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Summer Westin: Todesruf (German Edition)

Summer Westin: Todesruf (German Edition)

Titel: Summer Westin: Todesruf (German Edition)
Autoren: Pamela S. Beason
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man in eine winzige Eingangshalle mit einer Sitzecke und Briefkästen für drei Bewohner. Sam hatte den düsteren Raum kaum betreten, da entdeckte sie eine hoch aufgeschossene Gestalt, die lässig in einem der beiden Sessel lümmelte.
    Der Mann hatte die graubehosten Beine weit von sich gestreckt und war in dem Sessel mit dem verschlissenen braunen Samtbezug so weit nach unten gerutscht, dass er den Kopf auf das Rückenkissen betten konnte. Seine leichte graue Sportjacke hatte sich in der Taille und an den Schultern nach oben geschoben. Bartstoppeln, die mindestens 24 Stunden alt waren, gaben seiner olivfarbenen Haut rund um die breite Kinnpartie einen bläulichen Schimmer. Er trug ein marineblaues Hemd, über dem die gelockerte grau-weiße Krawatte wie eine abgerissene Leine schlaff herabhing. Die Augen hielt er geschlossen.
    Als sie sich ihm auf Zehenspitzen näherte, glitt seine Hand, die locker auf seinem Oberschenkel gelegen war, hinten unter seine Jacke. Er öffnete das eine Auge einen Spaltbreit und sah sie wachsam an.
    Sie hob die Hände. »Nicht schießen.«
    Seine Finger wanderten vom Holster hinten an seinem Gürtel zurück auf seinen Oberschenkel. »Entschuldigung.« Er rutschte ein bisschen höher. »Reflexhandlung.«
    Special Agent Starchaser J. Perez stand auf und schloss Sam in die Arme. Sie hob das Gesicht. Ihre Lippen berührten sich kurz, und der sanfte Druck fühlte sich auf ihrem Lidocain-betäubten Mund gar nicht übel an. Chase schmeckte nach Kaffee. Plötzlich hätte sie alles für einen Espresso aus Macks Espressokocher gegeben. »Komm mit.« Sie deutete auf die Treppe.
    »Blake hat mir erzählt, dass ich dich hier finde. Was ist los? Bei unserem letzten Treffen warst du noch Schriftstellerin.«
    Sam zog einen Flunsch. »Du bist nicht gerade auf dem Laufenden, Mr FBI. Das Leben eines Freiberuflers ist hektisch. Als wir uns kennengelernt haben, habe ich für den Safe the Wilderness Fund geschrieben. Dann hatte ich einen Job, da musste ich einmal pro Woche einen Artikel für ein E-zine namens The Edge über Wander- und Outdoorausrüstung abliefern, aber vor ein paar Monaten sind sie zu dem Schluss gekommen, dass Goretexjacken und Wanderkniestrümpfe nicht genügend Geld bringen. In dem Versuch, uns glauben zu machen, mit der Wirtschaft ginge es wieder bergauf, haben sie von unbeugsamen Individualisten, die sich die große Wildnis erobern, auf schöne Menschen umgeschaltet, die sich exklusive Spas erobern. Sie verkaufen jetzt Designerkleidung für Yoga-Jünger.«
    Die letzten vier Wörter waren besonders schwierig auszusprechen, aber ihr malträtierter Mund schien besser zu funktionieren, als sie dachte, denn Chase sagte nur: »Echt?«
    »Echt. Und dank des Park Service arbeite ich jetzt wieder als Biologin. Dem Olympic National Park wird ein großes Gebiet hinzugefügt, das bisher Staatsforst war, um für die Wildtiere einen durchgehenden geschützten Korridor von den Bergen bis zur Küste zu schaffen. Ich soll eine Umweltstudie und einen Managementplan für das neue Gebiet erstellen. Es ist leider nur ein Zwölf-Wochen-Vertrag, und zwei Drittel der Zeit sind schon um.« Sie fürchtete sich vor dem Auslaufen ihres Vertrags. Schon immer hatte sie Park Ranger werden wollen, aber es hatte nie geklappt. Nach dem College war sie zu klein und zu weiblich gewesen; und jetzt waren die Budgets der Nationalparks zu klein.
    »Wohnst du in dieser … diesem Haus?« Sie wusste genau, dass er eigentlich »Absteige« hatte sagen wollen.
    »Es gehört meinem Freund Mack. Als ich damals für Key Inc. an einer Online-Enzyklopädie gearbeitet habe, hatten wir zusammen ein Büroabteil.«
    Chase zog eine Augenbraue nach oben.
    »Noch ein Job aus der Zeit, bevor wir uns kennengelernt haben«, erklärte sie. »Mack war für Botanik zuständig, ich für Zoologie.« Mit Lidocain redete es sich deutlich einfacher als ohne, aber die Explosivlaute kamen immer noch etwas verwaschen heraus. »Wir haben uns immer gegenseitig vorgejammert, dass wir Pflanzen und Tiere nur am Computer sehen. Dann hat er sich aus der Hightechbranche verabschiedet und ist zum Olympic National Park gegangen. Ich darf hier ab und zu übernachten.«
    »Ihr Outdoor-Abenteuertypen schlaft euch durch ganz schön viele Betten.« Hinter ihr hallten seine Schritte laut auf den Holzstufen.
    »Und du?«, fragte sie. »Wieso bist du hier?«
    »Ich war zufällig in der Gegend.«
    »Chase, hier ist niemand zufällig in der Gegend, außer er ist Jäger, Fischer
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