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Sumpffieber (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Sumpffieber (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Sumpffieber (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)
Autoren: James Lee Burke
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Kinngrübchen. Unbewußt stopfte er sein Hemd wiederholt über dem Bauch in den Hosenbund.
    »Was dagegen, wenn ich früher wieder zu arbeiten anfange als geplant?« fragte ich.
    »Hat das was mit Cool Breeze Broussards Beschwerde beim Justizministerium zu tun?«
    »Ich bin gestern draußen bei Alex Guidry gewesen. Wie sind wir bloß an einen solchen Kerl als Gefängnisverwalter geraten?«
    »Ist nicht gerade ein Job, für den die Leute Schlange stehen«, sagte der Sheriff. Er kratzte sich an der Stirn. »Im Augenblick sitzt eine FBI-Agentin in Ihrem Büro. Eine Frau namens Adrien Glazier. Kennen Sie sie?«
    »Ne. Woher wußte sie, daß ich hier sein würde?«
    »Sie hat zuerst bei Ihnen zu Hause angerufen. Ihre Frau hatʼs ihr gesagt. Egal, bin froh, daß Sie wieder da sind. Ich will diesen Mist im Gefängnis aufgeklärt haben. Wir haben gerade einen komischen Fall, den uns der Bezirk St. Mary zum Fraß vorgeworfen hat.«
    Er öffnete einen braunen Umschlag, setzte die Brille auf und starrte auf das Fax in seinen Händen. Das ist die Geschichte, die er mir erzählt hat.
    Vor drei Monaten, unter einem Mond mit Halo, der Regen verhieß, und einem Himmel, in dem der Staub aus den Zuckerrohrfeldern hing, war ein siebzehnjähriges schwarzes Mädchen namens Sunshine Labiche angeblich von zwei weißen Jungen mit ihrem Wagen von einer unbefestigten Straße in den Straßengraben abgedrängt worden. Die beiden hatten sie hinter dem Steuer hervorgezerrt, sie rechts und links untergehakt und waren mit ihr tief im Zuckerrohrfeld verschwunden, wo sie sie vergewaltigt und zum Oralverkehr gezwungen hatten.
    Am nächsten Morgen indentifizierte das Mädchen die beiden Jungen anhand einer Verbrecherkartei. Die beiden waren Brüder aus dem Bezirk St. Mary und vier Monate zuvor wegen des Überfalls auf einen Lebensmittelladen in New Iberia verhaftet und mangels Beweisen wieder freigelassen worden.
    Diesmal hätten sie ins Loch gemußt.
    Irrtum.
    Beide hatten Alibis, und das Mädchen gab zu, daß sie mit ihrem Freund Dope geraucht hatte, bevor sie vergewaltigt worden war. Sie zog die Anzeige zurück.
    Am späten Sonntagnachmittag tauchte ein Privatwagen vor der Farm der zwei Brüder drüben in der Gemeinde St. Mary auf. Der Vater, bettlägerig, war im Vorderzimmer, beobachtete die ungebetenen Besucher, ohne daß diese das merkten, durch die Ritzen in der Jalousie. Der Fahrer des Wagens trug die grüne Uniform eines Deputys aus dem Bezirk Iberia und eine Sonnenbrille und blieb hinter dem Steuer sitzen, während ein zweiter Mann, in Zivil und mit Panamahut, auf die Veranda trat und den beiden Brüdern erklärte, man müsse noch ein paar Fragen in New Iberia klären, dann würden sie wieder nach Hause gefahren.
    »Dauert keine fünf Minuten. Wir wissen, daß ihr Jungs nicht den ganzen Weg nach Iberia kommen mußtet, um euer Glück zu versuchen«, sagte er.
    Den Brüdern wurden keine Handschellen angelegt, und sie durften sogar einen Zwölferpack Bier mitnehmen und auf dem Rücksitz trinken.
    Eine halbe Stunde später, bei Sonnenuntergang, sah ein Student der University of Southern Louisiana, der draußen in den Atchafalaya-Sümpfen campierte, durch die halb im Wasser stehenden Weiden und Gummibäume, die sein Hausboot umgaben, einen Wagen oben auf dem Damm anhalten. Zwei ältere Männer und zwei Jungen stiegen aus. Einer der Männer trug Uniform. Alle hielten Bierbüchsen in der Hand; alle urinierten vom Damm aus ins Schilf.
    Dann schien den beiden Jungen, sie trugen Jeans und fleckige bunte Hemden, deren Ärmel herausgetrennt waren, offenbar zu dämmern, daß etwas faul sein mußte. Sie drehten sich um und starrten begriffsstutzig auf ihre Begleiter, die jetzt wieder oben auf dem Damm standen und plötzlich Pistolen in den Händen hielten.
    Die Jungen versuchten offenbar zu verhandeln, hielten die Hände von sich gestreckt, als wollten sie einen unsichtbaren Feind abwehren. Die olivenfarbene Haut ihrer Arme war von Tätowierungen übersät, das Haar hatten sie mit Wachs zu Spitzen hochgezwirbelt. Der Mann in Uniform hob seine Waffe, rief ein unverständliches Kommando und deutete auf den Boden. Als die Jungen nicht reagierten, drehte der Mann mit dem Panamahut die Jungen beinahe sanft mit der Hand in Richtung Wasser, trat mit der Schuhspitze gegen die Wade des einen, dann des anderen, zwang sie damit in die Knie, als dekoriere er Puppen in einem Schaufenster. Dann kehrte er zu dem Mann in Uniform oben auf dem Damm zurück. Einer der Jungen
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