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Summer Westin: Todesruf (German Edition)

Summer Westin: Todesruf (German Edition)

Titel: Summer Westin: Todesruf (German Edition)
Autoren: Pamela S. Beason
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brennenden Busch in der Bibel erinnert. Sie schnaubte, weil ihr die Vorstellung zu absurd erschien.
    »Hier rüber, Lili.« Um auf die andere Seite des Feuers zu gelangen, suchte Sam sich einen Weg an den Flammen vorbei, durch spindeldürre Nadelbäume und Farne, die fast so groß waren wie sie. Dichter Rauch hing wie Nebel zwischen den Bäumen; wenigstens ging bis jetzt kein Wind. Wenn es ihnen gelang, das Feuer auf den Uferbereich zu begrenzen, würde es von allein ausgehen.
    Sam löschte die Flammen zu ihren Füßen, indem sie mit der Hackenseite der Pulaski-Axt lockere Erde über brennende Fichtennadeln und -zapfen schaufelte. Lili, die neben ihr mit der Rückseite des Schaufelblatts auf die Flammen unten an einem Baum einschlug, hustete.
    »Nimm Erde«, rief Sam ihr über das Knistern des Feuers hinweg zu. »Zieh einen Streifen, den das Feuer nicht überwinden kann. Wirf Erde auf die Flammen.« Das letzte Wort würgte sie schon fast heraus. Nach Luft schnappend hackte sie Unmengen Humus von den hungrigen Flammen weg. Unter dem üblichen Waldboden lag eine mit Steinen übersäte eiszeitliche Grundmoräne, und es erforderte Schwerstarbeit, auch nur einen Löffel voll aus dem Boden herauszubrechen.
    Versuchsweise schüttete Lili eine Schaufel voll Erde auf die Glut zu ihren Füßen, die rasch erlosch. Sie machte einen Schritt nach vorn, um auf einen größeren Flammenherd zuzugehen.
    Sam sprang ihr nach und zog sie zurück. »Mach dir keine Gedanken über alles zwischen hier und dem See. Bleib an meiner Seite. Wir müssen diese Linie halten, damit sich das Feuer nicht ausbreitet.«
    Die Linie halten – das Mantra der Feuerwehrausbildung. Umzingle den Feind. Grenz die Feuersbrunst ein, lass sie alles verschlingen, was sie bereits hat, um sie später auszuhungern.
    In der Ausbildung war es viel leichter gewesen, ein Feuer niederzuschlagen, damals, als sie sich direkt nach dem College auf den Rangerjob vorbereitet hatte, den sie nie bekommen hatte. Das war jetzt … meine Güte, schon 15 Jahre her? Schweiß lief ihr den Hals hinab und vermischte sich mit der Feuchtigkeit, die sich in dem schweren Feueranzug überall an ihrem Körper gebildet hatte. Was ihr wie Stunden vorkam – obwohl sie wusste, dass es nur Minuten waren –, reichte gerade einmal, um das Feuer auf einer Linie von nur wenigen Metern zurückzuschlagen.
    Sam hasste Feuer. Wenn die Flammen loderten, hörte alles andere auf zu existieren. Der Geruch nach Zedern und Wildblumen verschwand ebenso wie Vogelgezwitscher und Froschquaken. Alles, was blieb, waren erstickender Rauch, mörderische Hitze und das Knistern und Krachen, das den Tod bedeutete. Und gerade wenn man glaubte, das Feuer endlich zu stummer Schwärze niedergeprügelt zu haben, konnte es – wie ein Untoter in einem Horrorfilm – plötzlich wieder zum Leben erwachen.
    Der Wald hinter ihnen lag nach wie vor kühl, grün und ruhig da. Vor ihnen dagegen gackerte und zischte es wie ein Bataillon Dämonen. Jeder Schlag mit der Pulaski-Axt sandte einen durchdringenden Schmerz Sams Arme hinauf, der sich über den Nacken bis in ihren Kopf fortsetzte. Ihre Nasenhöhlen brannten. Vor ihr flammte ein morscher Ast auf und schickte einen gelben Funkenregen in den dunklen Himmel. Mit der Axt hieb Sam auf das verrottete Holz ein und schleuderte den brennenden Stumpf in die Flammen, um das Gelände zu ihren Füßen freizubekommen.
    Der Wind frischte auf, beißender Rauch strich über ihre verschwitzte Stirn und ließ ihre Augen tränen. Sie warf rasch einen Blick auf Lili. Tränen liefen wie glitzernde Kanäle über das schwarz verschmierte Gesicht des Mädchens. Wie lange würde das Kind die schwere Arbeit durchhalten? Und sie selbst, wie lange würde sie durchhalten? Wo blieb der Rest der Mannschaft?
    Links von ihr wand sich eine Feuerschlange am Skelett einer toten Zeder empor. Laut zischend ging ein Ast über ihrem Kopf in Flammen auf, wie eine riesige Wunderkerze, und regnete glühende Rindenstücke und Nadeln auf sie herab. Sam packte Lili am Kragen und zog sie aus dem Glutregen. Lili geriet dabei ins Stolpern und fiel gegen Sam, die einen Schritt nach hinten machte, um nicht die Balance zu verlieren.
    Der Boden verschwand unter Sams Füßen. Etwas, das sich wie nackter Fels anfühlte, knallte zuerst gegen ihre Wirbelsäule, dann gegen ihren Hinterkopf. Ihre Kiefer schlugen aufeinander, die Zähne bohrten sich in ihre Unterlippe. Die Pulaski-Axt donnerte auf ihre Oberschenkel. Mit einem lauten Knall
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