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Sündige Gier

Sündige Gier

Titel: Sündige Gier
Autoren: Sandra Brown
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seiner Seite, der an ihn glaubt und für ihn kämpft.«
    »Ich werde nie wieder eine Erklärung oder gar Rechtfertigung von dir verlangen. Ehrenwort.« Sie holte tief Luft. »Dagegen bin ich dir längst eine Erklärung schuldig.«
    Er stellte die Kaffeetasse ab. »Paul Wheeler war dein Vater und nicht dein Geliebter.«
    Sie hob die Schultern zu einem halben Achselzucken. »Nach ihrem Highschool-Abschluss verbrachte meine Mutter mit ein paar entfernten Cousinen den Sommer am Meer. Dabei lernte sie Paul kennen. Beide waren siebzehn, die Luft war lau, der Mond schien auf den Strand, es gab Erdbeerwein. Du kannst es dir ausmalen. So kam ich zustande.«
    »Wheeler wusste nichts von dir?«
    »O doch. Meine Mutter schrieb ihm und eröffnete ihm, dass sie schwanger war. Mein Dad, der Mann, der mich großgezogen hat, war seit Jahren in meine Mutter verliebt gewesen und hatte nur darauf gewartet, dass sie endlich alt genug war, um ihn heiraten zu können. Sie erzählte es ihm auch. Er wollte sie trotzdem heiraten, und sie liebte ihn wirklich.
    Paul sah, dass die beiden füreinander bestimmt waren, und trat daraufhin seine Rechte als Vater ab, weil er wusste, dass das in meinem Interesse wäre. Er wollte gerade sein Studium aufnehmen. Er war nicht verheiratet. Mein Vater wollte meine Mutter heiraten und mich als Kind annehmen. Also zog sich Paul stillschweigend aus meinem Leben zurück.
    Er bot meiner Mutter und meinem Vater finanzielle Hilfe an, aber die beiden lehnten das kategorisch ab. Er respektierte ihren Wunsch, aber er ließ meine Mutter schwören, dass sie sich an ihn wenden würde, falls sie irgendwann irgendetwas brauchte. Sie tat es nie. Bis ich in Paris war und in Schwierigkeiten steckte.«
    Der Küchenwecker am Ofen piepste. Sie stand auf, streifte Kochhandschuhe über und holte das Hühnchen aus der Röhre. Dann kehrte sie auf ihren Stuhl zurück und zog die Handschuhe wieder aus. »Mutter war krank und konnte mir nicht zu Hilfe kommen, darum wandte sie sich an Paul. Obwohl sie seit Jahren nichts mehr voneinander gehört hatten, fuhr er unverzüglich zu ihr. Sie erzählte ihm von Henri. Jedenfalls alles, was sie über ihn wusste. Ich hatte ihr nicht alles erzählt, weil ich nicht wollte, dass sie sich meinetwegen Sorgen machte, nachdem ich mich aus purer Dummheit so tief in den Schlamassel geritten hatte. Paul ließ alles stehen und liegen und kam, genau wie du gesagt hast, zu meiner Rettung.«
    Derek betrachtete sie nachdenklich. »Was hast du dir gedacht, als dieser amerikanische Millionär auftauchte und dir erklärte, dass er dein Vater wäre?«
    »Man sollte meinen, ich wäre ihm böse gewesen, nicht wahr? Du bist mein Vater? Wo hast du die ganze Zeit gesteckt? Aber dafür war Paul viel zu nett. Er hatte immer große Stücke auf meine Mutter gehalten, schon früher, als sie noch ein Mädchen war, und auch später, als sie zur Frau geworden war. Er lobte meinen Dad als liebevollen Mann, der mich mit ganzem Herzen angenommen hatte. Er meinte, eine so selbstlose, unbedingte Liebe würde man nur selten finden und er, Paul, sei dankbar, dass sich so ein Mensch um mich gekümmert hatte.«
    Sie lächelte zaghaft. »Natürlich erschütterte diese Nachricht mein Leben in den Grundfesten, trotzdem fand ich keinen Grund, ihn zu hassen. Er stellte sofort klar, dass er es zwar schrecklich fand, wie ich unter Henri gelitten hatte und wie unglücklich mich das gemacht hatte, dass er aber trotzdem dankbar für die Gelegenheit war, etwas für mich tun zu können. Er sagte, er habe zwar nicht an meinem Leben teilhaben können, aber er habe trotzdem oft an mich gedacht. Jetzt wollte er die verlorene Zeit nachholen. Dafür wollte er mir nicht nur über meine Krise hinweghelfen, sondern mich auch kennenlernen und jene Beziehung zu mir entwickeln, die uns bis dahin verwehrt geblieben war.«
    »Aber er wollte dich nicht als Tochter anerkennen.«
    »Das habe ich nicht zugelassen.«
    »Warum?«
    »Hauptsächlich aus Respekt gegenüber meinem Dad. Und aus Respekt gegenüber Pauls Frau Mary, die er von ganzem Herzen geliebt hatte. Ich wollte nicht, dass er mich als Kind annimmt, nachdem ihm Mary keine Kinder schenken konnte.«
    »Wusste sie von dir?«
    »Ja. Die beiden hatten keine Geheimnisse voreinander. Er hat mir erzählt, dass sie ihn von Zeit zu Zeit gedrängt hatte, mir zu schreiben, mich in ihr Leben einzulassen, aber aus den Gründen, die ich dir eben genannt habe, wollte er das nicht. Vielleicht hätten wir das mit der
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