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Süß wie die Sünde: Roman (German Edition)

Süß wie die Sünde: Roman (German Edition)

Titel: Süß wie die Sünde: Roman (German Edition)
Autoren: Victoria Dahl
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zerknirscht. »Ich bedaure, nicht bedacht zu haben, dass er nichts Gutes im Schilde führt. Ich hätte ihn nicht einladen dürfen.«
    Edward winkte ab. »Es ist nicht deine Schuld. Aber jetzt müssen wir uns bemühen, einen anständigen Bräutigam für sie zu finden.«
    »Oh, was für ein Elend!«, jammerte die Baroness. »Unsere Marissa muss jemanden finden, der freundlich und ehrbar ist, einen unzweifelhaften Mann, der sie gut behandelt und … und das Kind als sein eigen annimmt.«
    Aidan hob die Hände. »Und wer, zur Hölle, wäre dazu bereit?«
    Alle schüttelten betrübt die Köpfe und wechselten ratlose Blicke.
    Jude wartete einen Moment und prüfte seine ziemlich wirren Gedanken, um sicherzugehen, dass seine erste Regung richtig war. Er neigte nicht zu Selbstzweifeln, daher brauchte er nur eine kleine Weile, bis er seinen Frieden mit der Entscheidung gemacht hatte. Bevor abermals Chaos im Raum ausbrach, trat er vor und neigte den Kopf. »Ich wäre es.«
    Zunächst reagierte niemand. Sie sahen ihn nicht einmal an. Dann wandte Aidan sich stirnrunzelnd zu ihm. »Was würdest du, Jude?«
    »Ich würde deine Schwester heiraten.«
    Nun war ihm ihrer aller Aufmerksamkeit sicher.
    »Sie?«, fragte die Baroness.
    »Ja, ich.«
    »Aber, Sie sind …«
    Jude lächelte. »Ein Bastard?«
    »Also, ja . Gewiss, ich hatte gehofft, dass Sie uns Hilfe oder vielleicht Rat bieten könnten, aber … als Bräutigam …«
    »Immerhin bin ich der Sohn eines Herzogs. Der anerkannte Sohn. Und wie sonst wollen Sie in dieser Lage den Sohn eines Herzogs für Ihre Tochter gewinnen? Ich habe keinen Titel, den ich schützen muss, mithin muss ich mir auch keine Sorgen wegen eines illegitimen Erben machen. Und da ich nicht einmal den Namen meines Vaters erben werde, brauche ich auch deswegen nicht besorgt zu sein.«
    Er sah, wie es in der Baroness arbeitete. »Das sind interessante Ausführungen«, sagte sie.
    Aidan schob die Hände in seine Taschen und blickte ihn mürrisch an. »Warum solltest du meine Schwester heiraten wollen? Kennst du sie überhaupt?«
    »Natürlich kenne ich sie. Ich war schon bei, wie vielen, vier Gesellschaften in eurem Haus. Allerdings bin ich mir nicht ganz sicher, ob sie mich kennt.«
    Aidan grummelte zustimmend. Sie beide wussten, dass Jude kein Mann war, von dem vornehme junge Damen Notiz zu nehmen pflegten. Er war groß und nicht elegant, hatte weder besonders feine noch sonderlich freundliche Züge. Behütete junge Damen schreckten eher vor ihm zurück.
    Andere Damen wiederum – solche, die seit Jahren unglücklich verheiratet waren, zum Beispiel – musterten ihn mit kaum verhohlenem Begehren. Er wirkte ungezähmt, und genau das wünschten sich diese Damen.
    »Na schön«, fuhr Aidan grüblerisch fort, »du magst ihr das eine oder andere Mal bei Tisch gegenübergesessen haben. Was jedoch meine Frage nicht beantwortet. Warum willst du sie heiraten?«
    »Sie gefällt mir.«
    »Marissa?«
    Aidans Verblüffung brachte Jude zum Lachen. »Ja, Marissa.«
    »Sie scheint mir nicht nach deinem Geschmack.«
    Ja, Judes Schwäche für kühnere Damen war bekannt. Er zog eine Braue hoch. »Anscheinend ist sie genau nach meinem Geschmack.«
    Aidan wippte auf den Fersen und starrte auf den Fußboden.
    Tatsächlich war Marissa Jude schon aufgefallen, als er sie zum ersten Mal gesehen hatte. Da war dieses Leuchten in ihren grünen Augen, das nicht Vergnügen bedeutete, sondern … Verruchtheit. Es hatte ihn von Anfang an irritiert, dass die anderen um ihn herum sie als letzte Bastion von Sitte und Anstand in der York-Familie betrachteten. Ja, sie war anmutig, groß und liebreizend, aber bemerkte denn keiner, wie ihre Augenbrauen zuckten, wann immer sie etwas Doppeldeutiges hörte? Fiel niemandem auf, wie sie die Herren musterte, wenn sie ihnen beim Tanz zuschaute?
    Die junge Dame mochte Wein, Tanz und hübsche Männer. Sie ritt zu wild und streifte sich die Schuhe ab, um barfuß übers Gras zu laufen. Ihre Wildheit wurde von einer sehr dünnen Fassade überdeckt, und Jude konnte sie jedes Mal spüren, wenn er zu nahe an ihr vorbeischritt.
    Doch weil Marissa York ihr Kinn stets hochmütig gereckt hatte, galt sie als anständig. Und weil sie nicht ohnmächtig wurde, herumbrüllte oder zu laut lachte wie der Rest der Familie, hielten die sie für gesittet. Verglichen mit den übrigen Yorks, mochte sie der Inbegriff der Selbstbeherrschung sein, und dennoch trug sie eine Leidenschaft in sich, die Jude faszinierte.
    Er beobachtete,
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