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Sumpffieber (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Sumpffieber (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Sumpffieber (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)
Autoren: James Lee Burke
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starrte immerfort ängstlich zurück über die Schulter. Der andere schluchzte haltlos, das Kinn gereckt, die Arme starr an den Körper gepreßt, die Augen fest geschlossen.
    Die Umrisse der Männer hoben sich deutlich vor der glühend roten Sonne ab, die hinter dem Damm versank. Gerade als ein Schwarm Vögel vor der Sonne vorbeizog, umfaßten die beiden Schützen ihre Waffen mit beiden Händen und begannen zu schießen. Ob das fahler werdende Licht oder die Art ihrer Tat schuld war, jedenfalls zielten sie schlecht.
    Beide Opfer versuchten, auf die Beine zu kommen, die Körper im Kugelhagel in grotesken, simultanen Zuckungen verrenkt.
    Der Zeuge sagte später: »Das Mündungsfeuer ratterte unaufhörlich. Sah fast so aus, als würde jemand Stücke aus einer Wassermelone schießen.«
    Nachdem es vorbei war, trieben Qualmschwaden über das Wasser, und der Schütze mit dem Panamahut machte Nahaufnahmen mit einer Sofortbildkamera.
    »Der Zeuge hatte ein Fernglas. Er behauptet, der Kerl in der grünen Uniform habe das Zeichen unserer Abteilung am Ärmel getragen«, sagte der Sheriff.
    »Kriminelle weiße Bullen rächen die Vergewaltigung eines schwarzen Mädchens?«
    »Einspruch stattgegeben, Dave. Aber schaffen Sie mir diese FBI-Agentin vom Hals, ja.«
    Er sah in mein fragendes Gesicht.
    »Die Frau geht mir mit ihrem Übereifer auf den Keks.« Er fuhr sich mit dem Finger über die Lippen. »Habe ichʼs Ihnen eigentlich schon gesagt? Ich spiele mit dem Gedanken, wieder ins Wäschereigeschäft zu gehen. Beschissen war ein Tag da nur, wenn du die Golfsocken von einem Kunden waschen mußtest.«
    Ich sah durch mein Bürofenster auf die FBI-Agentin namens Adrien Glazier. Sie saß in einem taubenblauen Kostüm und weißer Bluse mit übereinandergeschlagenen Beinen mit dem Rücken zur Tür und kritzelte etwas auf einen Notizblock. Ihre Handschrift war voller energischer Kringel und Schlenker, mit spitzen Auf- und Abbewegungen, die an ein Raubtiergebiß erinnerten.
    Als ich die Tür aufmachte, sah sie mich aus gletscherblauen Augen an, die von einem Wikinger hätten stammen können.
    »Ich bin gestern abend bei William Broussard gewesen. Er scheint anzunehmen, Sie könnten ihn aus dem Bezirksgefängnis holen«, sagte sie.
    »Cool Breeze? So blöd ist der nicht.«
    »Wirklich nicht?«
    Ich wartete. Sie hatte aschblondes Haar, strohig und an den Enden gespalten. Ihr Gesicht war grobknochig, der Ausdruck feindselig. Sie gehörte zu jenen Menschen, von denen man instinktiv ahnt, welches sorgsam gehegte, jederzeit mobilisierbare Aggressionspotential in ihnen schlummert. Ich wandte den Blick ab.
    »Entschuldigung. Darf ich das als Frage verstehen?«
    »Sie haben kein Recht, diesem Mann vorzugaukeln, Sie könnten einen Kuhhandel für ihn abschließen«, sagte sie.
    Ich setzte mich hinter meinen Schreibtisch, schaute aus dem Fenster und wünschte, ich könnte mich zurück in die Kühle des Morgens flüchten, zurück auf die regenfeuchten Straßen, unter die Palmwedel, die sich im Wind bewegten.
    Ich griff nach einer herumliegenden Büroklammer, warf sie in meine Schreibtischschublade und schob diese zu. Ihre Augen wichen keinen Millimeter von meinem Gesicht, und sie verloren auch nicht ihren vorwurfsvollen Ausdruck.
    »Was, wenn ihn der Staatsanwalt freiläßt? Was geht Sie das dann an?« fragte ich.
    »Sie mischen sich in eine Bundesangelegenheit ein. Dafür sind Sie offenbar bekannt.«
    »Mein Eindruck ist, daß Sie ihm Daumenschrauben anlegen wollen. Und sobald er die Burschen verpfiffen hat, gegen die Sie so brennend gern was in der Hand hätten, werfen Sie ihn den Wölfen zum Fraß vor.«
    Sie spreizte die Beine und beugte sich vor. Dann stützte sie einen Ellbogen auf meinen Schreibtisch und zeigte mit dem Finger auf mich.
    »Megan Flynn prostituiert sich für alles, was ihr zum Vorteil gereicht. Und was sie nicht auf dem Rücken liegend kriegen kann, holt sie sich, indem sie die Jeanne dʼArc der Unterdrückten spielt. Wenn Sie sich von ihr beim Schwanz packen lassen, dann sind Sie noch dämlicher, als die Leute in meinem Büro behaupten«, erklärte sie.
    »Das muß ein Witz sein. Wollen Sie mich verarschen?«
    Sie zog einen braunen Umschlag hervor und knallte ihn auf meinen Schreibtisch.
    »Diese Fotos zeigen einen Kerl namens Swede Boxleiter. Sind im Hof des Staatsgefängnisses von Colorado in Canon City aufgenommen worden. Was sie nicht zeigen, ist der Mord, den er am hellichten Tag begangen hat, während ihm eine Kamera über
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