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Suesses Gift Der Liebe

Suesses Gift Der Liebe

Titel: Suesses Gift Der Liebe
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nicht auf den Fall.«
    Sie hielt mit der Tasse auf halbem Weg zum Mund inne. Ihre Augen weiteten sich. »Aber Sie wissen ja noch gar nicht, was Sie für mich ermitteln sollen.«
    »Das spielt keine Rolle. Nicht der Fall ist es, der mich interessiert, Miss Bromley.« Er nahm einen Schluck Tee und senkte die Tasse. »Sie sind es.«
    Sie rührte sich nicht. »Wovon reden Sie da, um alles auf der Welt?«
    »Sie sind eine höchst ungewöhnliche Frau, wie Sie sicher wissen. Einer wie Ihnen bin ich noch nie begegnet. Ich finde Sie …« Er verstummte und suchte nach dem richtigen Wort. »… interessant.« Faszinierend hätte der Wahrheit eher entsprochen. »Daher hoffe ich, dass Ihr Geheimnis sich als ebenso anregend erweist.«
    »Ich verstehe.« Sie schien weder erfreut noch gekränkt, eher resigniert. Vielleicht auch ein wenig enttäuscht, wenngleich sie ihre Reaktion gut verbarg. »In Anbetracht Ihrer merkwürdigen Berufswahl ergibt das wohl Sinn.«
    Es gefiel ihm nicht, wie sich das anhörte. »Inwiefern?«
    »Sie sind ein Mensch, der von Rätseln angezogen wird.«
Sie stellte ihre Tasse sehr achtsam auf die Untertasse. »Im Moment bin ich für Sie so etwas wie ein Geheimnis, weil ich nicht dem gesellschaftlich akzeptierten weiblichen Rollenbild entspreche. Deshalb sind Sie neugierig auf mich.«
    »Das ist es nicht«, sagte er irritiert. Er hielt inne, da ihm bewusst war, dass sie in gewisser Weise recht hatte. Sie war für ihn tatsächlich ein Rätsel, das zu lösen er nicht widerstehen konnte. »Nicht ganz.«
    »Doch genauso ist es«, widersprach sie. »Da Sie aber den Tee trinken, den ich eben einschenkte, will ich es Ihnen nicht vorhalten.«
    »Wovon sprechen Sie?«
    Sie schenkte ihm wieder ein kühles Lächeln. »Nur wenige Gentlemen haben den Mut, mit mir Tee zu trinken, Mr Jones.«
    »Ich kann mir nicht denken, warum jemand zögern sollte.« Er lächelte matt. »Der Tee ist ausgezeichnet.«
    »Es heißt, dass mein Verlobter das Gift, das ihn tötete, mit einer Tasse Tee zu sich nahm, die ich eingoss.«
    »Was wäre das Leben ohne eine Prise Risiko?« Er trank einen kräftigen Schluck und stellte die Tasse ab. »Jetzt also zu der Sache, in der ich ermitteln soll. Würden Sie mich bitte näher informieren? Oder möchten Sie das Wortgefecht fortsetzen? Wohlgemerkt, ich hätte nichts dagegen. Ich finde es sehr anregend.«
    Sie starrte ihn einen Herzschlag lang an - oder auch zwei. Ihre Augen hinter den Brillengläsern waren nicht zu deuten. Dann brach sie in Gelächter aus. Nicht in das leichte Zwitschern eines Ballsaalkicherns oder in das leise, verführerische Lachen einer Dame von Welt. Sondern in ein echtes, weibliches
Lachen. Sie musste ihre Tasse absetzen, um ihre Serviette an die Augen führen zu können.
    »Sehr gut, Mr Jones«, brachte sie schließlich heraus. »Sie sind so ungewöhnlich, wie man Sie mir beschrieb.« Sie zerknüllte ihre Serviette und fasste sich. »Sie haben recht. Es ist Zeit für die vorliegende Angelegenheit. Wie ich schon sagte, wollte Inspektor Spellar, dass ich Lord Fairburns sterbliche Überreste in Augenschein nehme.«
    »Und Sie gelangten zu dem Schluss, dass Fairburn vergiftet wurde.«
    »Ja. Das sagte ich zu Spellar. Außerdem sagte ich, dass das Gift aus der Rizinuspflanze gewonnen wurde. Doch es gab einige ungewöhnliche Aspekte bei diesem Fall. Der erste ist der Umstand, dass derjenige, der das tödliche Gebräu mischte, in Botanik und Chemie sehr bewandert sein muss.«
    »Was bringt Sie zu dieser Meinung?«
    »Er wusste, wie man eine verfeinerte, starke und rasch wirkende Version des Giftes gewinnt. Lord Fairburn war tot, ehe er Übelkeit verspürte. Das ist bei pflanzlichen Giften äußerst ungewöhnlich. In den meisten Fällen weist das Opfer zunächst eine Anzahl sichtbarer körperlicher Symptome auf. Sicher brauche ich nicht ins Detail zu gehen.«
    »Krämpfe. Erbrechen. Durchfall.« Er zog die Schultern hoch. »Ich glaube, wir stellten schon fest, dass ich kein Blatt vor den Mund nehme.«
    Wieder blinzelte sie, ein Zeichen, dass sie überrumpelt worden war, wie er erkannt hatte. Ein kleines Anzeichen, ein sehr verräterisches freilich.
    »Allerdings«, sagte sie.

    »Die rasche Wirkung des Giftes deutet also darauf hin, dass es von einem Naturwissenschaftler, einem Chemiker etwa, hergestellt wurde?«
    »Ja, davon bin ich überzeugt. Sicher wissen Sie, dass in den Apotheken eine Vielzahl tödlicher Substanzen erhältlich ist. Arsen und Blausäure kann man ganz einfach
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