handschellen nicht bewegen. Er rutschte auf seinem Stuhl hin und her und warf einen Seitenblick zur Tür.
    »Ich bin im Camp J droben in Angola gewesen. Das war dagegen ein Zuckerlecken. Ein Wärter hat einen Jungen mit vorgehaltener Waffe gezwungen, ihm einen zu blasen«, sagte er.
    »Ich will dir nicht zu nahetreten, Breeze, aber das ist nicht dein Stil.«
    »Was is nich mein Stil?«
    »Andere zu verpfeifen … nicht mal einen schäbigen Schlüsselknecht.«
    Er rollte die Augen in den Höhlen vor und zurück und wischte sich die Nase an der Schulter ab.
    »Ich sitze wegen dieser Scheiße mit den Videorecordern im Bau. War 'ne ganze Wagenladung voll. Was die Sache noch beschissener macht, ist, daß ich die Ladung aus einem Lagerhaus der Giacanos in Lake Charles geholt hab. Ich muß Distanz zu meinen Problemen gewinnen. Vielleicht sogar bis zu den Islands, begriffen?«
    »Klingt logisch.«
    »Nein, Sie kapierenʼs nich. Die Giacanos sind mit Jungs in New York verbandelt, die Raubkopien von Filmen machen, vielleicht hunderttausend pro Woche. Also kaufen sie Massen von Videorecordern zu Vorzugspreisen … Cool Breezeʼ Mitternachts-Lieferservice, geschnallt?«
    »Du hast den Giacanos ihr eigenes Zeug angedreht? Du setzt völlig neue Maßstäbe, Breeze.«
    Er lächelte flüchtig, aber die hängenden Augenwinkel gaben ihm den melancholischen Ausdruck eines Bluthundes. Er schüttelte den Kopf.
    »Sie sind noch immer nicht auf dem laufenden, Robicheaux. Von denen ist keiner so schlau. Sie haben mit Raubkopien von Kung-Fu-Filmen aus Hongkong angefangen. Das Geld für die Produktion der Kung-Fus kommt von verdammt üblen Typen. Schon mal von den Triaden gehört?«
    »Reden wir über China-Weiß?«
    »So wirdʼs gewaschen, Mann.«
    Ich zückte meine Visitenkarte und schrieb die Telefonnummer meines Köderladens auf die Rückseite. Dann beugte ich mich über den Tisch und steckte sie ihm in die
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