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Sündenzeit

Sündenzeit

Titel: Sündenzeit
Autoren: Heather Graham , Constanze Suhr
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konnte.
    „Hallo! Haben Sie mich verstanden?“
    Nichts.
    Er kniff die Augen zusammen. Der Himmel färbte sich bereits dunkel. In New England kam die Nacht im Winter sehr früh. Die Schatten sanken schnell und leise über das Land, als würde ein riesiger Vogel unter dem Himmel seine Flügel ausbreiten.
    Eddie wollte sich gerade aufrichten, dann sank er in den Sitz zurück und runzelte verständnislos die Stirn.
    „Was zum Teufel …?“, murmelte er.
    Zuerst war er lediglich überrascht.
    Verdammt, der Typ war schon merkwürdig, aber …
    „Was …?“ Erneut versuchte er, aufzustehen.
    Eddie war nicht klein. Ein Muskelpaket stellte er zwar nicht gerade dar, aber nachdem er sein Leben lang auf See gearbeitet hatte, konnte man ihn nicht unbedingt als Schwächling bezeichnen. Er besaß sogar eine kleine Pistole.
    Die er in der Kabine aufbewahrte.
    Und nie, wirklich niemals, hätte er so etwas erwartet.
    Er hatte den Luftzug von der Bewegung gespürt. Doch ihm blieb nicht einmal der Bruchteil einer Sekunde, um sich gegen den Angriff zu wehren. Kaum hatte er sich ein Stück aufgerichtet, da stürzte er schon wieder.
    Das Wasser empfing ihn mit eisiger Kälte, die den stechenden Schmerz betäubte. Er sank, sank in die Dunkelheit des Ozeans. Vor ihm aber stieg etwas nach oben. Etwas Rotes …
    Es war sein Blut. Mit einer sonderbaren Gelassenheit stellte er fest, dass der rote Schwall aus seiner Brust schoss wie ein Geysir.
    Er fühlte sich benommen, starr vor Kälte und Schock. Doch sein Gehirn funktionierte noch immer. Traurigkeit überkam ihn, als ihm klar wurde, dass er gleich sterben würde.
    Was für ein Dummkopf er doch gewesen war. Er hätte es kommen sehen müssen.
    Aber so was war ihm nicht in den Sinn gekommen, und nun war es zu spät.
    Ja, sein Leben ging zu Ende. Er konnte seine Hände und Füße gar nicht mehr fühlen. Seine Lungen brannten, und noch immer sprudelte das Blut aus ihm heraus, verteilte sich im Wasser und trübte ihm die Sicht. Wahrscheinlich hatte er ein Loch in der Lunge. Nicht dass er sich in Anatomie jemals besonders gut ausgekannt hätte.
    Aber das brauchte er auch nicht, um zu kapieren, dass er gerade starb.
    Auf dem Wasser zu sein war wie der Himmel auf Erden. War ihm dieser Gedanke nicht gerade vorhin noch durch den Kopf gegangen? Was wartete nun unter Wasser auf ihn? Er konnte nur beten, dass es auch wie im Himmel sein würde, wenn die Dunkelheit und die Taubheit und dieser rote Fluss von Blut ihn ganz verließen.
    Ich hatte noch so viel vor, wollte noch so viel sehen in meinem Leben, dachte er. Zu spät.
    Was für ein Idiot er doch gewesen war.
    Immer weiter umhüllte ihn das schwarze Nichts, vertrieb die letzten lichten Momente, die durch sein Bewusstsein zogen. Und es war seltsam sanft. Der letzte helle Funken erlosch so schnell. Sekunden vergingen, Bruchteile von Sekunden.
    Ein Leben. Sein Leben.
    Der Tod war Gewissheit. Eddie war stark. Er glaubte auch, dass er ein guter Kerl gewesen war.
    Aber er hatte Angst.
    Ein merkwürdiges Geräusch schwirrte durch seine Ohren. Ein Ton, der hier in seinem Wasserbett irgendwie fehl am Platz schien. Wie das Peitschen des Windes und Pferde, die über Wind und Wellen jagten. Pferde, schwarz wie die Nacht. Doch sie hoben sich von der noch dichteren Dunkelheit dahinter ab. Etwas Beängstigendes ging von ihnen aus, trotzdem war ihr Anblick so schön … so beruhigend.
    Und dann streckte sich ihm in der Dunkelheit eine Hand entgegen …
    Dieses E-Book wurde von der "Verlagsgruppe Weltbild GmbH" für Elke Spieß mit der ID 2152391 generiert. ©2012

1. KAPITEL
    Dublin, Irland
    „Aus dem Weg!“
    „Was ist mit ihm? Oh Gott, mein Mann! Lassen Sie mich zu meinem Mann!“
    Caer Cavannaugh hörte die Frau hinter dem Vorhang hysterisch lärmen. Sie bekam auch mit, wie die Triageschwester beruhigend auf sie einredete. Sie versuchte die Frau von den Ärzten abzuschirmen, die gerade mit ihren hektischen Rettungsmaßnahmen beschäftigt waren.
    Ihr Mann war mit schwer einzuordnenden Symptomen eingeliefert worden. Offenbar hatte alles kurz nach seiner Ankunft in Dublin vor zwölf Stunden begonnen. Laut seiner Krankenakte war er bereits in den Siebzigern und bisher bei guter Gesundheit gewesen. Kurz nachdem er mit seiner Frau im Hotel eingecheckt hatte und zu einer Veranstaltung gegangen war, hatte es angefangen. Plötzlich hatte er über fürchterliche Magenschmerzen geklagt. Dann war er von einem solchen Schwächeanfall überwältigt worden, dass er sich
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