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Sumpffieber (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Sumpffieber (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Sumpffieber (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)
Autoren: James Lee Burke
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anrufen.«
    »Cool Breeze Broussard. Mann, den Namen muß man sich auf der Zunge zergehen lassen!«
    »Wär was für einen Film, was?«
    »Man kann nie wissen«, erwiderte er und lächelte.
    An einer Wand hingen gerahmte Szenenfotos aus Ciscos Filmen, und seitlich daneben erkannte ich jene Bilder, die allesamt Meilensteine in Megans Karriere darstellten: ein tiefer Graben, in dem sich Leichen von Zivilisten in Guatemala stapelten, afrikanische Kinder, in deren ausgemergelten Gesichtern Schmeißfliegen saßen. Legionäre der Fremdenlegion hinter Sandsäcken kauernd, während einschlagende Granaten Dreckfontänen über ihre Köpfe rieseln ließen.
    Seltsamerweise jedoch hing jenes Foto, das Megans Karriere mit der Veröffentlichung im Life -Magazin begründet hatte, abseits in der untersten Ecke der Serie. Es zeigte, wie ein Überlaufrohr der Straßenkanalisation geöffnet wurde und wie in dem Augenblick, da sich sein Inhalt in den Mississippi ergoß, ein riesiger Schwarzer, in der mit Klärschlamm getränkten Anstaltskleidung des Gefängnisses von New Orleans, aus dem Dunkel ins Freie brach, die Hände der Sonne entgegengestreckt, wie ein Sonnenanbeter, den Nacken von der Kugel eines Scharfschützen durchbohrt, die in einem blutigen Sprühnebel an seiner Kehle wieder ausgetreten war, den Mund aufgerissen, die Lippen zu einem orgiastischen Schrei verzerrt.
    Ein zweites gerahmtes Foto zeigte fünf Polizisten in Uniform, die auf die Leiche des Schwarzen hinabsahen, der im Tod jeder Persönlichkeit beraubt und seltsam geschrumpft wirkte, wie ein Ballon, aus dem man die Luft herausgelassen hatte. Direkt im Vordergrund starrte ein Mann in Zivil mit Bürstenhaarschnitt grinsend in das Kameraobjektiv, einen rotbackigen Apfel in der Hand, aus dem ein großes Stück weißen Fleisches herausgebissen war.
    »Woran denken Sie?« fragte Cisco.
    »Der Platz da scheint mir reichlich unangemessen, um die hier zu präsentieren«, erwiderte ich.
    »Der Typ hat einen hohen Preis bezahlt. Für Megan und mich … für uns beide«, sagte er.
    »Für beide?«
    »Ich bin bei dieser Aufnahme ihr Assistent gewesen, drinnen im Abflußrohr, als diese Cops beschlossen haben, Hundefutter aus ihm zu machen. Mann, wo leben Sie? Meinen Sie, Hollywood sei der einzige Fleischmarkt dort draußen? Die Cops konnten eine Belobigung einstecken. Der Schwarze hatte eine sechzehnjährige Weiße vergewaltigt, bevor er ins Gras gebissen hat. Ich konnte mir das Bild an die Wand eines Siebenhunderttausenddollar-Hauses hängen. Die einzige Person, die leer ausgegangen ist, war die Schülerin.«
    »Verstehe. Tja, dann gehe ich jetzt lieber.«
    Durch die gläserne Flügeltür sah ich einen ungefähr fünfzigjährigen Mann in Khakishorts und Sandalen, mit offenem Hemd über der Hühnerbrust, die Veranda entlanggehen. Er setzte sich mit einer Illustrierten in einen Liegestuhl und zündete eine Zigarre an.
    »Das ist Billy Holtzner. Möchten Sie ihn kennenlernen?« erkundigte sich Cisco.
    »Wer?«
    »Beim Papstbesuch im Studio vor ungefähr sieben Jahren hat Billy ihn gefragt, ob er ein Drehbuch für ihn hat. Warten Sie ʼne Minute.«
    Ich versuchte ihn zurückzuhalten, doch es war zu spät. Offensichtlich kam es ihm nicht in den Sinn, daß ich es als Affront auffassen könnte, daß er sich erst die Erlaubnis einholen mußte, um mich vorstellen zu dürfen. Ich sah, wie er sich zu dem Mann namens Holtzner hinunterbeugte und leise mit ihm sprach, während Holtzner seine Zigarre paffte und ins Leere starrte. Schließlich richtete sich Cisco auf, kehrte ins Haus zurück, drehte in verlegener Geste die Handflächen nach oben und wandte peinlich berührt den Blick ab.
    »Billy geht völlig in seinem Projekt auf. Wenn eine Produktion läuft, ist er wie auf einem anderen Stern.« Er lachte gekünstelt.
    »Sie haben sich gut gehalten, Cisco.«
    »Orangensaft, Weizenkeime und täglich drei Meilen joggen am Strand entlang. Man hat nur ein Leben.«
    »Sagen Sie Megan, es täte mir leid, daß ich sie verpaßt habe.«
    »Muß mich wegen Billy entschuldigen. Ist ein prima Kerl. Aber ein Exzentriker.«
    »Wissen Sie was über Raubkopien von Spielfilmen?«
    »Schon. Die kosten der Filmindustrie eine hübsche Stange Geld. Hat das was mit diesem Broussard zu tun?«
    »Sie sagen es.«
    Als ich durch die Vordertür ins Freie trat, hatte der Mann im Liegestuhl die Außenlaterne ausgeknipst und rauchte versonnen seine Zigarre, ein Bein über das andere geschlagen. Ich fühlte seinen Blick
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