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Süßer Zauber der Sinnlichkeit

Süßer Zauber der Sinnlichkeit

Titel: Süßer Zauber der Sinnlichkeit
Autoren: Deborah Hale
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Obwohl nach wie vor fest von der Richtigkeit seines Handelns überzeugt, war er doch keineswegs stolz auf den bisherigen Ausgang. "Viele Jahre lang taten diese Prinzipien mir gute Dienste … bis die Frage der Thronfolge aufkam und ich mich in diesem Konflikt auf jene Seite schlug, die der Haltung derer, die mir lieb und teuer waren, genau zuwiderlief."
    Mehr wusste Armand nicht zu sagen. Seinem Beichtvater hatte er das alles bereits gestanden und auch die Absolution erhalten. Innerlich indes fühlte er sich keineswegs erlöst.
    Der Abt lachte leise auf. "Um wie viel leichter wäre das Leben für uns sündhafte Geschöpfe, müssten wir uns lediglich zwischen richtig und falsch entscheiden! Zu oft aber sind wir gezwungen, uns auf steinigen Pfaden durch außerordentlich unterschiedliche Dinge zu winden, die allesamt richtig sind. Oder ein kleines Übel in Kauf zu nehmen, um ein größeres zu vermeiden."
    Welch einzigartige Gnade, wenn man auf Verständnis stieß … vorausgesetzt, es ging nicht zu weit!
    Armand hielt weiter den Blick zu Boden gesenkt. "Aus diesem Grunde kam ich hierher nach Breckland, ehrwürdiger Abt. Hier brauche ich mich nicht mit solcherlei Entscheidungen zu plagen. Irdischem Besitz sowie persönlichen Bindungen, die mich in Versuchung führen könnten, habe ich entsagt. Ich gehorche meinen Oberen und vertraue darauf, dass Eure Weisheit mich zum Rechten lenkt."
    Armut, Keuschheit, Gehorsam – für einen Mann wie ihn war das der einzige gangbare Weg. Und dies umso mehr, als er ihn so viel gekostet hatte! Der Verlust seiner Ländereien und Vasallen hatte ihn nicht weniger hilflos gemacht, als wenn er in der Schlacht Arm oder Bein eingebüßt hätte. Davon abgesehen ließ sich die Armut von allen drei Gelübden noch am leichtesten ertragen. Gehorsam hingegen fiel da schon schwerer, erst recht einem Kriegsmann und Lord, der von Kindesbeinen an zum Befehlen erzogen worden war.
    Und was die Keuschheit anlangte … bei der flüchtigen Erinnerung an Dominies süße, feste Brüste unter seinen Händen begannen ihm die Handflächen verheißungsvoll zu jucken.
    "Du verlässt dich in deinem Tun also auf meinen Ratschluss?" Abt Wilfrid fühlte sich durch das ihm entgegengebrachte Vertrauen offenkundig leicht geschmeichelt.
    "Voll und ganz, Vater Abt!"
    "Auch wenn der von mir vorgeschlagene Weg dem zuwiderläuft, was du für dich ausersehen hast?"
    "Dann mehr denn je, hochwürdiger Vater!" Als er an seinen eigenen ehrenhaften Vorsätzen gescheitert war, da hatte Armand den Schierlingsbecher der Schuld bis zur Neige ausgekostet.
    Abt Wilfrid ließ sich wieder auf seinem Platz nieder. "Dann fürchte dich nicht, mein Sohn! Alles wird gut werden."
    Als er die tröstlichen und warmen Worte hörte, hob Armand den Blick, um dem Abt ins Gesicht zu sehen. Das wohlwollende, väterliche Lächeln zerstreute all seine Befürchtungen.
     
    Eigentlich hätte das nahrhafte warme Mahl in ihrem Magen Dominie wieder Mut und Zuversicht verleihen müssen.
    Ach, der leckere Duft, der aus der randvollen Schüssel mit Eintopf emporstieg, er war schon beinahe eine Mahlzeit für sich! Bohnen und Graupen, stundenlang gegart mit Zwiebeln und Kräutern, um der Suppe jenes appetitliche, deftige Aroma zu geben! Dass Dominie ordentlich zulangen durfte, ohne sich über die dahinschmelzenden Lebensmittelvorräte auf Harwood den Kopf zerbrechen zu müssen, ließ das Gericht noch umso trefflicher munden.
    Als Nächstes folgte ein saftiger Hühnerbraten mit frischem Brot, heiß und knusprig, geradewegs aus der Klosterbäckerei, das sie mit einem leichten, bekömmlichen Klosterbräu herunterspülte. Solch ein Festmahl allein lohnte schon beinahe die Reise nach Breckland Abbey!
    Als Prior Gerard sie aber zurück ins sonnige Besprechungszimmer des Abtes bat, mischte sich in die Speisen in ihrem Bauch ein bitterer Beigeschmack des Zweifels, der ihr säuerlich in der Kehle emporstieg.
    So sehr Armand Flambard auch versuchte, sich den Anstrich geläuterter Demut zu geben, so deutlich strahlte er doch eine gelassene Zuversicht aus, welche Dominie nicht geheuer vorkam. Was war während ihrer Abwesenheit wohl zwischen ihm und dem Abt besprochen worden? Insgeheim hoffte sie, dass es nicht zu ihrem Nachteil war. Wenn sie den Gesichtsausdruck des Abtes doch nur halbwegs deuten könnte!
    Er war keineswegs von jener hoch gewachsenen Gestalt und kultivierten Strenge, die sie bislang immer einem Abt zugeschrieben hatte. Obwohl der dichte Haarkranz um die Tonsur
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