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Sühnetag - Patterson, J: Sühnetag - Worst Case

Sühnetag - Patterson, J: Sühnetag - Worst Case

Titel: Sühnetag - Patterson, J: Sühnetag - Worst Case
Autoren: James Patterson
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sollen.«
    » Ach, du bringst uns das Menschsein bei?«, rief Emily. » Hab ich wohl falsch verstanden. Ich dachte, du bringst nur Kinder um!«

95
    Ich blickte auf meine Uhr und kniete neben dem » Mauseloch«, das die Geiselbefreier bereits in der Wand geöffnet hatten, um den Sprengstoff zu umgehen. Oben an der schmalen Treppe schraubte ich die grelle Neonröhre ab, legte sie vorsichtig auf den staubigen Marmorboden und zog langsam die Tür auf.
    Etwa sieben Meter entfernt standen Mooney und seine Gefangenen mit dem Rücken zu mir an der Brüstung des Balkons, und er redete mit Emily unten im Parkett. Genau in der Mitte zwischen uns befand sich ein eineinhalb Meter breiter Streifen Sonnenlicht, der durch das Fenster an der Fassade des Börsengebäudes fiel. Einen Moment lang starrte ich auf das Licht, bevor ich den Mund öffnete.
    » Francis! Hierher! Hey, hören Sie nicht auf sie!«, rief ich ihm zu.
    Wütend und verwirrt wirbelte Mooney herum und hielt den Auslöser in meine Richtung.
    » Sie haben sich an mich rangeschlichen? Keine Mätzchen, sonst drücke ich drauf!«, schrie er. » Und zwar gleich. Ich mache alle fertig! Wo sind die Väter? Warum hört hier niemand auf mich?«
    Voll Besorgnis blickte ich auf die beiden Schüler und den Sohn des Sicherheitschefs, die Mooney an sich gefesselt hatte. Sie waren blass und teilnahmslos, sie schwitzten, hatten glänzende Augen. Ich dachte an meinen ältesten Sohn, Brian, der nur ein paar Jahre jünger war. Ich wollte, dass die beiden hier weiterlebten. Dafür musste ich sorgen. Irgendwie.
    » Francis! Beruhigen Sie sich, Mann! Ich bin’s, Mike Bennett!«, sagte ich und hob meine Hände langsam über den Kopf. » Ich schleiche mich nicht an Sie heran. Die Väter sind gleich hier in der Eingangshalle, wie Sie es wollten. Ich lasse sie rein, und Sie lassen die Jungs gehen. Werden Sie mit mir zusammenarbeiten?«
    Mooney trat einen Schritt auf mich zu. Seine Augen hinter der Brille funkelten, starrten mich beunruhigend intensiv an. Seine zusammengebundenen Hände mit dem Auslöser zitterten, sein rechter Zeigefinger zuckte über dem Schalter.
    Ich musste mir etwas einfallen lassen, um ihn zu beruhigen. Emilys Schimpftirade hatte als Ablenkung dienen sollen, doch sie hatte ihn damit auch aufgepeitscht. Jetzt bestand die Gefahr, dass er den Plastiksprengstoff aus Versehen zündete.
    Mooney spähte hinter mir ins abgedunkelte Treppenhaus. » Wo sind sie?«, wollte er wissen.
    » Unten an der Treppe, Francis. Sie warten darauf, hochkommen zu dürfen«, antwortete ich.
    » Sie lügen«, behauptete Mooney.
    » Nein«, versicherte ich ihm und blickte ihm kopfschüttelnd in die Augen. » Keine Lügen mehr, Francis. Wir wollen doch für alle nur das Beste. Für Sie. Für diese Kinder. Die Väter wollen wirklich den Platz ihrer Söhne einnehmen. Sie sind sogar dankbar, dass Sie ihnen die Möglichkeit geben.«
    » Ja, als würde ich das glauben«, blaffte Mooney und trat mit zusammengekniffenen Augen einen Schritt näher, um im düsteren Treppenhaus etwas erkennen zu können.
    » Ich lasse niemanden gehen, bis die Väter diese Treppe heraufgekommen sind und vor mir stehen. So läuft’s und nicht anders, Mike. Das ist nicht verhandelbar. Holen Sie sie jetzt hoch.«
    Ich drehte mich um, als hätte ich hinter mir etwas gehört.
    » Okay, Francis«, sagte ich. » Sie sind jetzt direkt hinter mir auf der Treppe. Machen wir es doch so: Sie kommen ein Stück vor und blicken zuerst durch die Tür. Sie können sich überzeugen, dass sie es sind. Dann können Sie die Jungs freilassen. Ich möchte nicht, dass Sie glauben, es wäre ein Trick.«
    Mooney dachte darüber nach.
    » Okay.« Er trat einen Schritt näher.
    Das Sonnenlicht spiegelte sich auf seinen Schuhen, traf seine Beine, seinen Oberkörper, seine beiden Hände, die den Auslöser wie zum Gebet umklammerten.
    » Hab ihn«, meldete der Scharfschütze auf der anderen Seite der Straße über Funk in meinen Kopfhörer.
    Ich ließ mich auf den Boden fallen.

96
    Mooney, im Lichtschein von Staub umwirbelt, blickte mich verwirrt an, als ich auf den Boden aufschlug. Dann drehte er sich zum Fenster, vor das ich ihn gelockt hatte. Das Glas des langen Fensters schien erst zu zerbersten, als Mooney getroffen worden war. In dem einen Moment stand er noch da, im anderen zersplitterte das Glas mit höllischem Lärm, und Mooney fiel rückwärts auf den Boden, wo er sitzen blieb.
    Das Blut, das aus seinen Handgelenken spritzte, sah auf dem hellen,
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