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Summer Westin: Verhängnisvolle Spuren (German Edition)

Summer Westin: Verhängnisvolle Spuren (German Edition)

Titel: Summer Westin: Verhängnisvolle Spuren (German Edition)
Autoren: Pamela Beason
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Hand aus und inspizierte den Schatten, den sie auf die Steine warf.
    »Es ist noch nicht Vollmond, das reicht nicht, um durch den Sunset Canyon zu wandern. Du weißt doch, wie nah der Weg am Abhang vorbeiführt.«
    »Ganz genau. Ich weiß es.«
    »Wir haben ihn vielleicht schon gefunden, bevor du überhaupt hier bist. Lass es. Bitte, Sam! Du warst doch Ranger. Wie oft hast du Besuchern erklären müssen, dass Wanderungen bei Nacht zu gefährlich sind?«
    Damit hatte er sie. Nach der anstrengenden Fahrt und dem Aufstieg war die Idee tatsächlich ein wenig irre, ganz zu schweigen von dem Wein, den sie intus hatte.
    »Falls Zack heute Nacht auftaucht, hinterlass mir eine Nachricht auf der Mailbox. Ansonsten bin ich morgen früh unten.« Sie gab ihm ihre Nummer durch.
    Dann stellte sie das Telefon ab, zog den Reißverschluss der Weste herunter und versuchte, den Angstknoten im Magen wegzumassieren.

3
    Der Wein half Sam beim Einschlafen, hielt aber nicht lange vor. Kurz vor vier weckte sie ein Kratzen vor dem Zelt. Sie setzte sich auf und lugte durchs Moskitonetz. Zuerst sah sie gar nichts, dann huschte etwas Pelziges zum Rucksack, den sie an einen Stein gelehnt hatte. Sam fluchte. Warum hatte sie das Essen nicht höher gehängt oder mit ins Zelt genommen?
    Das Tier war größer als ein Streifenhörnchen. Sam kniff die Augen zusammen. Der Mond stand schon zu tief im Westen, um in der Schlucht noch Licht zu spenden. Sie konnte nur eine spitze Schnauze und einen buschigen Schwanz erkennen. Wenn es ein Waschbär war, dann musste er sehr klein und beklagenswert dünn sein. Der Plünderer stellte sich auf die Hinterbeine und legte die kleinen Pfoten auf den Rucksack. Gestreifter Schwanz und große, runde Ohren. Ein Katzenfrett! Noch nie zuvor hatte sie eines gesehen. Pfotenabdrücke und Losung schon, sogar gefangene Exemplare im Zoo, aber in freier Wildbahn noch nie.
    Wo war bloß die Kamera? Sie tastete neben dem Schlafsack nach der Weste: das Telefon, zwei Speicherkarten, eine Rolle Magentabletten, ein zerknülltes Taschentuch. Schöne Scheiße. Sie drückte ihr Gesicht ans Netz. Die Kamera lag zusammen mit dem Laptop draußen. So was von professionell!
    Mit der Pfote vergrößerte das Katzenfrett die Öffnung am Reißverschluss und steckte die Schnauze in den Rucksack. Sam beugte sich weiter vor, der Schlafsack schabte leise auf der Matte. Das scheue Tier wandte den Kopf. Eine Sekunde lang glitzerten große, weiß umrandete Augen im schwachen Licht. Dann zuckte der Schwanz, und das Katzenfrett war auf und davon.
    Wie die Pumas gestern. Eben noch da und schon fort. Einfach vom Erdboden verschwunden.
    Plötzlich sah sie das Gesicht eines Kleinkindes vor sich. Wurde Zack noch vermisst? Sie zog das Moskitonetz auf und krabbelte mit dem Telefon nach draußen, funkte den Satelliten an und wählte die Nummer der Mailbox.
    »Sie haben zwei neue Nachrichten.« Die Key Corporation hatte gestern Nachmittag angefragt, ob sie für ihr Internetmagazin einen Bericht über Vogelbeobachtung im Columbia Gorge schreiben könnte. Die zweite Nachricht stammte von Lauren, die begeistert erzählte, wie fantastisch ihr Bericht auf der Website aussehe, und wie glücklich ihr Chef Steve Harding darüber sei, dass sie selbst und Adam Steele ihn überredet hätten, diese Feldstudien in Angriff zu nehmen.
    Sam verließ die Mailbox und wählte Kents Handynummer. Eine Stimme teilte ihr mit, dass der Teilnehmer momentan nicht erreichbar sei. Wahrscheinlich war der Akku inzwischen leer.
    »Verflixt noch mal«, sagte sie leise. Dann fiel ihr etwas ein. Linke obere Außentasche. Sie krabbelte zum Rucksack, holte das Funkgerät heraus, das sie eigens für solche Zwecke mitgenommen hatte, und stellte den Verkehrskanal des Parks ein.
    Statisches Rauschen zerriss die Stille. Wahrscheinlich blockierten die umgebenden Felsen das Signal. Sie stellte das Gerät wieder aus, schob es mangels einer Alternative in ihre Unterhose und kletterte auf den höchsten erreichbaren Felsen, immer in der Hoffnung, doch noch einen Blick auf das Katzenfrett zu erhaschen. Oben setzte sie sich auf den kühlen Sandstein und probierte es noch einmal mit dem Funkgerät.
    »Sektor neun-drei. Auch nichts.« Eine müde weibliche Stimme. »Gehe zu Sektor neun-vier.«
    Mist. Die Ranger suchten noch immer. Also kein Happy End. Sie biss sich auf die Knöchel.
    »Sektor acht-zwei sauber. Gehe zu Sektor acht-drei.« Das hörte sich wie Kents Stimme an.
    Sie rieb sich die bloßen Füße.
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