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Süßer Zauber der Sinnlichkeit

Süßer Zauber der Sinnlichkeit

Titel: Süßer Zauber der Sinnlichkeit
Autoren: Deborah Hale
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befragt und sie danach mit den jeweiligen Schilderungen konfrontiert."
    "Dann werdet Ihr eine Entscheidung also erst dann treffen, wenn ich Gelegenheit hatte, Euch meinen Teil der Geschichte darzustellen?" Sie bildete sich ein, man könne Armand womöglich in ein abgelegenes Benediktinerkloster schmuggeln, wo sie ihn nie wieder auftreiben würde, geschweige denn auch noch rechtzeitig, um Eudo St. Maur am Plündern der Ernte zu hindern.
    "Ich gebe dir mein Wort!" beschied der Abt.
    Als Dominie auf dem Wege zur Tür an Armand vorbeiging, sah sie ihm kurz in die Augen. Er warf ihr einen provozierenden Blick zu, als wollte er sie fragen: Was wird aus der Welt werden, wenn alle Menschen ihr Wort nach Belieben verpfänden und brechen würden?
     
    Kaum hatte die Tür sich hinter Dominie und Prior Gerard geschlossen, stützte der Abt sein Kinn auf die gefalteten Hände und fixierte Armand mit einem Blick, als könne er ihm geradewegs bis auf den Grund seiner unreinen, arg gepeinigten Seele schauen. Seine buschigen Brauen hoben sich. "Das also war die Jungfer, die du in der Welt draußen zurückgelassen hast? Fürwahr ein bemerkenswertes Wesen! Man könnte es einem Mann verzeihen, wenn es ihm nicht leicht fällt, sie zu vergessen!"
    Das mochte ja sein! Aber galt das auch für die Schamlosigkeit, deren Zeugen Abt und Prior vorhin erst geworden waren?
    "Ja, Vater Abt", murmelte Armand, wobei er hoffte, seine Antwort werde als grundsätzliche Zustimmung gewertet, nicht aber als Schuldeingeständnis. Dass der neue Abt offenbar so viel Verständnis für die Schwächen eines Männerherzens zeigte, beruhigte ihn. "Es lag keineswegs in meiner Absicht, die junge Frau zu belästigen", beteuerte er. "Ich geleitete sie gerade zurück zur Pforte, als ich ins Straucheln geriet und gegen den Pfeiler stolperte."
    "So?" Der zweifelnde Ausdruck auf den gebieterischen Zügen des Abts hätte deutlicher nicht sein können. "Vielleicht wäre es hilfreich, wenn du erklären würdest, wieso du dich denn überhaupt allein mit der Jungfer im Kreuzgang aufhieltest!"
    Armand nickte. "Ich befand mich beim Säubern der Begrenzungshecke am Rande des westlichen Feldes, als Lady Dominie gleichsam aus dem Nichts auftauchte. Zunächst hielt ich sie für einen jungen Burschen, denn sie hatte sich das Haar unter eine Kappe gesteckt, und ihre Stimme klang rau."
    Anschließend berichtete er, was sie nach Breckland geführt und wie sie ihm und Bruder Ranulf eine Krankheit vorgetäuscht hatte. Sosehr er sich auch bemühte – allmählich konnte er seinen wachsenden Unmut über Dominies Verhalten nicht unterdrücken.
    "Als sie Euch und Bruder Prior kommen hörte", schloss er, "schlang sie mir die Arme um den Hals und … nun, Ihr saht es ja! Ich glaube, das Ganze sollte bewusst so unzüchtig wie möglich erscheinen, damit Ihr mich deswegen aus dem Kloster weisen würdet. Dann nämlich wäre mir kaum etwas anderes übrig geblieben, als mich ihren Absichten zu fügen."
    "Bemerkenswert!" Der Abt erhob sich von seinem Sitz und trat langsam zum Fenster, wo er eine Weile wortlos stand und hinaus auf den Vorhof starrte. "Das klingt mir ganz so, als sei diese Lady Dominie eine junge Dame von beträchtlicher Tatkraft!"
    "Und vollkommen skrupellos obendrein", knurrte Armand unterdrückt.
    Falls der Abt seine Bemerkung vernommen hatte, ersparte er sich jeden Kommentar, sondern machte kehrt und sah Armand an. "Sag an, Bruder, warum sperrst du dich so hartnäckig gegen ihre Bitte?"
    Sosehr Armand auch auf alle möglichen Fragen eingestellt war: Diese traf ihn wie aus heiterem Himmel. Mühsam rang er nach Worten. "Ich … ich habe gelobt, der Gewalt zu entsagen, Pater. Ich habe den Rest meines Lebens der Kirche geweiht!"
    "Durchaus. Nur – warum? Hatte es mit dem Bruch zwischen dir und den De Montfords zu tun?"
    Schmerzhaft verzog Armand das Gesicht, so ähnlich wie früher als kleiner Knabe, wenn der Schmied zu Harwood mit seiner Zange zu nahe an einen wehen Zahn kam. "In der Tat", gestand er, nachdem er sich gesammelt und die Fassung wiedererlangt hatte. "Bevor ich als Zögling zur höfischen Bildung nach Harwood gelangte, mahnte mein Vater mich dazu, den Idealen von Ehre, Gerechtigkeit und Tugend stets treu zu bleiben."
    Der Abt kreuzte die Arme und schob die Hände in die Ärmelöffnungen seines Mönchsgewandes. "Die in der Kindheit ausgebrachte Saat ist in deinem Charakter auf fruchtbaren Boden gefallen, so scheint mir!"
    "Das hoffe ich, Pater!" Armand neigte den Kopf.
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