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Summer Westin: Todesruf (German Edition)

Summer Westin: Todesruf (German Edition)

Titel: Summer Westin: Todesruf (German Edition)
Autoren: Pamela S. Beason
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wechselte die von den Flammen hell erleuchtete Umgebung zu völliger Schwärze, wie die Pixel beim Wechsel zwischen Fotos in einer Computerdiashow.
    War das Lili, die da aufschrie? Die Schwärze drohte Sam zu verschlingen. Nein! Du darfst nicht ohnmächtig werden! Lili zählt auf dich. Atme. Jetzt. Tu’s einfach. Jetzt.
    Mit dem ersten schmerzhaften Atemzug kehrten Gefühl und Sicht zurück. Die Erde unter ihr war kühl. Hoch oben über dem Feuerchaos leuchteten Sterne durch die dünnen Rauchsäulen. Unten am Waldboden, starrte Lili mit rußverschmiertem Gesicht verängstigt zu ihr hinunter. Dann tauchten weitere Gesichter auf, die der Ranger Paul Schuler und Mack Lindstrom und das eines grauhaarigen Manns, an dessen Namen Sam sich nicht erinnern konnte. Das Dröhnen in ihrem Kopf blendete alle anderen Geräusche aus.
    Vor ihrem linken Ohr machte sich ein stechender Schmerz bemerkbar, und sie hob die Hand, um an die Stelle zu greifen. Neben ihr knallten Macks schwere Stiefel auf den Boden. Er wischte etwas weg, das funkensprühend aufloderte. Mit einem Schlag konnte sie wieder hören, als hätte das brennende Holzstück ihre Ohren blockiert.
    Macks breites Gesicht war direkt über ihr. »Du solltest dich nicht bewegen.«
    Stöhnend richtete sie sich auf.
    »Na gut, dann hör eben nicht auf mich. Alles in Ordnung, Sam?«
    »Ich glaube schon.« Ihre Lippe und ihre Zunge brannten, genau wie die Innenseite ihrer Wange, wo sich ihre Zähne in das weiche Fleisch gebohrt hatten. Ihr Mund füllte sich mit einer brennenden Flüssigkeit. Sie spuckte auf den Boden. Blut lief ihr Kinn hinab. Rasch tastete sie ihren Kopf ab und stellte fest, dass ihre Lippe blutete und sich am Hinterkopf bereits eine Beule bildete.
    Sam holte noch einmal tief Luft, hustete und brachte dann mühsam heraus: »Mir ist nur die Luft weggeblieben.«
    Mack reichte ihr die Hand und half ihr hoch. »Ich bin zu alt für diesen Mist«, murmelte sie. Dann spuckte sie noch einmal aus, stemmte einen Schuh in die Erde, packte eine Wurzel, die über ihr aus der Erdwand ragte, und zog sich nach oben. Mack hatte die Hände an ihren Hintern gelegt und schob, wogegen sie normalerweise lauthals protestiert hätte. Unter den gegebenen Umständen war sie dankbar für seine Hilfe. Auf allen vieren kroch sie aus dem Krater. Sie fühlte sich, als sei sie nach einem auf dem Kneipenboden ausgeschlafenen Rausch gerade wieder zu sich gekommen.
    Hinter ihr ertönte ein leiser Pfiff. Sie warf einen Blick über die Schulter: Ein Mann, der sich auf seine Schaufel stützte, grinste sie anzüglich an. In seinem rußverschmierten Gesicht wirkten seine Zähne unnatürlich weiß. Auch das noch, ausgerechnet Arnie Cole, ein schmieriger Ranger von der staatlichen Forstbehörde, dem sie seit ihrer ersten Begegnung vor über zwei Monaten geflissentlich aus dem Weg gegangen war. Ein paar Meter weiter stand Joe Choi in voller Feuerwehrausrüstung und hielt Lili in den Armen. Er warf Sam über Lilis Kopf hinweg einen Blick zu und machte das »Daumen hoch«-Zeichen. Entlang einer Linie, die sich bis weit in den Qualm hinein erstreckte, schwangen geisterhafte Gestalten in gelben und grünen Anzügen Schaufeln und Pulaski-Äxte. Über das Knistern und Zischen hinweg hörte Sam das laute Jaulen der tragbaren Pumpe unten am Ufer, wovon das Dröhnen in ihrem Kopf auch nicht gerade besser wurde.
    Mack kletterte neben ihr aus dem Krater, in der einen Hand ihre Pulaski-Axt. Leicht schwankend stand Sam am Rand und starrte in den Abgrund. Der Krater war locker viereinhalb Meter breit und mindestens eineinhalb Meter tief. Wieso war er ihr bloß vorher nicht aufgefallen? »War der schon immer da?«
    Sobald sie sprach, floss ihr wieder Blut über das Kinn, und auf einmal standen ihr auch Tränen in den Augen. Sie legte die Finger an die Lippen, um den Schmerz zu dämpfen.
    »Woher soll ich das wissen? Das ist schließlich dein Bereich.« Mack drückte ihr ihre Axt in die Hand und griff nach der Schaufel, die er auf dem Boden liegen lassen hatte.
    Ach ja. Es war ihr Zuständigkeitsbereich, den das Feuer zerstörte. Nett, wie er ihr das unter die Nase rieb. Sie packte die Axt und stolperte auf die glühende Linie zu. Diesmal würde sie dem Feuer endgültig den Garaus machen. »Mein ist die Rache«, lispelte die Feuerwehrfrau mit der dicken Lippe.
    Eine Stunde später hatten sie den Brand gelöscht. Nur wenige Hektar waren zu rauchendem grauen Ödland verbrannt. Die meisten Feuerwehrleute – mit ihnen auch
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